Essen-Kupferdreh. . Museum, Denkmal, Ruheoase: Das soll der Deilbachhammer nach Abschluss der Sanierung 2018 sein. Besucher überzeugten sich von Arbeiten und Plänen.
Lautes Hämmern, fliegende Funken, lodernde Flammen – im Deilbachtal, unzweifelhaft eine malerische Ecke in Kupferdreh, wird ein Stück Industriegeschichte schon nächstes Jahr wieder ganz lebendig sein: der Deilbachhammer. Lange stand er als hässliches Entlein im Schatten des bekannteren Halbachhammers in Fulerum. Und doch ist er als letzter an authentischer Stelle verbliebener Eisenhammer des Ruhrgebiets ein historisches Kleinod, das lange Zeit achtlos dem Verfall überlassen wurde. 2018 soll die Sanierung abgeschlossen sein. Beim Herbstfest konnten sich Besucher vom aktuellen Stand selbst überzeugen.
Erst im Kulturhauptstadtjahr zeigte sich die Kommunalpolitik zugänglich für ein Sanierungsprojekt in Kupferdreh. Ein Konsortium bestehend aus der Bürgerschaft Kupferdreh, dem Ruhr-Museum, der „Initiative Denkmäler Essens erhalten“ und dem Historischen Verein für Stadt und Stift Essen arbeitet seitdem intensiv am Deilbachhammer, der in Zukunft eine Mischung aus Naherholungsgebiet, Museum und Denkmal sein soll. Im Sommer konnten die Arbeiten beginnen, die Gebäude sind seitdem eingerüstet, einiges hat sich bereits getan.
Im Arbeiterwohnhäusern wird ein Bistro entstehen
Achim Mikuscheit vom Ruhr-Museum gerät schnell ins Schwärmen, wenn er von dem ehrgeizigen Projekt erzählt, das weit mehr ist als ein bisschen Industrieromantik: „Von den Werkstätten bis zum eigentlichen Hammergebäude werden alle Einrichtungen restauriert und einem Bestimmungszweck zugeführt.“
In den kleinen Arbeiterwohnhäusern beispielsweise wird ein Bistro entstehen – die Anbindung an den Radweg nach Velbert sei ideal, der Deilbachhammer könnte so auch zur Einkehr genutzt werden. Zusammen mit den umliegenden Gärten, rund 6000 Quadratmeter groß, bringt der Deilbachhammer beste Voraussetzungen für eine Ruheoase mit. „Die Bewirtschaftung der Gärten wird weiterhin die Jugendhilfe übernehmen und sie wird das Erdgeschoss des alten Meisterhauses beziehen“, erklärt Mikuscheit. Schon bald sollen dann heimische Obst- und Gemüsesorten wachsen, auch Schulprojekte zur Naturerkundung sind angedacht. „Dafür wurde schon Interesse signalisiert“, freut sich Achim Mikuscheit.
Obergeschosse des Meisterhauses werden Wohnraum
Die beiden oberen Geschosse des Meisterhauses werden nach einer
Kernsanierung in neuem Glanz erstrahlen und sollen als Wohnungen genutzt werden – jedoch mit Auflagen. „Wir würden uns wünschen, dass dort Menschen wohnen, die eine direkte Beziehung zum Hammer haben. Sonst funktioniert das nicht.“ In der Vergangenheit hatte es sogar einen Rechtsstreit mit einem Anwohner gegeben, dem die Schmiedevorführungen zu laut waren.
Das Herzstück des Ensembles bleibt natürlich der Hammer selbst, wo auch in Zukunft technische Vorführungen stattfinden werden. „Das maschinelle Inventar wird so restauriert und aufgestockt, dass alles wieder funktioniert wie früher.“ Den Elektromotor wird man allerdings so schnell nicht loswerden. „Langfristig soll der Hammer wieder unter Wasser laufen – doch dafür sind anspruchsvolle Leitungen unter der anliegenden Bahnstrecke hindurch nötig“, erklärt Mikuscheit. Machbar wäre es jedoch allemal – bei entsprechender finanzieller Bezuschussung. Sollte der „neue“ Deilbachhammer tatsächlich ein Industriedenkmal mit überregionaler Anziehungskraft werden, böte dies eine komfortable Verhandlungsposition.