Wie definiert man eigentlich soziale Gerechtigkeit? Sollte es Obergrenzen für Flüchtlinge geben? Und wie bekommt man das hin, dass Bildung keinen Cent kostet? Diese und viele weitere Fragen stellten die Schüler der 8. bis 13. Klasse der Waldorfschule in Stadtwald an die Bundestags-Kandidaten des Essener Südwahlkreises.
Wie definiert man eigentlich soziale Gerechtigkeit? Sollte es Obergrenzen für Flüchtlinge geben? Und wie bekommt man das hin, dass Bildung keinen Cent kostet? Diese und viele weitere Fragen stellten die Schüler der 8. bis 13. Klasse der Waldorfschule in Stadtwald an die Bundestags-Kandidaten des Essener Südwahlkreises.
Die Idee zu dieser Podiumsdiskussion kam aus der Schülerschaft selbst: „Es war ein Bedürfnis der Schüler, die bedauerten, dass die Tagespolitik bei uns im Unterricht zu kurz käme. Wir haben das vor zehn Jahren schon einmal gemacht und so kam der Vorschlag, es zu dieser Wahl wieder zu machen“, erklärt Oberstufenkoordinator und Verbindungslehrer Ludwig Hendrix (64), der auch die erste Diskussionsrunde moderierte.
Über die Themen „Zuwanderung“ und „Soziale Gerechtigkeit“ hatten die Schüler zuvor im Unterricht abgestimmt. Sie hatten sich auch bewusst dazu entschieden, einen Vertreter der AfD einzuladen. „Ich wollte das eigentlich nicht, weil nicht klar war, inwieweit sich da an Spielregeln gehalten würde. Allerdings war diese Befürchtung völlig grundlos, da es insgesamt doch eine sehr ausgeglichene und menschlich faire politische Runde war. Dass ein paar Spitzen fliegen, das ist in solch einer Diskussion natürlich üblich.“
Luca Dyckmans (17), Schülerin an der Waldorfschule, fand die Möglichkeit, persönlich mit den Politikern zu sprechen, sehr spannend: „An einigen Stellen haben sie mich auch überrascht. Zum Beispiel, dass es Berufe gibt, die wenig Anerkennung bekommen, obwohl sie die eigentlich verdienen. Das haben alle so gesehen und wollen das auch ändern.“ Gemeint ist damit z.B. die Sparte der Pflegeberufe und gerade in der aktuellen Situation auch die vermeintlich abnehmende Attraktivität des Lehrerberufs.
Ebenfalls einig waren die Kandidaten sich darüber, dass einkommensschwache Personen entlastet werden sollen, beispielsweise durch eine Mindestsicherung. Auch wenn „Steuereinnahmen“ oder „Mietpreisbremse“ nicht gerade nach Gesprächsthemen für junge Leute klingen, wurde darüber viel gesprochen und argumentiert. Auch eine Reichensteuer kam als Schlagwort, womit aber nicht alle ganz einverstanden waren. „Mir liegt das ganze Thema soziale Gerechtigkeit am Herzen, da es ein Begriff ist, den man weit auslegen kann. Die Meinungen der Parteien gehen da auch weit auseinander.“
Auch in der Diskussionsrunde über Zuwanderung gab es, wie zu erwarten, deutliche Meinungsverschiedenheiten – und auch der ein oder andere Seitenhieb, der aber über der Gürtellinie blieb. Während die AfD das Thema Zuwanderung problematisierte und dabei etwa das Geschlechterrollenverständnis vieler Migranten kritisierte, sahen die anderen Parteivertreter Migration eher als Chance für ein Land wie Deutschland. Allerdings sei es zwingend, Integration professioneller und mit weniger Zeitverlusten zu organisieren, etwa wenn es um die Arbeitsaufnahme von Migranten gehe.
Hendrix war von den vielen Meldungen aus dem „Publikum“ angetan: „Die Fragen der Schüler zeigten, dass sie sich gut vorbereitet haben. Viele interessieren sich auch privat sehr für Politik. Das beiderseitige Interesse an dieser Runde zeigte sich auch daran, dass sowohl die Schüler als auch die Kandidaten nichts dagegen hatten, deutlich zu überziehen.“
Tatsächlich fiel auf, dass viele Schüler auch nach dem Schlusspfiff der offiziellen Runde noch in kleinen Gruppen mit allen Politikern weiterdebattierten. Sicherheitshalber hatte Verbindungslehrer Ludwig Hendrix dennoch appelliert, am 24. September auf jeden Fall zur Wahl zu gehen.