Essen. . „Dirty Dancing“ im Colosseum. Zum Jubiläum des Kultfilms ist das Musical auf Tour: Applaus für mehr Songs, mehr Tempo und die berühmte Hebefigur

Die berühmteste Hebefigur der Filmgeschichte hat nun auch schon 30 Jahre auf dem Buckel. Als „Dirty Dancing“ 1987 in die Kinos kam, da war der Mambo noch getanzte Revolte und der Beweis, dass zu emotionalen Höhenflügen manchmal auch eine straffe Bauchmuskultur und gute Balance gehören. Wer sich damals schon für Babys quirlige Drehungen und Johnnys laszive Hüftschwünge begeisterte, der wird heute im gesetzten Alter mit noch mehr Bewunderung all den kühnen Überschlägen, den akrobatischen Mambo-Verknotungen und dem erotischen Beckenkreisen folgen. „Dirty Dancing“ hat auf der Bühne noch einmal an Tempo zugelegt. Im 30. Jubiläumsjahr ist die Original-Produktion in Deutschland, Österreich und der Schweiz auf großer Tour und macht bis Sonntag auch im Colosseum-Theater Station.

Das vornehmlich weibliche und extrem inhaltsvertraute Publikum kann sich dabei auf Werktreue verlassen. In „Kellerman’s Hotel“ wird zur Unterhaltung der Feriengäste immer noch Sackhüpfen gespielt, Martin Luther Kings Reden werden am Lagerfeuer von Gitarrenmusik begleitet. Und während politisch ein Ruck durchs Land gehen soll, erlebt Frances „Baby“ Houseman im Urlaub zum ersten Mal, wie die Hormone tanzen.

Jugendlicher Überschwang und Sex-Appeal

Mehr als 50 Songs haben die Musical-Macher in die überarbeitete Bühnenshow gepfropft. Die Dialoge sind kurz und zackig, die Szenenwechsel rasant, die Bühnentechnik dreht auf Hochtouren. Die wesentlichen Sätze kann die Mehrheit des Publikums, das sich seit 30 Jahren in nostalgieseligen „Dirty Dancing“-Fernsehnächten am Schmuddeltanz berauscht, ohnehin auswendig mitsprechen. Und wenn Tanzlehrer Johnny schließlich „Mein Baby gehört zu mir“ in die Runde wirft , dann geht ein seliges Raunen durch den Saal. „The Time Of My Life“ heißt der große Dirty-Dancing-Hit, aber die Show spielt auch alle anderen von „Hungry Eyes“ bis „She’s Like The Wind“.

Leadsängerin Tertia Botha sorgt dabei für den mitreißenden Live-Sound, das sportliche Tanzensemble treibt die Bühnentemperatur dazu in Jeans und Hotpants hoch. Anna-Louise Weihrauchs „Baby“ überzeugt als unschuldiges Ding in Shorts und Ringelshirt, bei dem sich jugendlicher Überschwang und Sex-Appeal, politisches Engagement und sinnliches Erwachen allmählich erwachen.

Den Hulasong so schön verhunzt

Máté Gyenei macht als Tanzlehrer Johnny eine erstklassige Figur, ohne den Underdog allerdings allzu deutlich durchschimmern zu lassen, während Marie-Luisa Kaster als geschwängerte Penny nicht nur durch die atemberaubende Beinlänge in Erinnerung bleibt. Mit Natalya Bogdanis als Babys Schwester Lisa steht auch eine Folkwang-Absolventin auf der Bühne, die mit herrlich komischem Talent den Hulasong so verhunzt, dass Szenenapplaus aufbrandet. Der letzte Tanz aber gehört Baby und Johnny – und der berühmtesten Hebefigur aller Tanzfilmzeiten.

Die Tour zum Kinojubiläum

1987 war „Dirty Dancing“ ein Überraschungserfolg, von vielen zunächst als „seicht“ belächelt. 30 Jahre später ist der Film längst Kult. Neben Jennifer Grey als Baby Houseman spielte der inzwischen verstorbene Patrick Swayze damals den Tanzlehrer Johnny Castle.

Das Original der gleichnamigen Bühnenversion ist zum Jubiläum auf großer Tour im deutschsprachigen Raum. Im Essener Colosseum ist die Show bis zum 19. November zu erleben, Fr 20 Uhr, Sa 15 und 20 Uhr, So 19 Uhr. Tickets: 29,90 bis 89,90 Euro: 0209-1477920.