Essen. . Das Jugendamt Essen sucht junge Mitarbeiter. Es wirbt mit einer großen Vielfalt an Aufgaben und familienfreundlichen Arbeitszeitmodellen.
- 1500 Mitarbeiter hat das Essener Jugendamt – und ständig wird Nachwuchs gesucht
- Im Rahmen einer bundesweiten Kampagne wirbt man nun für ein vielfältiges Berufsfeld und familienfreundliche Arbeitszeitmodelle
- Aktuell werden allein 50 junge Menschen in Kitas ausgebildet. Trotzdem fehlt es weiter an Erzieherinnen - und Erziehern
Ulrich Engelen ist 61 Jahre alt, Leiter des Jugendamtes und kann sich noch gut an seine Studienzeiten erinnern: „Wir wurden früher gefragt, ob wir Taxifahrer werden wollen – heute werden Sozialarbeiter bundesweit gesucht.“ Gleiches gelte für andere soziale Berufe, und so steht die jährliche Jugendamts-Kampagne diesmal unter dem Motto „Ja zum Nachwuchs“: Junge Menschen sollen ermuntert werden, sich für ein soziales Berufsbild zu entscheiden – und für den Arbeitgeber Jugendamt.
Der könne, meint Engelen, vor allem mit seiner großen thematischen Vielfalt punkten: Da gebe es Kitas, Kinderheime, Wohngruppen, Jugendgerichtshilfe, Offenen Ganztag, Amtsvormundschaften und Adoptions- und Pflegekinderdienst, Jugendpsychologisches Institut und Erziehungsberatungen. „Wer im Jugendamt arbeitet, hat ein breites Spektrum an Aufgaben und erlebt, wie die verschiedenen Räder ineinander greifen.“
Jugendamt steckt Millionen Euro in den Kita-Ausbau
Das Klischee über das Amt und seine Arbeit sage ja: Wenige Kinder verschlingen viel Geld. Jene Kinder, deren Eltern überfordert sind, die vernachlässigt werden oder abgleiten. Tatsächlich sei man für diese Kinder da, tatsächlich bewege das Jugendamt Millionen Euro. Allerdings finanziere es damit sämtliche Leistungen der Jugendhilfe, auch die der freien Träger. Allein in den Kita-Ausbau fließen mehrere Hundert Millionen Euro.
Auch Angebote wie Ferienspatz oder Babybesuchsdienst wenden sich an alle Familien. Doch die größte öffentliche Aufmerksamkeit bekommt der Allgemeine Soziale Dienst, der bei Kindeswohlgefährdung eingreift. „Die 150 Mitarbeiter tragen eine riesige Verantwortung“, sagt Engelen. Sie wägen ab, ob überforderte Eltern nur Hilfe brauchen oder das Kind in einer Pflegefamilie besser aufgehoben ist. „In Essen leben mehr als 1000 Kinder nicht zu Hause, aber wir mussten nur 100 mal das Familiengericht anrufen. Sprich: In über 90 Prozent der Fälle haben wir gemeinsam mit den Eltern eine Lösung erarbeitet.“
Image von der Eingriff-Behörde wandelt sich langsam
Trotzdem lasse sich das Image von der Eingriff-Behörde nur langsam abstreifen, sagt Engelen. Er erinnert sich ja, wie er selbst als Student dachte: „Wir wollten die Mauern der Fürsorge einreißen.“ Beim Gang durch die Institution Jugendamt erlebte er dann keineswegs nur behördliche Zwänge, sondern viele Gestaltungsspielräume. So stehe nun der Hilfegedanke, die Prävention im Vordergrund der Arbeit.
Während sich Sozialarbeiter zu seinen Studienzeiten wie selbstverständlich der gesellschaftlichen Veränderung verschrieben hätten, sei der jüngeren Generation oft die Work-Life-Balance wichtiger, hat Engelen beobachtet. Auch hier habe das Jugendamt viel zu bieten: „Wir sind extrem familienfreundlich, haben eine hohe Teilzeitquote und bieten praktisch jedes denkbare Arbeitszeitmodell an.“ Zumindest dort, wo der Job nicht Bereitschaftsdienste, Nacht- und Wochenendeinsätze nötig macht.
1500 Mitarbeiter sind im Jugendamt beschäftigt
Etwa 200 der 1500 Mitarbeiter des Jugendamtes arbeiten in klassischen Verwaltungsjobs, alle anderen sind pädagogische Fachkräfte: Erzieherinnen, Therapeuten, Psychologen, Sozialarbeiter, Sozialpädagogen. Um Nachwuchs zu werben, hat das Jugendamt eine Kooperation mit der Universität Duisburg Essen: Regelmäßig gehen zwei Mitarbeiter des Amtes für zwei Jahre an die Uni und lehren dort praxisorientiert. Viele der angehenden Sozialarbeiter, die so schon während des Studiums hautnahe Einblicke in den Arbeitsalltag bekommen, entscheiden sich später, ihr Anerkennungsjahr als Trainee beim Jugendamt zu machen.
„Zudem bilden wir derzeit allein 50 junge Menschen in Kitas aus“, sagt Engelen. Trotzdem werde der Bedarf an Erzieherinnen nicht immer gedeckt. Es sei vorgekommen, dass eine neue Kita zur Eröffnung nicht mit allen Gruppen starten konnte: „Weil Personal fehlte.“