Essen-Rüttenscheid. Kaffee mitnehmen, Becher zurückgeben: In Rüttenscheid gibt es ein Mehrwegsystem für den „Coffee to go“. Die Pfandbecher kosten einen Euro.
Ein Kaffee zum Mitnehmen ist am Ende für die Tonne: Leere Pappbecher landen – bestenfalls – im Abfall und sorgen für volle Mülleimer in den Städten. Damit verschwindet der Wertstoff aus dem Recycling-Kreislauf. In Rüttenscheid soll sich das bald ändern. Eine Initiative hat zahlreiche Cafés davon überzeugt, ein gemeinsames Pfandsystem für Mehrwegbecher einzuführen. Die wiederverwendbaren Becher kosten die Kunden einen Euro, und den bekommen sie in jedem teilnehmenden Laden zurück.
Angestoßen wurde das Projekt von Studierenden der Uni Duisburg-Essen. Sie sollten im Rahmen eines Kurses zur Grünen Hauptstadt Essen 2017 über Beiträge zum Umweltschutz nachdenken, auch über die Einwegverpackungen in Cafés und Imbissen. Schnell kamen sie auf den angesagten „Coffee to go“. „Die Pappbecher ganz zu verbannen ist schwer“, sagt Studentin Lisa Prepens. In anderen Städten stießen die Studierenden auf das Angebot von Mehrwegbechern, dieses System wollten sie nach Essen holen. „Rüttenscheid ist dafür ein idealer Standort. Der Stadtteil ist belebt, es gibt eine hohe Dichte an Cafés.“
Elf Cafés und die Uni sind dabei
Mit ihrer Idee wandten sich die Studierenden an die Interessengemeinschaft Rüttenscheid (IGR), um Kontakte zu Cafés herzustellen. Mit den Entsorgungsbetrieben Essen (EBE) fanden sie außerdem einen Sponsor. „Die Grüne Hauptstadt geht irgendwann zu Ende“, sagt EBE-Geschäftsführer Uwe Unterseher-Herold. „Wir brauchen Themen, die länger tragen.“ Deshalb entschied man sich für eine Förderung. Gemeinsam mit der IGR wurden 4000 Euro zur Verfügung gestellt, um den ersten Cafés einen Grundstock an Bechern und die Servicegebühren für die Teilnahme zu bezahlen.
Neun Cafés in Rüttenscheid sind schon dabei, außerdem jeweils eines im Südviertel sowie in Werden, und das Studierendenwerk der Uni macht auch mit. Sogar in Dortmund, Düsseldorf, Köln und Bonn können die bunten Becher theoretisch zurückgegeben werden, denn auch dort ist Cupforcup, der Anbieter des Systems, vertreten. Er ist nach eigenen Angaben Marktführer in NRW. Der Markt ist allerdings noch nicht besonders groß, Cupforcup gibt es erst seit einem halben Jahr.
Becher sind dickwandig und recycelbar
Geschäftsführer Franziskus von Boeselager ist Essener, gründete das Start-up mit einem Partner in Düsseldorf. Mehr als 1000 ihrer Becher aus Polypropylen stehen jetzt hinter den Theken in Rüttenscheid bereit. „Sie sind stoßfest und dickwandig genug, dass man sich nicht die Finger verbrennt“, sagt Boeselager. Darauf passen auch die üblichen Plastikdeckel für Becher mit 200 und 300 Millilitern, denn die werden nicht wiederverwendbar angeboten, „das wäre zu unhygienisch, weil sie nicht richtig gespült werden könnten“. Wenn die Becher ungefähr 300 Mal gefüllt, ausgetrunken und gespült wurden, endet ihr Lebenszyklus. Dann werden sie von Cupforcup durch neue ausgetauscht. Dafür zahlen die teilnehmenden Cafés eine monatliche Servicegebühr von knapp zehn bis 30 Euro. Aber sie sparen die Kosten für Pappbecher.
„Wir haben selbst schon versucht, so ein System zu anzuschieben, aber uns hat der richtige Partner gefehlt“, sagt Patrick Schiller von den Coffee Pirates an der Rüttenscheider Straße. „Wenn ich abends nach Hause gehe, sehe ich in jedem Mülleimer unsere Becher.“ Gutes Marketing – für die Umwelt würde er aber gerne darauf verzichten.
Interessierte Café-Besitzer können sich noch um eine Anschubfinanzierung bewerben. Kontakt über www.cupforcup.de. Dort ist auch eine Liste der teilnehmenden Läden zu finden.