Essen. . Wenn eine defekte Toilette für ein totales Familien-Chaos sorgt: Starkes Ensemble spielt im Theater Freudenhaus das Stück „Voll verstopft“.
Auf die Idee muss man erst mal kommen - eine Komödie über ein defektes Klo und die Folgen für ein ansonsten florierendes Familienleben zu schreiben.
Sigi Domke hat es getan und wie man sieht mit Erfolg. Im Theater Freudenhaus erlebte sein jüngstes Werk „Voll verstopft“ eine gefeierte Premiere. Handwerk hat eben auch hier goldenen Boden. Und nicht nur, weil der Ruhrgebietsautor ein gutes Händchen für die Katastrophen des Alltags hat.
Toiletten-Ausfall sorgt für Familienchaos
Zivilisatorische Errungenschaften wie fließendes Wasser zum Waschen oder für die Toilettenspülung sind für uns schon lange eine Selbstverständlichkeit. Der totale Ausfall kann zum Chaos führen. Familie Huschke spürt es deutlich am eigenen Leib.
Die Keramik ist dicht, die versierten Handwerker ausgebucht und Vater Gerds Geburtstag steht vor der Tür. Zwei Schwarzarbeiter kommen wie gerufen. Doch der Druck wächst nachvollziehbar von Stunde zu Stunde. Die Huschkes geraten völlig aus dem Häuschen, weil die Nachbarin aus der Situation Profit schlägt, die sanitären Blaumänner nicht zu Potte kommen, die Tochter sich verguckt und es in der Ehe wegen blank liegender Nerven kriselt.
Regisseur René Linke traut sich was
Der Krefelder Regisseur René Linke, der erstmals an der Steeler Bühne zu Werke geht, traut sich was. Er gibt sich bei dieser Uraufführung nicht mit Domkes Werk zufrieden und greift sowohl mit der Inszenierung als auch bei dem Text ein. Sein Zungenschlag gerät weitaus deftiger und ausgedehnter als das Original. Zudem baut er eine im Theater sonst verpönte Werbung für einen Baumarkt ein, der die Produktion unterstützt hat, und Projektionen eines Abflussrohrs. Der inflationäre Einsatz von Videobildern macht die Aufführung nicht flotter.
Dabei kann er mit einem Ensemble wuchern, das diese Komödie zu einem Fest werden lässt. Ungebremst prallen die doppelbödigen Domke-Figuren aufeinander: Oliver Fleischer als spießiger Hausherr Gerd, der das Herz auf dem rechten Fleck trägt, hat nach seiner TV-Arbeit für „Danni Lowinski“ nichts an Bühnenpräsenz eingebüßt.
Große Erleichterung am Ende
Kerstin Kramer fegt als seine putzwütige wie patente Gattin durch den penibel gepflegten Flur als Ort des Geschehens. Johanna Wagner mimt deren schnodderige Tochter. Wolfgang A. Wirringa und Christoph Kühne brillieren als Handwerker-Duo Olli und Dimitri. Es ist einfach eine Freude, ihnen beim Eskalieren der Umstände und der Gefühle zuzuschauen. Das Ganze natürlich im hiesigen Slang.
Ob die Wohnung der Huschkes wirklich gerettet werden kann, wir wissen es nicht. Aber rein menschlich wird, wie immer bei Sigi Domke, am Ende alles gut. Ehewogen glätten sich, Vorurteile werden ausgeräumt und für die Liebe gibt es eine Chance. Große Erleichterung.
>>>Termine und Karten
Die Komödie „Voll verstopft“ zeigt das Theater Freudenhaus, Westfalenstr. 311, wieder am 20. und 21. Oktober um 20 Uhr sowie am 17. und 18. November. Am 22. Oktober ist die Vorstellung ausverkauft.
Kartenreservierung unter: 851 32 30. Weitere Infos unter: www.theater-freudenhaus.de