Essen-Altenessen. . Barbara Bielefeld ist die neue Leiterin der Gertrud-Bäumer-Realschule. Auf die einzige Ganztags-Reaschule gehen 750 Kinder aus 60 Nationen.
Essens größte Realschule hat eine neue Leiterin: Barbara Bielefeld ist seit einigen Wochen Chefin der Gertrud-Bäumer-Realschule in Altenessen. Zur einzigen städtischen Ganztags-Realschule gehen derzeit etwa 750 Kinder und Jugendliche; 50 Pädagogen arbeiten an der Grünstraße.
Was wünschen Sie sich für Ihre Schule, Frau Bielefeld? Die Antwort kommt sofort: „Mehr Ressourcen, damit Schüler sich ihren Möglichkeiten entsprechend gut entwickeln können.“
Das heißt: Mehr Lehrer, bessere Ausstattung, und dass die Schule seit Jahren räumlich am Rande ihrer Aufnahmekapazität liegt, ist auch eine nicht ganz neue Erkenntnis. Barbara Bielefeld weiß, wovon sie spricht: Seit 2002 arbeitet sie schon an der Gertrud-Bäumer-Realschule, kam damals von einer Grundschule in Stoppenberg. „Eigentlich hatte ich Lehramt für Primarstufe studiert.“ Doch schnell wurde ihr klar, dass ihr persönlich eine weiterführende Schule mehr Möglichkeiten bietet – entsprechend bildete sie sich fort und wechselte nach Altenessen.
Kinder aus 60 Nationen gehen auf die Realschule
Die Gertrud-Bäumer-Schule erfreut sich seit Jahren größter Beliebtheit. Die Schüler kommen aus etwa 60 Nationen. „Hier ist der Ort, an dem sie sich aufgenommen und zuhause fühlen sollen.“ Doch räumliche Enge ist nicht selten ein Hindernis: „Wir benutzen manche Räume doppelt und dreifach, und es fehlt deshalb regelmäßig ein Ort für Ruhe – auch, um Schülern und Eltern richtig zuhören zu können.“ Flüchtlinge und so genannte Seiteneinsteiger, die Schule hat derzeit etwa 40 von ihnen, stellten zudem eine Herausforderung dar.
Dass besonders Realschulen relativ schlecht mit Lehrern versorgt sind, darüber wird seit langem landesweit geklagt: „In unseren Klassen sitzen in der Regel 30 Kinder, ich kann das nur bestätigen“, sagt Barbara Bielefeld. Das Sterben der Hauptschulen – in Essen gibt es nur noch drei, vor zehn Jahren waren es noch knapp 15 – habe außerdem dazu geführt, dass mehr Kinder mit Hauptschul-Empfehlungen in den fünften Klassen ankommen. „Das hat den Unterricht durchaus verändert, darauf müssen wir reagieren.“ Entsprechend sei das „pädagogische Arbeiten“ heute wichtiger denn je, mehr als die reine Wissensvermittlung: „Man muss bereit sein, sich auf die Schüler einzustellen. Wer das macht, wird mit tollen Erfolgserlebnissen belohnt.“ Vor allem am Tag der Offenen Tür kämen oft Ehemalige, „und wir sind stolz, wenn wir erfahren, was aus unseren Schülern geworden ist.“
Ganz davon abgesehen: Dass in jedem Jahr die Schule rund die Hälfte der Abgänger ein Zeugnis mit so genanntem Qualitätsvermerk verlassen – auch das wertet Barbara Bielefeld als Ausdruck einer kontinuierlich guten Arbeit an der Gertrud-Bäumer-Schule. Der Vermerk ermöglicht Schülern den Gang zum Berufskolleg, zur Gesamtschule oder zum Gymnasium mit dem Abitur als Ziel.
Vom Bredeneyer Gymnasium nach Altenessen
Sie selbst legte 1993 die Reifeprüfung am Bredeneyer Grashof-Gymnasium ab, versuchte dann zwei Semester lang Jura, um festzustellen: „Das war es nicht.“ Entsprechend findet sie heute, „dass Lebensläufe überhaupt nicht gerade sein müssen“, sondern dass Ausprobieren eine Tugend ist: „Mit Kindern und Jugendlichen zu arbeiten, die schon einiges Bewegendes erlebt haben, macht auch einen Teil des Reizes der Arbeit aus.“ Und erzählt von Kindern an ihrer Schule, die aus Ländern kommen, „die man auf der Landkarte mit der Lupe suchen muss“, von Lebenswegen, die kreuz und quer durch die Welt nach Altenessen führten, und von Eltern, „die man oft intensiv beraten muss – ganz einfach, weil sie unser Bildungssystem schlichtweg nicht kennen.“
Eltern-Café wäre eine Möglichkeit
Also möchte sie gern die Möglichkeiten für Eltern an der Schule ausbauen, sich zurechtzufinden, ein Eltern-Café wäre eine Möglichkeit. Und bessere Technik im Haus, die es ermöglicht, dass „besonders die jungen Lehrer sich entsprechend ihren Interessen sich weiterenwickeln können – denn engagiert sind hier alle.“
Stichwort Internet: „Wir haben Laptops für Schüler und Lehrer, doch benutzen können wir sie nicht vollwertig, denn wir haben noch kein W-Lan.“ Auch dies ist ein Zustand, den so gut wie alle Realschulen in der Stadt beklagen.