Essen. . Niklaus Troxler, Grafiker und Gründer des „Jazz Pott“, feiert Jubiläum im Grillo-Theater. Das Museum Folkwang zeigt parallel seine Plakate.
Im Herbst 1998 rief der Schweizer Niklaus Troxler,weltbekannter Plakatgestalter und Leiter des Jazz Festivals Willisau, gemeinsam mit dem Essener Netzwerker Viktor Seroneit in dessen „Plakat Kunst Hof Rüttenscheid“ einen Preis für den „best progressive artist“ ins Leben. Am Samstag wird der „20. Jazz Pott“ im Grillo-Theater an Chis Hopkins verliehen. Außerdem zeigt das Museum Folkwang eine große Ausstellung mit Troxlers Plakat-Arbeiten. Über beides sprach Sven Thielmann mit dem Jazz-begeisterten Grafiker.
Wie kam es zum „Jazz Pott“?
Niklaus Troxler: Viktor Seroneit war damals bei mir in Willisau und hat das Festival erlebt. Und da habe ich gesagt: Ein Preis für Musiker wäre eine schöne Sache! Gut, hat er gesagt, dann machen wir das doch. Und damit war das geritzt.
Es ist auffällig, wie viele Preisträger heute international bekannt sind. War das so zu erwarten?
Ein gutes Niveau war von Anfang an wichtig. Wir waren nie so ganz einig: Was soll er sein, ein Förderpreis für noch Unbekanntere oder eine Würdigung eines bekannten Musikers? Das ging immer hin und her. Wenn man im Nachhinein draufguckt, sind das alles Namen, die man jetzt kennt.
Etwa Claudio Puntin und Julia Hülsmann.
Oder Silke Eberhard, die auch ihren Weg gemacht hat. Das ist ja das Schöne, dass man solche Entwicklungen erlebt.
Erstmals gibt es neben der von Ihnen gestalteten Trophäe aus Stahl auch ein Preisgeld . . .
. . . .das der Essener Kabarettist Hagen Rether gestiftet hat. Ich finde das großartig und hochnobel von ihm, weil es den Jazz Pott aufwertet.
Infos zu den Führungen
Die Ausstellung „Jazz’n’ more – Plakate“ ist bis zum 14. Januar 2018 im Museum Folkwang zu sehen. Zeiten: Di/mi 10-18 Uhr, do/fr 10-20 Uhr, sa/so 10-18 Uhr
Öffentlichen Führungen durch die Schau sind am 8. und 22. Oktober, 5. und 19. November, 3. und 17. Dezember sowie am 14. Januar, 12 Uhr terminiert. Kurator René Grohnert erklärt die Schau am 3. November, 18 Uhr. Der Katalog kostet 20 Euro.
1999 gab’s die erste Troxler-Ausstellung im Plakatmuseum, dann zum 10. Jubiläum des Jazz Pott eine Schau im Grillo-Theater und jetzt zum 20. Geburtstag eine neue im Museum Folkwang.
Das ist Zufall! Auch, dass es mit den Jubiläen zusammenhängt. Die Ausstellung im Folkwang war schon länger geplant, vor drei Jahren hatte man mich gefragt und dann wurde es so terminiert.
Ihre Ausstellung heißt „Jazz’n’more“. Troxler meint immer Jazz. Was verbirgt sich hinter dem „more“?
Plakate zu Ausstellungen und Theater, aber auch für den „Plakat Kunst Hof“ und den Jazz Pott. Es gibt einen Sektor „Plakate für Essen“.
Nur vom Jazz kann man nicht leben, heißt es. Gibt es auch kommerzielle Arbeiten von Ihnen?
Ich habe mich eigentlich immer so durchgesetzt, dass ich nur die anspruchsvolle Grafik machen kann. Über die Jazzplakate bin ich eben zu anderen Kulturplakaten gekommen und ja, ich konnte davon leben.
Was sind Ihre bekanntesten Arbeiten?
Das sagen ja immer die anderen, was bekannt wird. Aber das ist sicher „McCoy Tyner“ von 1980, „Tribute to Thelonious Monk“ von 1986 und vielleicht noch der Cecil Taylor mit dem Solo – der Finger. Und ein Plakat von 2009, das ich nur mit Bleistift geskritzelt habe und das auch so gedruckt wurde. Das war erstaunlicherweise das erste Bleistift-Plakat, das ich überhaupt gesehen habe. Man kann das nicht vergleichen: die 1970er, die 80er, die 90er Jahre – es hat sich ja immer gewandelt.
Ihre grafische Sprache hat sich ebenfalls verändert.
Früher waren es mehr Metaphern, heute sind es mehr Strukturen, das Rhythmische, Musikalische und Poetische. Ich reagiere ja auf die Zeit.
Troxler-Schau zeigt beeindruckende Vielfalt
Bloß keine Wiederholungen! Wer die Plakatkunst von Niklaus Troxler besichtigt, der findet Parallelen zu dem Metier, für das der Schweizer Meistergrafiker und Jazzliebhaber seit Jahrzehnten wirbt – mit kräftigen Farben, immer neuen Ideen und hintergründigem Witz. Plakatkunst von Niklaus Troxler, das ist gewissermaßen Free Jazz in Farben. Wie die Musiker mit ihrem Klang- und Rhythmus-Fundus immer wieder frei variieren, so spielt Troxler mit einer Struktur aus Farben und Formen, die er immer wieder neu erkundet. Und das mit nie nachlassender Originalität, Witz und dem Gespür für Rhythmus und Bewegung.
Da weitet sich der Hals einer Gin-Flasche zum Saxophon, erweisen sich die Streichholzköpfe bei genauem Hinsehen als Drumsticks. Und aus Mister Coleman wird der „Call-Man“ mit Hörer am Ohr, „weil wir so oft miteinander telefoniert haben“. Die Schau ist auch ein Rundgang quer durch die Kunstgeschichte. Figürliches trifft da auf Abstraktion, Action Painting-Anleihen finden sich wie typografische Experimente. Rund 150 Arbeiten hat René Grohnert, Chef des Deutschen Plakatmuseums, für die großzügig gehängte Schau auswählen können. Platten- und Buchcover sowie Filmbilder ergänzen die Auswahl.