Essen. . 25 Prozent mehr Miete hieß es 2016 im Essener Hörsterfeld. Die Stadt prüfte die Erhöhung. Eigentümer informierte die 176 Parteien bisher nicht.

  • Vor rund einem Jahr erhielten Mieter im Hörsterfeld Mieterhöhung, sie sollen 25 Prozent mehr zahlen
  • 176 Parteien sind betroffen und wissen immer noch nicht, ob Erhöhung rechtens ist
  • Stadt prüfte Rechtmäßigkeit, Eigentümer Vonovia will Fragen auf Versammlung beantworten

Bewohner von 176 Wohnungen im Hörsterfeld sind nach wie vor verunsichert. Wie hoch ist ihre künftige Miete? Wie viel Geld müssen sie eventuell nachzahlen? Immerhin haben die Mieter am Baumertweg und am Von-Ossietzky-Ring bereits im Vorjahr ein Schreiben ihres damaligen Vermieters bekommen, der satte 25 Prozent mehr forderte. Inzwischen gehören die Immobilien Vonovia, eine Antwort über die tatsächliche Miete steht aus. Zur Mieterversammlung am 4. Oktober haben Vertreter von Vonovia ihr Kommen zugesagt.

„Es wird Zeit, dass wir endlich erfahren, was Sache ist“, sagt Monika Simon. Wie andere Mieter hat sie bereits vor Monaten Widerspruch gegen eine zum 1. Dezember 2016 ausgesprochene Mieterhöhung um 25 Prozent eingelegt. „Da es sich um Wohnungen des sozialen Wohnungsbaus handelt, ist eine sogenannte Kostenmietenberechnung notwendig gewesen“, erklärt Siw Mammitzsch, Geschäftsführerin der Mietergemeinschaft Essen. Denn dieser enorme Aufschlag sei selbst bei einer Totalsanierung (Fenster, Heizung, Böden, Dämmung etc.) ungewöhnlich hoch. Zudem sei die Rechtslage so, dass die Mietsätze im staatlich geförderten Wohnungsbau preisgebunden seien.

Daher haben die Mieter bereits 2016 die Stadt eingeschaltet. Diese habe nach Informationen der Mieter die Rechtmäßigkeit der Mieterhöhung im Sommer überprüft. Über das Ergebnis wurden die Mieter von der Wohnungsgesellschaft Vonovia, die die Immobilien zum 1. Januar 2017 von Conwert übernommen hatte und seit Mitte des Jahres auch das operative Geschäft führt, bislang aber nicht informiert.

Angemessenheitsgrenze festgestellt

Die Stadt bestätigt auf Nachfrage dieser Zeitung: Nach dem Verkauf des Gebäudes an Vonovia und den Modernisierungsarbeiten habe es von städtischer Seite eine Überprüfung der angemessenen Miete gegeben. „Vonovia wurde daraufhin die Angemessenheitsgrenze mitgeteilt, an diese hat sich das Unternehmen zu halten. Sollte sich herausstellen, dass sich Vonovia nicht an die Grenze hält, wird das von der Stadt geahndet werden“, teilt Stadtsprecherin Isabel Razanica mit. Vonovia drohen bei Nichteinhaltung entsprechende Ordnungsgelder. Aber: Die Mieter müssten ihre Ansprüche in diesem Fall zusätzlich auf privatrechtlichem Wege durchsetzen.

Ein zusätzlicher Aufwand für Betroffene wie Monika Simon. Die 70-Jährige wohnt seit 2007 im Viertel, erst am Baumertweg, seit der Modernisierung im Jahr 2015 in einer 67-Quadratmeter-Wohnung am Von-Ossietzky-Ring. 80 Euro im Monat sollte sie mehr bezahlen, so die Forderung des Vermieters. Nach ihrem Widerspruch folgten Mahnungen. „Bei mir geht es noch. Andere haben inzwischen Mietnachforderungen von mehreren tausend Euro“, weiß die Frau.

Nachzahlung löst bei einigen Schnappatmung aus

Summen, die bei vielen Mietern „Schnappatmung hervorrufen“, warnt Siw Mammitzsch von der Mietergemeinschaft. „Immerhin haben wir einen Mahnstopp erwirkt. Jetzt kommt es darauf an, ob, in welcher Höhe und ab wann eine Mietpreiserhöhung zulässig ist.“

Für die Modernisierung der Wohnungen seien keine öffentlichen Mittel bewilligt worden. Dem geforderten Aufschlag für die „energetische Modernisierung“ fehle eine nachvollziehbare Berechnungsgrundlage. Siw Mammitzsch: „Die Vertreter von Vonovia haben sich bereit erklärt, am Mittwoch unsere Fragen zu beantworten. Wir sind gespannt.“

Die Versammlung beginnt am Mittwoch, 4. Oktober, um 18.30 Uhr in der Turnhalle des Kinder- und Jugendhauses Hörsterfeld, Von-Ossietzky-Ring 24.