Essen. . Die Idee eines „Integrationszentrums“, in dem Flüchtlinge separat Unterricht erhalten, wurde von Kritik begleitet. Doch man verweist auf Erfolge.
- Seit Anfang 2016 gibt es in Steele ein „Integrationszentrum“, das nur für Zuwanderer gedacht ist
- Sie erhalten dort 19 Stunden Deutsch die Woche und Arbeitsgemeinschaften am Nachmittag
- Es gab und gibt Kritik an diesem Konzept - doch bei der Stadt fährt man ohnehin zweigleisig
So ein Satz klingt nach tiefer Überzeugung: „So gute Bedingungen wie hier werdet ihr nie wieder haben – nutzt die Chance, die euch hier gegeben wird!“ Das sagte am Dienstag Martin Schneider, bei der Bezirksregierung für die Essener Gymnasien zuständig, als er vor gut 50 Jungen und Mädchen in einer Turnhalle stand. Es war am „Integrationszentrum der Essener Gymnasien“, einem alten Hauptschul-Standort in Steele; dort werden seit anderthalb Jahren ausschließlich Flüchtlingskinder der Jahrgänge fünf bis neun unterrichtet.
Mit 40 Schülern war man gestartet, heute gibt es mehr als 100. „Dass der Flüchtlingsstrom kleiner wird, merken wir noch nicht“, sagt Tamara Malzahn, die Leiterin des Standorts. Am Dienstag gab es ein kleines Fest mit offiziellen Gästen. Was als Sommerparty geplant war, wurde wegen des Wetters in die Turnhalle verlegt.
Das Konzept des „Integrationszentrums“: 29 Stunden Unterricht pro Woche, davon 19 im Fach Deutsch, für junge Zugewanderte in festen Klassen – und nachmittags Arbeitsgemeinschaften. „Unsere Schüler kommen aus zehn Ländern“, sagt Malzahn. Doch das Konzept wurde von Anfang an auch mit Kritik begleitet: Es bringe nichts, hieß und heißt es immer wieder, Flüchtlinge aus dem regulären Schulalltag loszueisen. Sie könnten am besten dort Deutsch lernen, wo Deutsche in der Mehrheit seien.
Stadt etablierte ein zweites Zentrum
Doch die Stadt hielt an diesem Konzept fest, etablierte auch ein zweites „Integrationszentrum“ an der alten Adelkamp-Hauptschule in Frohnhausen, das vor allem mit Berufskollegs kooperiert.
Die Kritik kennt Tamara Malzahn – und entgegnet: „Bessere Bedingungen als hier gibt es nicht, um Deutsch zu lernen. Wir sehen das an den Erfolgen unserer Schüler.“ Nicht wenige hätten bereits, nach weniger als zwei Jahren, den Sprung an ein reguläres Gymnasium geschafft.
Zahlen sehr unterschiedlich hoch
Und wenn die Schüler sich in den Pausen doch in ihre Muttersprache retten? „Es ist nicht nur der Unterricht – auch alles andere läuft auf Deutsch“, sagt Tamara Malzahn. „Wir machen zum Beispiel Sportprojekte mit anderen Schulen.“ Oder: Schüler des Gymnasiums an der Wolfskuhle kämen täglich für die freiwillige Hausaufgabenhilfe; so gebe es genügend Sprach-Anlässe, die die Kinder und Jugendlichen beim Deutsch halten.
Das „Integrationszentrum der Gymnasien“ in Steele, wenn auch offiziell angedockt an die Wolfskuhle, bekommt seine Schüler aus dem ganzen Stadtgebiet. Vermittelt werden selbstverständlich erst mal nicht, auch wenn der Name das suggeriert, gymnasiale Standards.
Gleichzeitig sind rund 700 weitere Flüchtlinge stadtweit an den anderen Essener Gymnasien untergebracht – dort sind sie in der Regel Teil des regulären Schulalltags. Neben den Berufskollegs spielen bei der Unterbringung von Flüchtlingskindern auch die Grundschulen eine ganz entscheidende Rolle – sie haben mit Abstand die meisten Kinder; bei der letzten regulären Erhebung (Stand Anfang Mai) waren es stadtweit mehr als 1600 Jungen und Mädchen.
Zahl der Flüchtlinge an Gymnasien sehr unterschiedlich
Bei den Gymnasien fällt auf, wie unterschiedlich hoch die Anzahl der so genannten „Seiteneinsteiger“ ist – also die Zahl der Flüchtlinge und anderer Schüler ohne Deutschkenntnisse: Waren es etwa an relativ kleinen Schulen wie dem Viktoriagymnasium 68 Schüler, die unterzubringen waren, zählte man an der Ordensschule BMV in Holsterhausen, Essens größtem Gymnasium, gerade mal sechs.