Essen. . Die städtisch beherrschte Wohnungsgesellschaft reagiert auf die steigende Nachfrage nach preiswertem Wohnraum. Reichen wird das nicht.

  • Allbau will fünf Mal so viele Sozialwohnungen bauen. Angebot an die Gesellschafter
  • Investition würde auf Kosten der Gewinnausschüttung an Stadt uns Sparkasse gehen
  • Fördermittel des Landes werden ausgeschöpft. Land „sehr hohes Niveau“ halten

Der Allbau will ab 2020 pro Jahr 200 Sozialwohnungen bauen. Ein entsprechendes Angebot habe das städtisch beherrschte Wohnungsunternehmen seinen Gesellschaftern gemacht, berichtete Allbau-Vorstand Dirk Miklikowski am Mittwoch am Rande eines Rundganges mit NRW-Bauministerin Ina Scharrenbach durch Altendorf, wo sich das Kabinettsmitglied über die soziale Wohnraumförderung informierte. Der Allbau reagiert mit der Offerte auf die steigende Nachfrage nach preiswertem Wohnraum, bedingt durch den Bevölkerungswachstum und den Zuzug an Flüchtlingen.

200 Sozialwohnungen pro Jahr: Laut Miklikowski wären dies fünf Mal so viele Mietpreis gebundene Wohnungen wie derzeit vom Allbau errichtet. Eine deutliche Erhöhung würde allerdings bedeuten, dass der Allbau weitaus weniger Gewinn an die Stadt Essen und die Sparkasse als Mitgesellschafter ausschütten wird. Pro Jahr waren es 15 Millionen Euro.

Fördertopf mit 14,2 Millionen Euro wird ausgeschöpft

Stadtweit werden jährlich zwischen 100 und 150 Sozialwohnungen neu gebaut. Im selben Zeitraum fallen aber durchschnittlich 700 Wohnungen aufgrund ihres Alters aus der Preisbindung. Immerhin: Die Fördermittel des Landes in Höhe von 14,2 Millionen Euro pro Jahr werden inzwischen komplett abgerufen, berichtete Stefan Schwarz vom Amt für Stadterneuerung. Das war in den Vorjahren nicht immer der Fall.

Inzwischen hat das Land die Förderrichtlinien überarbeitet, Tilgungsnachlässe machen das Bauen von öffentlich geförderten Wohnungen attraktiver. Wie Ministerin Ina Scharrenbach im Gespräch mit dieser Zeitung erklärte, wird das Land die Wohnraumförderung „auf sehr hohem Niveau“ fortsetzen. Konkrete Zahlen nannte die Ministerin noch nicht. In den vergangenen Jahren hatte NRW jedes Jahr einen dreistelligen Millionenbetrag bereit gestellt, von dem auch die Stadt Essen profitierte.

Kufen bremst Erwartungen an sozialen Wohnungsbau

Sieben Millionen Euro flossen beispielsweise in das Neubauprojekt des Allbau in Altendorf. Dort und auch im Südostviertel modernisiert das Unternehmen insgesamt rund 1000 Wohnungen, die Dank der Förderung des Landes dennoch weiter als Sozialwohnungen angeboten werden können.

Aufgrund der nach wie vor niedrigen Zinsen auf dem Kapitalmarkt verzichten gleichwohl viele Investoren auf öffentliches Geld und finanzieren ihre Objekte lieber frei mit Krediten von den Banken. Oberbürgermeister Thomas Kufen bremste auch deshalb Erwartungen an den sozialen Wohnungsbau: „Unsere Probleme wird das nicht lösen.“ Allenfalls wo neue Bebauungspläne aufgestellt werden und wo die Stadt selbst Grundstückseigentümer ist, dürfte neuer, öffentlich geförderter Wohnraum entstehen.

Folglich ist zu erwarten, dass die Mietpreise anziehen werden. Gerade dort, wo das Wohnen noch vergleichsweise günstig ist. Und: Wer es sich noch leisten kann, zieht weg. Die soziale Schere, sie wird sich weiter öffnen.