Essen. . „Spiel“ bringt internationales Flair nach Essen. 65 Prozent der 1100 Aussteller sind aus dem Ausland. Besucher verlassen Messe mit vollen Tüten.

  • Die „Spieltage Essenl“ bringen vier Tage lang internationales Flair in die Stadt
  • 65 Prozent der 1100 Aussteller kommen aus dem Ausland, Besucher kommen aus aller Herren Länder
  • Gleich am ersten Tag ist der Ansturm auf die Messehallen groß, Besucher kehren mit vollen Taschen heim.

King Yeung, der Youtuber aus Hongkong, hat sich Deutschland bunter vorgestellt. „Ich bin zum ersten Mal bei der Spielemesse“, sagt der 24-Jährige.Gleich am Premierentag hat er voll zugeschlagen. Sein Rucksack steckt voller Gesellschaftsspiele und die blaue Reisetasche auch. „700 Euro habe ich bis jetzt ausgegeben“, fügt er hinzu.

Auch für seine Freunde Ka Yiu Cheung, Michael Ma und Freundin Connie Fok hat sich der erste Tag gelohnt. Sie haben jeweils 500 Euro hingeblättert. „Die Spiele haben wir gleich ins Hotel gebracht“, strahlen sie.

Vier Tage haben sie für die Spiel’ 17 eingeplant. Touristische Attraktionen wie Zollverein und Villa Hügel stehen nicht auf ihrem Plan. Die vier Hongkong-Chinesen kennen bis Sonntag nur ein Ziel: die Messehallen 1,2 und 3 sowie 6, 7 und 8. „Zuerst kaufen wir ein, dann spielen und testen wir.“

Das Adjektiv „International“ tragen die Essener Spieltage völlig zu Recht. Mit mehr als 1100 Ausstellern (Vorjahr 1021) aus 51 Nationen, 72 000 Quadratmeter Ausstellungsfläche (Vorjahr 64 000) und voraussichtlich mehr als 174 000 Besuchern stellen die Spieltage 2017 abermals neue Rekorde auf. Natürlich auch zur Freude des Beherbergungsgewerbes. „Die Hotels in Essen sind nahezu ausgebucht und bei der Plattform Airb’n’b geht schon Wochen vorher nichts mehr“, sagt Spieltage-Sprecher Frank Zirpins. Die Besucher aus dem Ausland machen es möglich.

Schon an Tag eins herrscht in den Hallen dichtes Gedränge: die Spieltische voll, die Schlangen lang und der Geräuschpegel, nun ja, gewöhnungsbedürftig hoch.

Babylonisches Sprachengewirr

Aus der alten flämischen Universitätsstadt ist die Psychologin Sonja Custers nach Essen gekommen.
Aus der alten flämischen Universitätsstadt ist die Psychologin Sonja Custers nach Essen gekommen. © Lars Heidrich

„Ich hätte nicht gedacht, dass es heute schon so voll ist, aber ich bin ja geduldig“, sagt Sonja Custers aus der flämisch-brabantischen Universitätsstadt Löwen. Die Psychologin sucht ein unterhaltsames Spiel für mehr als sieben Leute. „Das ist gar nicht so einfach.“ Vier Übernachtungen sind eingeplant. Ihr Mann Christof sei Stammgast bei den Spieltagen, sie selbst war in den letzten sechs Jahren schon dreimal hier. „Ich setze Spiele in meinem Job auch für die Therapie ein“, sagt sie. Zeige mir, wie du spielst, und ich sage dir, wer du bist.

Vor den Imbissständen in der Galeria – hier Döner, dort Falafel – bilden sich in der Mittagszeit lange Schlangen. Draußen scheint die Sonne, in großen und kleinen Gruppen wird aufgeregt gefachsimpelt. Dabei herrscht ein babylonisches Sprachengewirr. „65 Prozent der Aussteller kommen aus dem Ausland, die meisten aus Frankreich, Polen und USA“, betont der Spieltage-Sprecher.

Aussteller aus Kanada: Conor McGoey und seine Assistentin Jordan Marshall Doyle präsentieren das Spiel „Summit“.
Aussteller aus Kanada: Conor McGoey und seine Assistentin Jordan Marshall Doyle präsentieren das Spiel „Summit“. © GN

Conor McGoey aus Thunderbay (Ontario) hat letztes Jahr den Prototyp seines Spiels präsentiert, jetzt ist „Summit“ („Gipfel“) marktreif. „Ich liebe Europa und ich liebe die Atmosphäre der Spielemesse“, sagt der 35 Jahre alte Kanadier. Letztes Jahr hat er noch in Gelsenkirchen übernachtet, jetzt logiert er im Handelshof. „Nächstes Jahr komme ich garantiert wieder.“

Thomas H. Jeong aus Busan (Südkorea) ist – von einer kurzen Pause abgesehen – seit 2003 Stammgast der Messe. Sie sei weltweit eines der besten Events und für ihn auch in kommerzieller Hinsicht ein Erfolg. Außerdem pflege er hier Freundschaften, betont Herr Jeong. Im vergangenen Jahr habe er sogar Zeit für touristische Aktivitäten gehabt. „Wir konnten uns Zollverein anschauen. Einfach toll, in Südkorea gibt es nichts Vergleichbares.“

An den Bushaltestellen bilden sich große Trauben. Die U 11 setzt Sonderzüge ein, die Bahnsteige sind gerappelt voll. Ein Bild prägt sich besonders ein. Wie Sammler und Jäger schleppen die Besucher taschenweise Spiele nach Hause. Ihr zufriedener, bisweilen sogar beseelter Gesichtsausdruck sagt alles.

Die Spiele des Jahres von 2007 bis 2017

2007

Zooloretto

2008

Keltis

2009

Dominion

2010

Dixit

2011

Qwirkle

2012

Kingdom Builder

2013

Hanabi

2014

Camel Up

2015

Colt Express

2016

Codenames

2017

Kingdomino

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