Das Zukunft Bildungswerk bietet in Essen sehr beliebte Deutschkurse für Frauen an. Doch ohne Kinderbetreuung läuft nichts – und die ist teuer.

Sie fahren mit Kind, Kegel und Kinderwagen im Bus von Steele oder Horst nach Karnap, um in der Maria-Kundigunda-Schule Deutsch zu lernen: Junge Mütter, die als Flüchtlinge nach Essen gekommen sind, und nun Deutschkenntnisse und Selbstständigkeit erwerben wollen. „An den Kursen können sie nur teilnehmen, weil wir ihre Kinder betreuen“, sagt der Geschäftsführer des Zukunft Bildungswerks, Turgay Tahtabas. Doch langsam wachsen dem Bildungswerk die Kosten für die Kinderbetreuung über den Kopf.

Neben dem Angebot in Karnap organisiert das Bildungswerk auch Kurse in der Regenbogenschule in Frillendorf, die ähnlich beliebt sind. Die Kosten für die Kursleiter – oft Lehramtsstudenten – bestreite man aus Bordmitteln. Bisher habe man auch das Honorar für die Frauen, die die Kinder betreuen, gestemmt. Jüngst habe dann die Volkshochschule mit einer Spende 100 Betreuungsstunden gesponsert. Nun hofft Tahtabas, dass sich weitere Sponsoren finden oder Frauen, die ehrenamtlich Kinder betreuen.

„Viele Teilnehmerinnen müssten sonst erst warten, bis ihr Kind einen Kita-Platz hat“, sagt Tahtabas. Dabei sei es für die Integration so wichtig, dass sie so schnell wie möglich Deutsch lernen: „Davon profitiert auch die Stadtgesellschaft.“ Allein in Karnap habe er drei Gruppen mit gut 40 sehr motivierten Frauen: Einige, die erst alphabetisiert werden müssen, aber auch eine Psychologin, „die hier wertvolle Arbeit leisten könnte. Bloß ohne Deutschkenntnisse ist sie nur ein halber Mensch“.

Turgay Tahtabas, der 1966 in der Türkei geboren wurde und 1989 nach Deutschland kam, kennt dieses Gefühl: Er sei damals mit dem Rad von Kray nach Altenessen gefahren, um Deutsch zu lernen. Das Zukunft Bildungswerk hat er 2015 gegründet, um Einwanderer-Kindern den Start zu erleichtern; es schickt Bildungsbegleiter an Kitas und Schulen und ist als Träger der freien Jugendhilfe anerkannt. Es bietet auch Deutschkurse und Ferienschulen für Flüchtlingskinder an. Tahtabas ist für sein Engagement mit dem Talent-Award Ruhr 2017 ausgezeichnet worden.

Für die Kursteilnehmerinnen wünscht er sich auch deutsche Patinnen: „Damit sie sich mal auf Deutsch unterhalten können.“