Gelsenkirchen/Essen. . Mehrfach griff Mohamed L. (28) im Wahn Menschen an. Das Schwurgericht entscheidet über seine Unterbringung in der geschlossenen Psychiatrie.

Gefährlich soll er sein, aber auch psychisch krank. Davon geht die Staatsanwaltschaft aus, die vor dem Essener Schwurgericht die Unterbringung von Mohamed L. (28) in der geschlossenen Psychiatrie beantragt hat. In zwei Gelsenkirchener Asylbewerberheimen soll er Menschen angegriffen haben. Versuchter Totschlag wird ihm vorgeworfen.

Es sind zwei Taten, die laut Antragsschrift glimpflich ausgingen. Am 24. Januar 2017 habe er mittags im Speisesaal des Heimes an der Adenauerallee eine Mitarbeiterin mit Faust und Gabel angegriffen. Sie kam mit einem Kratzer an der Wange davon. Nachher bewaffnete er sich mit einem dicken Ast, drohte Helfern, sie tot zu schlagen.

Bei seinem Asylantrag gab er sich als Iraker aus

Knapp vier Monate später der zweite Angriff, zwischenzeitlich war er in der Psychiatrie behandelt worden. Morgens griff er am 12. Mai im Heim an der Katernberger Straße einen Mann mit einem Küchenmesser an. Auch diese Tat blieb ohne größere Folgen. Als ein anderer Mann ihm das Messer aus der Hand schlug und ihn am Boden fixierte, beschwerte er sich: „Warum nehmt ihr mir das Messer weg? Ich wollte ihn doch umbringen.“

Stimmen hört er, sagt er. Stimmen, die ihm Böses befehlen. Der Tunesier redet offen vor Gericht. Warum er sich bei seinem Asylantrag als Iraker ausgegeben hat? „Das ist mir geraten worden, weil man als Tunesier keine Chance auf Asyl hat.“ Die Mitarbeiterin aus dem Heim, die angegriffen worden war, schildert ihn als eigentlich ruhigen Menschen. Schon vor der ersten Tat war er in Behandlung.

Auch das Pfefferspray blieb ohne Wirkung

Die Erzählung einer Polizistin, die ihn mit Kollegen am 24. Januar festnahm, beschreibt einen Menschen im Wahn. Bewaffnet mit einer Leiter hielt er die Beamten auf Distanz, war nicht ansprechbar, rannte los, entwickelte offenbar Bärenkräfte. Auch das Pfefferspray, das seine Augen rötete, blieb ohne Wirkung. „Der war in seinem eigenen Film“, sagt die 26-Jährige.

Zum Schluss griff er sich einen dicken Ast. Ein Kollege habe von einem Lastwagen eine Schaufel genommen und ihm zugesetzt. „Wie ein Schwerterkampf“, erinnert sie sich. Ein Schlag mit der Schaufel gegen den Kopf des Tunesiers beendete den Kampf. Für den Fall hat das Gericht einen weiteren Tag angesetzt.