Essen. Die Kreisgruppe Essen des Bundes Deutscher Architekten hat fünf unterschiedliche Projekte mit Auszeichnungen und Anerkennungspreisen geehrt.
Gute Bauten – vielen Bürgern fällt zu diesem Stichwort nicht gerade die Gegenwartsarchitektur ein, die das menschliche Maß zu oft außer Acht lässt, oft Kälte und eine sterile Modernität ausstrahlt. Nicht zufällig gibt es auch in Essen Initiativen, die eine Rekonstruktion verlorengegangener Bauten fordern. Zeitgenössische Architekten sehen das naturgemäß anders, eine Jury der Kreisgruppe Essen des Bundes Deutscher Architekten unterstreicht dies alle drei Jahre mit Preisen für gelungene Bau-Beispiele.
Wenig verwunderlich, dass sich unter den ausgezeichneten Arbeiten 2017 ein Gebäudekomplex befindet, der zu den spektakulärsten Neubauten seit langem in Essen zählt: die Folkwang-Universität der Künste auf dem Zollverein-Gelände mit ihrer schillernden Zinkblech-Fassade und den versetzten, dennoch geschlossen wirkendem Baukörper. Wo andere Neubauten sich eher phantasielos an die bestehende Bauhaus-Architektur anpassten, ist hier auf Zollverein endlich einmal eine mutige Auseinandersetzung gelungen, die eigene Akzente setzt, ohne nach vorlauten Mätzchen zu greifen.
Am Ende sind es aber die kleineren Projekte, die mindestens ebenso wichtig sind. „Es gibt spektakuläre Landmarken und es gibt bescheidene Objekte, die dennoch einen großen Beitrag zur Baukultur leisten“, heißt es in der Preisbeschreibung des BDA. Der Jury, der beratend auch der Autor dieses Textes angehörte, war es deshalb eine Freude, in diesem Sinne gelungene Beispiele ehren zu können. So gelang dem allseits bekannten Architekten Heinrich Böll mit dem Neubau des Gemeindezentrums der evangelischen Kirchengemeinde Altenessen-Karnap ein lichter und luftiger Bau im Stil der unterschätzten Architektur der 1950er-Jahre.
Die dritte Auszeichnung entfiel auf eine Bredeneyer Neubauvilla, die das Architekturthema des Bungalows neu interpretierte. Sicher nichts für den kleinen Geldbeutel, doch bürgt auch ein großes Budget eben nicht unbedingt für gute Architektur, wie man in Essener Villengebieten sehen kann.
Ebenso interessant wie die drei Auszeichnungen sind die zwei Anerkennungspreise. In der Liebrechtstraße in Überruhr bewies eine Architektengemeinschaft, dass Notunterkünfte für von Obdachlosigkeit bedrohte Menschen keineswegs würdelos daherkommen müssen. Die drei Pavillons, eingebettet in einer baumbestandenen Grünfläche, haben nichts von jener Container-Trübsal, die solche Einrichtungen häufig auszeichnet. Auch innen kann sich das Projekt sehen lassen, das bis zu 119 Menschen eine kleine Wohnung als Notschlafplatz bietet. Robustheit und ästethischer Anspruch müssen kein Widerspruch sein. Lobenswert, dass die Stadt sich hier auf eine möglicherweise geringfügig teurere, aber im wahrsten Sinne nachhaltige Lösung einließ.
Eine Anerkennung erhielt auch ein noch recht neuer Blickfang an der Franziskastraße in Rüttenscheid: die Kita der Kirchengemeinde St. Ludgerus. Von außen dominiert dezentes Grau, hingegen schillern die innen liegenden Gebäude, die Bauklötzchen ähneln, in vielen Farben. Was man sonst vielleicht kitschig nennen würde, passt hier zum Zweck, nämlich Kindern eine anregende Atmosphäre zu bieten. Häuser, die wie große Spielzeuge wirken – bei einer Kita kann man das machen..