Essen. . Jubiläum: Die Jugendhilfe Essen, städtische Tochter, übernahm vor zehn Jahren an vielen Schulen die Ganztagsbetreuung. Regelmäßig gab es aber auch Kritik.

Vor zehn Jahren startete die städtische Tochterfirma „Jugendhilfe gGmbH“, an den Grundschulen den Ganztagsbetrieb zu übernehmen - mit eigenen Erziehern und Honorarkräften. Zuvor war der „Offene Ganztag“ an den Grundschulen personell komplett in städtischer Hand.

Was immer wieder als Sparmodell Kritik erfuhr, erweist sich nach Meinung der Verantwortlichen heute als Erfolgsmodell – tatsächlich hat die Jugendhilfe ihre Aktivitäten im Bereich des Offenen Ganztags erheblich ausbauen können und zahlt Gehalt nach Tarif. Fest vereinbart sind außerdem zwei Fortbildungstage pro Jahr für jeden Mitarbeiter.

Weil es immer wieder Kritik an den Bedingungen gab – zum Beispiel in der Hausaufgabenbetreuung –, hat die Jugendhilfe sich verpflichtet, an jedem Standort eine Vollzeitkraft einzusetzen, nicht nur Teilzeit-Mitarbeiter. Pro Gruppe mit 20 bis 25 Kindern gibt es einen Erzieher. Das ist stadtweit so festgelegt.

Auch ein paar Wünsche hat die Jugendhilfe parat

Vor zehn Jahren fing die Jugendhilfe an 49 Schulen an, heute ist sie an 56 Grund- und Förderschulen präsent. Die Zahl der Angebotsstunden – wie Arbeitsgemeinschaften – ist nach Angaben der Jugendhilfe von 18 000 auf 45 000 gesteigert worden.

Doch zu ihrem Geburtstag hat auch die Jugendhilfe ein paar Wünsche parat: „Wir können derzeit immer nur drei angehende Erzieher beschäftigen, die den praktischen Teil ihrer Ausbildung bei uns absolvieren“, erklärt Annette Tischler, bei der Jugendhilfe für den Ganztag zuständig. „Wir hätten jedoch sicherlich Bedarf für zehn solcher Stellen – allein, um dem Fachkräftemangel zu begegnen.“ Ansonsten leidet auch die Jugendhilfe als Ganztags-Träger an der räumlichen Enge, die vielerorts an Grundschulen herrscht: „Wir wünschen uns da weitere Verbesserung“, heißt es.

Heute werden rund 8600 Kinder in allen Grundschulen bis 16 Uhr betreut. Das sind etwa 45 Prozent. Die Zahl steigt stetig; der Bedarf der Eltern kann derzeit nicht abgedeckt werden; ein Ausbau auf 60 Prozent ist geplant. Anfang 2015 scheiterte vorerst der Plan der Stadt, den Ganztag an Grundschulen personell komplett in die Hand der Jugendhilfe zu geben – 130 Erzieher, noch bei der Stadt angestellt, sollten wechseln. Davon versprach man sich mehr Effektivität in der Organisation. Es gab einen entsprechenden Ratsbeschluss – doch die Umsetzung ist bis heute nicht erfolgt. Es werde derzeit noch die Wirtschaftlichkeit berechnet“, teilt Sozialdezernent Peter Renzel mit. Anfang 2018 soll es neue Klarheit geben.