Essen. Die EMG hat die Terrorsperren auf dem Essener Weihnachtsmarkt mit Schleifen verziert. Ist das schön oder zynisch? Ein Pro und Contra.
Pro: Verschönern ist besser, als über Tristesse zu jammern
Glitzernde Lichter, bunte Kugeln und dann das triste Grau der Terrorsperren – so rauscht die mühevoll beschworene festliche Atmosphäre auf dem Weihnachtsmarkt direkt in den Keller. Weihnachten ist eine Genusszeit, und da passen die hässlichen Betonklötze nicht rein. Arrangieren müssen wir uns mit ihnen aber nun mal. Deshalb ist Verschönern besser, als über die Stimmungskiller zu jammern.
Klar ist: Durch die Verkleidung geht das ungute Gefühl beim Marktbesuch nicht weg. Dass auf dem Weihnachtsmarkt über die Terrorgefahr gesprochen wird, müssen wir im Jahr 2017 hinnehmen. Die Sperren sind aber nicht der Keim der Sorgen. Der Anschlag in Berlin und die Meldungen über angebliche IS-Anhänger haben Spuren hinterlassen. Essen tritt dem mit roten Schleifen entgegen.
Die Farbtupfer sind ein Zeichen des Trotzes: Die Marketinggesellschaft tut alles, um die Großveranstaltung zu retten. Gleichzeitig zeigt es: Wir lassen uns unser Fest nicht kaputt machen. Und vielleicht bemerken manche beim Bummel den schönen Nebeneffekt: Es wird über die Optik der Sperren diskutiert – und nicht über den Grund für ihr Dasein.
Contra: Die Schleifen sind lächerlich und zynisch
Eine Schleife um die Terrorsperren – Beton zu verschönern ist doch immer gut, oder? Nein, ist es nicht. Auch wenn es noch so viele Städte machen, die Sache ist lächerlich und zynisch. Denn warum muss es diese Sperren geben? Weil vor einem Jahr der Tunesier Anis Amri, der während der Flüchtlingskrise illegal ins Land kam, mit einem Lkw auf einem Weihnachtsmarkt in Berlin zwölf Menschen tötete.
Amri hätte sich in Deutschland gar nicht aufhalten dürfen, Hinweise auf seine islamistisch motivierte Mordgier gingen im Behördenwirrwarr unter. Staatsversagen erster Güte ist es also, das die hässlichen Quader nötig macht. Sie sollen verhindern, dass sich eine solche Tat wiederholt. Vor diesem Hintergrund verbietet es sich, die Mahnmale eines schrecklichen Massakers nett zu verzieren und damit – wie ungewollt auch immer – zu verharmlosen.
Die Gefahr ist eben da, und soll in ihrer nackten Härte ruhig erkennbar sein. Das hat mehr Würde. Schließlich stecken wir die Polizisten, die auf dem Weihnachtsmarkt patrouillieren, auch nicht in Nikolaus-Kostüme und an die Maschinenpistolen hängen wir keine Lebkuchenherzen. Noch nicht jedenfalls.