Essen. . Henny und Helmuth Blaschke aus Essen haben im Jahr 1947 geheiratet. Wie sie ihre Ehe und Liebe über 70 Jahre frisch gehalten haben.
Wer bei Henny und Helmuth Blaschke auf dem Sofa sitzt, kommt an einem Gläschen Sekt nicht vorbei. „Jeden Tag genießen“, so lautet das Lebensmotto des Paares. Das ist, und das merkt man an jeder Geste, jedem Blick, nicht nur ein Ehepaar, sondern immer noch ein Liebespaar. Und zwar seit 70 Jahren.
Wenn Helmuth Blaschke von der ersten Zeit der Verliebtheit erzählt, dann ist der 93-Jährige wieder der junge Mann von damals. Lange und intensiv musste er um seine Henny werben, bis sie ihn endlich erhörte. „Ich habe nach dem Krieg im Elektrogeschäft Karl Schmidt auf der Rüttenscheider Straße gearbeitet und meine Frau ein paar Meter weiter beim Sanitätshaus Haase“, erzählt er, „deswegen sind wir uns täglich mehrfach begegnet.“
Junge Henny erteilt Helmuth erstmal eine Abfuhr
Schon bald versuchte der Elektrotechniker sein Glück bei der hübschen 19-Jährigen, lud sie zum Tanz ein – und erhielt erst einmal Absagen. „Ich hatte eben viele Kavaliere“, sagt die 90-jährige Henny Blaschke und schmunzelt bei dieser Erinnerung. Ein paar Monate ließ sie ihn zappeln, dann kam die Initiative von ihr. „Und da war ich dann beleidigt und zurückhaltend“, so Helmuth Blaschke.
Aber nicht lange. Kurz darauf wurde bereits die Verlobung gefeiert und am 20. Dezember 1947 im Rellinghauser Rathaus geheiratet. „Wir mussten alles für die Hochzeit auf dem Schwarzmarkt besorgen“, erzählt Helmuth Blaschke, „das waren eben schwere Zeiten damals.“
Davon sieht man auf dem Schwarz-Weiß-Foto nichts: Es zeigt eine junge Frau, die sich an ihren hochgewachsenen blonden Mann schmiegt. Beide sind elegant gekleidet: sie im Spitzenkleid, er mit Zylinder.
Viel feiern und der Genuss halten jung
Sieben Jahrzehnte liegen zwischen dem Foto und dem grauhaarigen Paar, das sich in seiner Wohnung auf der Margarethenhöhe zuprostet und, ungeachtet der Warnhinweise auf den Schachteln, genussvoll ein Zigarettchen schmaucht. Immer noch sind Henny und Helmuth Blaschke schlank und rank, legen Wert auf ein gepflegtes Äußeres. Sich im Alter gehen zu lassen, das kommt für beide nicht infrage.
Zu ihrem Wohlbefinden gehört seit sieben Jahrzehnten auch die Geselligkeit. „Wir haben viel gefeiert, sind oft und gerne ausgegangen, besonders zum Tanzen“, sagt Henny Blaschke und zählt die Namen der vielen Tanzlokale auf, die es in den 1950er und 1960er Jahren in der Stadt gab.
Getanzt wird heute zwar nicht mehr, aber mindestens einmal in der Woche sitzen die Blaschkes bei Wirtin Rosa in ihrer Lieblingskneipe in Holsterhausen. Und natürlich wird die Gnadenhochzeit anständig gefeiert: mit Sekt, einem Büffet und vielen Freunden und Verwandten im Hülsmannshof.
Gibt es ein Patentrezept für eine gute Ehe?
Ein Patentrezept für ihre lange und gute Ehe haben sie nicht. Ihr Leben sei eigentlich so typisch verlaufen, wie für die meisten Menschen ihrer Generation. So blieb Henny Blaschke zuhause, während ihr Mann das Geld verdiente. Sie schmiss den Haushalt, kümmerte sich um die 1953 geborene Tochter Dagmar, pflegte später ihre Eltern und die Schwiegereltern.
Vom gerne zitierten Wirtschaftswachstum der 1950er Jahre profitierten auch sie, konnten sich mehr und mehr leisten: die erste eigene Wohnung („Das war eine Hucke“ sagt Helmuth Blaschke), ein Auto, dann unvergessene Urlaube im schönen Süden. „Spanien, Italien, Frankreich, Portugal, wir sind schon früh gereist, waren überall und haben uns immer etwas gegönnt“, erinnert sich Henny Blaschke.
Krebserkrankung war eine schwere Probe
Doch so typisch die Rollenverteilung auch anmutet, Helmuth Blaschke war kein Pascha. Für ihn war es selbstverständlich, im Haushalt mitzuhelfen; dazu war er immer großzügig und hat seiner Frau freien Raum gelassen, ohne sie zu gängeln. Großzügigkeit, Geselligkeit und Gleichberechtigung – vielleicht sind das die Geheimnisse ihrer Liebe.
Die wurde spät noch einmal auf eine schwere Probe gestellt: Vor 15 Jahre erkrankte Henny Blaschke an akuter Leukämie – und kämpfte lange um ihr Leben. Gemeinsam überstanden die Blaschkes diese schwere Zeit, natürlich mit Unterstützung von Tochter Dagmar und Schwiegersohn Richard, zu denen sie ein enges Verhältnis haben. Seitdem führt Helmuth Blaschke alleine den Haushalt, kauft ein, kocht und versucht, seine Frau zu verwöhnen. Rindfleischsüppchen gibt es heute, „das ist mein Spezialrezept“, sagt er.