Wer folgt auf Sportdezernent Andreas Bomheuer? Die städtischen Beigeordneten winken ab. Zwei (Übergangs-)Kandidaten gibt es.
- Ende des Jahres scheidet Kultur- und Sportdezernent Andreas Bomheuer aus dem Amt. Wer folgt?
- SPD hat Vorschlagsrecht und sucht Nachfolger für Kultur. Dezernat wird neu zugeschnitten
- Unter den städtischen Dezernenten drängt sich niemand nach vorne. Zwei (Übergangs-)Kandidaten
Wenn es um Sport geht, kann Andreas Bomheuer es demnächst ruhiger angehen. Dann kann er den Anker lichten, das Segel setzen und sich vom Wind treiben lassen, so wie er es als Hobby-Skipper gerne tut. Denn von Berufs wegen muss er sich ums Sportliche dann nicht mehr kümmern. Ende des Jahres scheidet Andreas Bomheuer, Essens Dezernent für Kultur, Integration und Sport, nach acht Jahren aus dem Amt aus. Doch wer folgt?
2009 hatte Bomheuer angeheuert. Damals war ein Nachfolger für den scheidenden Kulturdezernenten Oliver Scheytt gesucht worden, der zur Kulturhauptstadt 2010 wechselte. Ein Jahr später, als Stadtdirektor Christian Hülsmann, ein leidenschaftlicher Interessenvertreter des Essener Sports, sich auf eigenen Wunsch vorzeitig in den Ruhestand verabschiedete, übernahm Andreas Bomheuer auch die Verantwortung für Essens Sport- und Bäderlandschaft. Für den Hobby-Segler unbekanntes Gewässer, wie bei den Sitzungen des zuständigen Ratsausschusses schnell deutlich wurde. Da übergab Bomheuer das Steuer gerne an seine Fachleute von den Sport- und Bäderbetrieben. Für ihn persönlich galt es geschickt zu manövrieren zwischen Kultur und Sport, beides erste Adressaten, wenn es für die Stadt darum geht, bei den freiwilligen Leistungen wieder mal jeden Euro zweimal umzudrehen.
Ein offenes Ohr für die Belange des Sports
Von Seiten des Sports haben sie anfangs gefremdelt mit ihrem Dezernenten. Inzwischen hält man Bomheuer zugute, „dass er stets ein offenes Ohr für die Belange des Sports hat“, wie es Wolfgang Rohrberg, Geschäftsführer des Essener Sportbundes (Espo) formuliert.
Nun werden die Karten neu gemischt, wird ein Nachfolger gesucht. Dabei gilt es als ausgemacht, dass Bomheuers Dezernat neu zugeschnitten wird. Wer immer übernimmt, soll sich neben Kultur auch um Bildung und Schule kümmern. Sozialdezernent Peter Renzel würde von diesen Aufgaben entlastet. Die SPD, die für die Bomheuer-Nachfolge das Vorschlagsrecht inne hat, soll bereits auf der Suche nach geeigneten Kandidaten sein. Um Integration will Oberbürgermeister Thomas Kufen sich persönlich kümmern. Und der Sport?
Beim Espo würde man sich jemanden wünschen, der dafür viel Herzblut mitbringt. Doch in der aktuellen Dezernentenriege halten sie es lieber mit Churchill: No sports. Keiner drängt sich nach vorne, jeder würde gerne dem anderen den Vortritt lassen. Warum so zurückhaltend?
Im Sport lassen sich so schnell keine Meriten verdienen. Schon traditionell bestimmt eine große Koalition des Sports, wo es lang geht. Eine, die sich nicht auf SPD und CDU beschränkt, sondern wenn möglich alle mit einbindet. Bevor auf der Tagesordnung des Sportausschusses landet, was es zu besprechen und zu beschließen gilt, trifft man sich zu „sportpolitischen Gesprächen“ unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Spötter sprechen von Kungelrunden. Dort wird dann hinter verschlossenen Türen etwa darüber beraten, welcher Fußballverein als nächstes einen Kunstrasenplatz erhalten soll – nach nachvollziehbaren Kriterien, versteht sich.
Politische Alphatiere und ein einflussreicher Sportbund
Eine gewichtige Rolle spielt dabei der Espo. Seinem hartnäckigen Nachbohren hat der Sport zu verdanken, dass von dem Millionen schweren Sparpaket, das die Gemeindeprüfungsanstalt NRW geschnürt hatte, nicht viel übrig geblieben ist als bedrucktes Papier. Wer immer Bomheuers Posten als Sportdezernent übernimmt, hat es also mit einflussreichen Interessenvertretern zu tun und mit Politikern vom Schlage eines Klaus Diekmann, dem Vorsitzenden des Sportausschusses, und Siegfried Brandenburg, dem sportpolitischen Sprecher der CDU-Fraktion, vom Selbstverständnis her sportpolitische Alphatiere. Ein Dezernent muss sich darauf einlassen. Wer mag, beschränkt sich aufs Verwalten. Wer selbst gestalten will, hat weniger Freude.
Zwei (Übergangs-)Kandidaten soll es dennoch geben: Stadtdirektor Hans-Jürgen Best, passionierter Hobby-Radfahrer und vom Rat bis 2022 gewählt, sowie Umweltdezernentin Simone Raskob, deren zweite Amtszeit 2020 endet.
Bis zu Ratssitzung Ende des Monats, so ist zu hören, soll eine Entscheidung fallen.