Essen-Borbeck. . Die selbstgebackenen Hundekekse von Dennis Nitsch werden bis nach Kanada verkauft. Welches Gebäck bei den Fellnasen besonders beliebt ist.

Wir Menschen sind seit jeher auf der Suche nach dem Paradies. Bisher vergeblich. Deutlich leichter haben es da schon die Hunde: Eines ihrer Paradiese liegt an der Armstraße in Borbeck und trägt den Namen „Revier-Hund“.

Seit gut drei Jahren führt Dennis Nitsch das kleine Geschäft nahe dem Weidkamp, aber abseits der Kundenströme. Den Hunden ist das übrigens völlig schnuppe. Wenn sie die Spur aufgenommen haben, sind sie kaum noch zu bremsen. „Sie sind wohl im Paradies angekommen . . .“, scherzt Nitsch und berichtet von Hundehaltern, die ihre Lieblinge nur mit Mühe von der Tür wegziehen konnten. „Wir haben schon Tränen gelacht“, feixt der 37-Jährige.

Selbstgebackene Kekse für den Hund

Es sind wohl besonders seine selbstgebackenen Kekse, deren Aroma die Vierbeiner so betört. Ob vegane, nur mit Fruchtzucker gesüßte Leckerchen oder mit Leberwurst veredelte Cracker: Die Vielfalt der Gerüche lässt die Hunde Männchen machen.

Aus dem 2014 bescheiden gestarteten Versuch, mit dem Nischengeschäft beruflich auf eigene Beine zu kommen, ist inzwischen ein ordentlich florierendes Kleinunternehmen geworden. Die Regale sind deutlich gefüllter als in den ersten Monaten. Das führt bereits zu einer gewissen Enge: „Die Kühltruhe ist ein echter Raumfresser“, sagt Nitsch, ohne sich zu beklagen.

Vom Speditionskaufmann zum Keks-Bäcker

Dass für diese Entwicklung auch viel Hilfe notwendig war, betont er gerne. Vater Gerd, Frau Annika, aber auch die Arbeitsagentur mit dem Existenzgründercoach und die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) haben dem ehemaligen Speditionskaufmann kräftig geholfen, den Laden in Schwung zu bringen.

Es ist nicht der Geruchssinn der Hunde allein, der die Kundschaft lockt. Auch Herrchen und Frauchen haben wohl ein gutes Näschen. „Wir leben hauptsächlich von der Mundpropaganda. Es ist ein Vorteil, dass wir in Deutschland Hundewiesen haben. Da kommen die Hundehalter ins Gespräch, zum Beispiel auch über uns.“

1000 Nasen möchte man haben, zumindest als Hund: Vor allem die selbstgebackenen Hundekekse von Dennis Nitsch sind der Renner.
1000 Nasen möchte man haben, zumindest als Hund: Vor allem die selbstgebackenen Hundekekse von Dennis Nitsch sind der Renner. © Socrates Tassos

Zusätzlich baut der „Revier-Hund“ seinen Stand auf Straßenmärkten auf, seit Jahren schon auf dem Borbecker Marktfest oder auch auf dem Zechenfest Zollverein, „wo es ein internationales Publikum gibt“. Als Blickfang dienen dann die Duftkissen, Hundegeschirre, Namensbänder und Kuschelknochen, die Nitsch mit seiner Frau nach Feierabend im Hinterzimmer des Geschäfts auf zwei Nähmaschinen fertigt. Alles nach dem Motto: „Beide Enden der Leine sollen bedient werden.“

Von Exportschlagern zu sprechen, ist übertrieben. Doch bis nach Kanada werden die Produkte aus Borbeck inzwischen schon gebracht. Denn Andrea Filter aus dem Großraum Toronto besucht regelmäßig ihre Mutter in Schönebeck und ist so auf den „Revier-Hund“ aufmerksam geworden. „Ich gebe lieber mehr Geld für gesunde Leckerchen aus, zumal einer unserer Hunde immer kränkelt und nicht alles verträgt“, sagt die Deutsch-Kanadierin. „Bei meinem ersten Besuch in Essen war ich bestimmt eine gute Stunde im Laden. In Kanada gibt es vergleichbare Läden, aber ich finde es schön, auch die alte Heimat zu unterstützen.“

Suche nach neuem Ladenlokal

Mittlerweile ist das Ladenlokal an der Armstraße zu klein und zu unpraktisch geworden. So verhindert etwa eine Stufe, dass die Waren mit einem Hubwagen angeliefert werden können – die Pakete müssen noch mühsam geschleppt werden. „Wir suchen etwas Größeres, möglichst in Borbeck“, sagt Nitsch, der sich bereits mit der Stauder-Brauerei in Verbindung setzte.

Er hofft, etwa eine stillgelegte Gaststätte zu finden, in deren Küche er dann auch seine Kekse backen kann. Eine alte Bäckerei wäre auch naheliegend. Geradezu paradiesisch.