Essen. . Gemeinde in Rüttenscheid lud zum Tierschutzgottesdienst: 30 Herrchen und Frauchen hatten ihre Hunde mitgebracht. Dazu gab es ein Meerschweinchen.
- Evangelische Kirchengemeinde Rüttenscheid lud am Sonntag zum Tierschutzgottesdienst im Hof der Reformationskirche ein
- Außer den 100 Gemeindemitgliedern ohne Tier waren 30 Herrchen und Frauchen mit Hund gekommen
- Ernste Worte zum Thema artgerechte Nutzzierhaltung. Bleibende Gedanken für den Heimweg
Es ist ja nicht so, als würden Tiere in der Bibel keine Rolle spielen. Eine Auswahl: Da ist anfangs die Schlange, die auf alles, was folgt, entscheidenden Einfluss nimmt. Da ist der Wal, in dem Jona landet. Und da ist Noah mit seiner Arche, der sich vor Tieren nicht retten kann und diese dann rettet. Insofern war es durchaus naheliegend, dass die Evangelische Kirchengemeinde Rüttenscheid am Sonntag mal zum Tierschutzgottesdienst im Hof der Reformationskirche einlud. Schlange und Wal waren nicht vor Ort. Aber viele Gläubige hatten ihren Hund als Begleiter mitgebracht. Und auch ein Meerschweinchen fiepte als Gast beim Open-Air-Gottesdienst.
Mensch, Tier, Natur sind eine Einheit
Pfarrerin Sabine Grüneklee-Herrmann war beim Blick in die gut gefüllten Stuhlreihen durchaus angetan: Außer den 100 Gemeindemitgliedern ohne Tier waren 30 Herrchen und Frauchen gekommen, die ihre Hunde dabei hatten. Ausgerechnet diese Vierbeiner kommen in der Bibel übrigens nicht so gut weg. „Ist ja richtig was los hier“, freute sich die Pfarrerin, die Besitzerin eines Dackels ist. So wurde es nicht nur lauter, wenn gemeinsam gesungen wurde. Jedes erste Bellen eines Hundes löste eine Kettenreaktion aus: Der Pudel reagierte auf den Mischling, der dann auch vom Schäferhund begrüßt wurde. Die Gemeinde schmunzelte.
Sekunden später war die gottesdienstliche Besinnlichkeit aber wieder da. Glück für die Gemeinde: Das Wetter spielte mit, der Open-Air-Gottesdienst konnte unter blauem Himmel und im Schatten der Bäume im Hof der Reformationskirche gefeiert werden. „Mensch, Tier und Natur bilden unter dem Dach des Himmels eine Einheit“, sagte Elisabeth Gibas vom Tierschutzverein Essen. Die Tierexpertin kam auch im ganz ernsten Teil des Gottesdienstes ausführlich zu Wort, als sie die artgerechte Nutztierhaltung thematisierte: „Auch Tiere haben Bedürfnisse und Gefühle, wie Angst und Freude.“ Die würden bei industrieller Massentierhaltung nicht berücksichtigt: „Stellt euch mal vor“, bat sie die Kinder und sprach nicht nur diese an: „In eurem Zimmer sitzt vor euch jemand, hinter euch jemand und neben euch jemand. Da habt ihr keinen Platz mehr für euch.“ Betroffene Stille für den Moment und ein bleibender Gedanke für den Heimweg.
Am Ende ein Segen für alle Menschen und Tiere
Vor dem Gottesdienst-Ende gab es aber noch eine Segnung. Für alle Hunde und auch das Meerschweinchen. Da war auch die Rüttenscheiderin Lea Siemann mit ihrem Parson-Jack-Russell-Terrier wieder mittendrin. Die junge Fluffy war zwischendurch unruhig geworden. „Die Aufregung. Da haben wir uns die Predigt mit etwas Abstand zu den anderen Hunden angehört“, erklärte Lea Siemann. Sie joggt sonntags sonst immer um den See. „Aber den Tiergottesdienst wollte ich unbedingt mal miterleben.“