Essen. . Die Gestaltung des 60-Meter-Wohnturms an der Huyssenallee trifft in der Politik auf Wohlwollen. Inspiration fanden die Architekten in der Nähe.
- Gestaltungsentwurf für 60 Meter hohen Wohnturm findet Gefallen bei Planungspolitikern
- Mehrheit verspricht sich von Projekt städtebauliche Aufwertung und Belebung der Allee
- Investor will Bestandsgebäude im Februar/März abreißen und im Sommer mit Bau beginnen
Bevor sich ein guter Architekt an die Arbeit macht, schaut er sich in der Umgebung des zu bauenden Objektes um und macht sich auf die Suche nach Themen, die er interpretieren kann. So schildert Gerhard Feldmeyer vom Büro HPP die Herangehensweise an den Bau des 60 Meter hohen Wohnturms, den der Essener Investor Peter Jänsch an der Huyssenallee errichten möchte.
Dort mussten die kreativen Köpfe nicht lange suchen. Für Inspiration sorgte das nahe Aalto-Theater mit seinen geschwungenen Formen. „Es lag auf der Hand, das Thema Aalto aufzunehmen“, so Feldmeyer. So sind es die auskragenden, geschwungenen Balkone, die den rechteckigen Baukörper „umspielen“, wodurch sich dieser nicht allein durch seine Höhe von der übrigen Bebauung absetzt.
Kritischer Zwischenruf eines Anwohners
Im Planungsausschuss am Donnerstag gab es für den Entwurf viel Beifall. Die CDU sprach von einem „mutigen Objekt“, von „einem wahren Leuchtturm“, die SPD von einem „Meilenstein“. Sogar die Linke nannte die Gestaltung „ästhetisch gelungen“, warf allerdings die Frage auf, ob ein solches Hochhaus an dieser Stelle sinnvoll sei. Ein Anwohner äußerte sich dazu mit einem Zwischenruf: Das Hochhaus sei „ein Stachel an der Huyssenallee“.
Die politische Mehrheit sieht das anders. Sie verspricht sich von dem Hochhaus-Projekt eine städtebauliche Aufwertung und eine Belebung der Huyssenallee. Denn die schlummert offenbar in der Wahrnehmung vieler Essener im Dornröschenschlaf, gab Architekt Feldmeyer seinen Eindruck wieder. Dabei habe die Huyssenallee das Potenzial, „wieder eine erste Adresse in Essen zu werden“. Worte, die wohl bei der Mehrheit der anwesenden Planungspolitiker runter gingen wie Öl. Für sie reiht sich das Jänsch-Hochhaus ein in den Neubau der Mercator-Stiftung, in den neuen Campus, den der Energieversorger Innogy an der Huyssenallee hochziehen wird und in das ehemalige Aareal-Bankhaus an der Huyssenallee 48, aus dem der Eigentümer ein Wohn- und Bürohaus machen will.
Begrünte Balkone in Anlehnung an den Stadtgarten
Ja. Es tut sich etwas an der Huyssenallee. Wobei der Wohnturm kein freistehender Solitär sein wird, auch wenn er optisch so wirkt, wie Feldmeyer ausführte. Nach dem Entwurf der Planungsgemeinschaft HPP und VSI Architekten wird sich entlang der Heinrichstraße ein fünfgeschossiges Bürohaus anschließen, mit hohen Fenstern und einer grauen Fassade, die sich von dem benachbarten Hochhaus deutlich abheben wird. An der Dreilindenstraße ist Geschosswohnungsbau geplant, ebenfalls fünf Stockwerke hoch.
Der Innenraum, den der Neubaukomplex umschließt, soll einsehbar sein und begrünt werden. Das gilt auch für das Dach des Wohnturms, sehr zu Freude der Grünen. Die Architekten denken ferner darüber nach, die geschwungenen Balkone, die sich über mehrere Wohnungen hinwegziehen werden, mit einer Begrünung zu trennen. Der Stadtgarten ließe sich so „in die Vertikale weitertragen“, formulierte Feldmeyer in blumiger Architekten-Sprache.
Auch zum Thema Schattenwurf, einem Kritikpunkt besorgter Anwohner, äußerte sich der Gestalter. Streng genommen handele es sich ja mit 60 Metern Höhe gar nicht um ein Hochhaus, sondern um ein „hohes Haus“. Ja, das werfe Schatten. Aber niemand habe einen Anspruch darauf, den ganzen Tag über in der Sonne zu sitzen.
Baubeginn im Sommer 2018
Das Bebauungsverfahren läuft. Bis Ende Oktober soll der Bauantrag vorliegen. Im Idealfall könnte im Februar oder März 2018 mit dem Abriss der bestehenden Gebäude begonnen werden, heißt von Seiten der Antragsteller. Der Baubeginn stünde dann im August oder September an. Zwei Jahre später könnten die ersten Bewohner einziehen.