Werden. . Grimmig, aber voller Würde schauen die Reichsgründer von 1871, General Moltke, Kaiser Wilhelm I. und der Reichskanzler Fürst Bismarck auf ihre Betrachter herab. Die drei Statuen wirken, als wenn sie den ehemaligen Friedhof an der Dückerstraße bewachen würden. Doch der Schein trügt: Als die drei Herren hier aufgestellt wurden, war das erste kommunale Begräbnisfeld in der Stadt längst Geschichte. Moltke, Bismarck und der Kaiser, erschaffen von dem Werdener Bildhauer Wilhelm Albermann, zierten bis 1932 die alte Ruhrbrücke und wurden erst nach deren Abbruch in die Dücker-straße verbannt.

Grimmig, aber voller Würde schauen die Reichsgründer von 1871, General Moltke, Kaiser Wilhelm I. und der Reichskanzler Fürst Bismarck auf ihre Betrachter herab. Die drei Statuen wirken, als wenn sie den ehemaligen Friedhof an der Dückerstraße bewachen würden. Doch der Schein trügt: Als die drei Herren hier aufgestellt wurden, war das erste kommunale Begräbnisfeld in der Stadt längst Geschichte. Moltke, Bismarck und der Kaiser, erschaffen von dem Werdener Bildhauer Wilhelm Albermann, zierten bis 1932 die alte Ruhrbrücke und wurden erst nach deren Abbruch in die Dücker-straße verbannt.

Dort, in direkter Nachbarschaft zur mittelalterlichen Luciuskirche, wurde der Friedhof 1824 angelegt und bereits 52 Jahre später wegen voller Belegung geschlossen. „Dann durften nur noch die großen Gruften weiter belegt werden“, sagt Michael Ludger Maas und zeigt auf ein verwittertes Grabmal, das zwischen Büschen am Rande des einstigen Friedhofs steht. „Hier fand 1933 die letzte Beerdigung statt. Die Gruft gehört der Tuchmacherfamilie Hobmann.“ Der Beamte ist so etwas wie der Friedhofexperte der Stadt. „Friedhöfe sind wie aufgeschlagene Geschichtsbücher“, erklärt er seine Faszination.

Bekannte Werdener Familien

Laut einer Urkunde existiert eine Begräbnisstätte an der heutigen Dückerstraße bereits seit 1103, doch finden sich aus dieser Zeit keinen steinernen Zeugen. Anders beim vor 193 Jahren eröffneten Friedhof: „30 sichtbare Grabmale sind noch da“, weiß Michael Ludger Maas. Es sind vor allen Dingen Grabsteine bekannter Werdener Familien. Tuchmacher, Ärzte, Honoratioren, deren Wichtigkeit noch über den Tod hinaus anhand der pompösen Grabstätten belegt ist.

Ihre Namen haben in Werden und Essen immer noch einen Klang: Die Forstmanns, Mintrops, Schulte-Barkhovens, Vogelsangs und Mittwegs haben die Geschichte der Stadt mitgeprägt. Mintrop war ein bekannter Werdener Weinhändler, die Schulte-Barkhovens Gutsbesitzer und mehrere Generationen der Forstmanns waren Werdener Ärzte. Das schönste Jugendstilgrabmal hat die Familie Mellinghoff, ebenfalls eine Ärztefamilie. Ganz in der Nähe steht ein großer Stein mit lateinischer Inschrift der einst das eiserne Friedhofskreuz trug. „Wenn die Posaune erschallt, werden die Toten auferstehen“, übersetzt Michael Ludger Maas.

Die meisten Grabmäler werden nicht mehr gepflegt, es gibt meist keine direkten Nachfahren und wenn, dann leben sie an fernen Orten. So sind die Inschriften verwittert, die Grabplatten beschädigt, mit Moos überzogen oder zugewuchert. Das ist so gewollt und wird auch nicht verändert. Denn der ganze ehemalige Friedhof steht seit 1994 unter Denkmalschutz und ist längst ein kleiner idyllischer Park der Stille, mit alten Bäumen und ein paar Bänken, die zum Ausruhen einladen. Der mächtigste Baum steht mitten auf der grünen Wiese: Eine riesige ausladende Buche, die so alt scheint, wie der Friedhof selbst. Sie wacht über die einfachen Leute, die Mägde und Knechte, die Schuhmacher und Weber, die hier begraben wurden. Von ihnen gibt es keine Zeugnisse mehr.