Essen. Die Polizei hat in der Cannabisplantage in der Essener Innenstadt 1200 Hanfpflanzen sichergestellt. Drei Männer sitzen in Untersuchungshaft.

Gewaltige Drogenfund in früherem Möbelhaus ist eine Rekord-Rauschgiftmenge für Essen

Ein Drogenverfahren aus einer anderen Stadt brachte die Ermittler auf die Spur

Warum niemandem der enorme Stromverbrauch auffiel, ist noch ein Rätsel

Der gewaltige Drogenfund in dem früheren Möbelhaus an der Lindenallee dürfte in die Essener Kriminalgeschichte eingehen: Es war die größte Sicherstellung von Marihuana in dieser Stadt. Daran hatte Polizeisprecher Christoph Wickhorst am Tag nach dem Großeinsatz in der City (wir berichteten) keinen Zweifel. 40 Kilogramm fertig abgepacktes Rauschgift mit einem Marktwert von rund 400 000 Euro wurden bei der Razzia sichergestellt.

Dazu entdeckten die Fahnder rund 1200 Hanfpflanzen, die bei drei Ernten im Jahr rein rechnerisch einen zusätzlichen Ertrag von rund drei Millionen Euro abgeworfen hätten. Drei mutmaßliche Drogenzüchter sitzen in Untersuchungshaft.200 rund 1,20 Meter große Marihuanapflanzen gediehen offenbar prächtig unter 250 Speziallampen, die bei Dauerbeleuchtung pro Jahr 500 000 Kilowatt Strom gefressen hätten. Doch bei dem zu erwartenden Millionengewinn aus dem Weiterverkauf der Drogen wären die etwa 125 000 Euro Energiekosten für die Drogenzüchter an der Lindenallee ein durchaus verschmerzbarer Kostenposten gewesen.

Rauschgift-Rekordmenge und ungewöhnliche Beleuchtung

Die Drogenplantage, die die Polizei am Dienstagabend im ehemaligen Lippischen Möbelhaus an der Lindenallee entdeckte, war von bemerkenswerter Dimension. Neben der Rauschgift-Rekordmenge unter der aufwändigen Beleuchtung entdeckten die Beamten im Dachgeschoss des Gebäudes auch professionelle Belüftungsanlagen, deren Installation einige Zeit in Anspruch genommen haben dürfte.

Dort, auf der obersten Etage, wurden Marihuana-Pflänzchen bis zur Ernte aufgepäppelt. Die Drogenbauern mussten im Keller des dreigeschossigen Gebäudes hausen.

Insgesamt hatte die Polizei am Dienstag fünf Verdächtige im Alter von 30 bis 53 Jahren festgenommen. Ein 35- und ein 36-Jähriger versuchten, sich vor dem Zugriff in ihrem Marihuanawald zu verstecken. Ohne Erfolg. Drei weitere mutmaßliche Komplizen griffen die Beamten kurze Zeit später im Umfeld des Hauses auf. Drei der festgenommenen Männer im Alter von 30, 35 und 36 Jahren sitzen seit Mittwoch in Untersuchungshaft. Wie Polizeisprecher Christoph Wickhorst bestätigte, handelt es sich um einen Deutschen und zwei vietnamesische Staatsbürger.

Drogenverfahren aus einer anderen Stadt bringen Polizei auf die Spur

Die Polizei war ihnen nach Hinweisen aus einem Drogenverfahren in einer anderen Stadt auf die Spur gekommen. Nähere Details nannte Wickhorst mit Verweis auf die noch laufenden Ermittlungen nicht. Doch auch nach ihrer Festnahme sind viele Fragen noch unbeantwortet. Klar ist: Angesichts der ausgeklügelten Installation und der Menge der Pflanzen dürfte die Plantage bereits über einen längeren Zeitraum betrieben worden sein. Seit wann die Drogenzüchter dort ihrem illegalen Handwerk tatsächlich nachgingen, müssen die weiteren Ermittlungen zeigen, sagte Wickhorst. Nach ersten Erkenntnissen der Polizei haben sie das Gebäude regulär angemietet.

Dass ihr Treiben nicht früher auffiel, könnte dem Umstand geschuldet sein, dass die leergezogene Immobilie wohl nicht mehr in Pirvatbesitz ist, wie es heißt. Warum der horrende Stromverbrauch unter der Adresse offenbar niemandem komisch vorkam, ist ein weiteres Rätsel, das die Polizei lösen will.