Essen. . Der Illustrator Helge Jepsen war in den Wüsten der USA unterwegs und hat aus Fotos Illustrationen erstellt. Die zeigt er in einer Ausstellung.
Was kann authentischer für einen Künstler sein, als wenn er das hautnah erlebt, was er in seinen Werken zeigen will? Dem Illustrator Helge Jepsen ist genau das passiert. Für eine Reportage suchte der Rüttenscheider in den Wüsten des Nordwestens der USA die Leere und Verlassenheit dieser unwirtlichen Orte. Und hing durch eine Autopanne plötzlich selbst mitten im Nirgendwo fest. „Kein Ersatzrad, kein Handy-Empfang, kein Mensch. Aber viel Sonne. Das regt die Fantasie an“, sagt er mit einer Portion Sarkasmus. Ein Ranger kam vorbei. Und konnte helfen.
Vielleicht hat diese persönliche Erfahrung den Blick von Helge Jepsen für das, was er zeigen will, noch einmal weiter geschärft. Zwei Mal hat er in den letzten Jahren den Südwesten der USA bereist. Dabei hat er illustrierte Reportagen für das Automagazin „Ramp“ erstellt, aus denen die Ausstellung „USA Abandoned“ entstanden ist, die in der Galerie JesusChris gezeigt wird. Sein Thema sind die einsamen Weiten dieser spröden Landschaften. Einsamkeit übt schon immer eine besondere Faszination auf Jepsen aus. „Ich bin in Nordfriesland aufgewachsen. Da ist es flach, weit und einsam.“ Noch deutlich einsamer sind die Momente, die er in den Wüsten von New Mexico, Utah, Arizona und Kalifornien eingefangen hat. Sterbende Seen, verlassene Wohnwagen, tote Städte. Vergehendes, das neben Vergangenem vergessen wurde.
Helge Jepsen, der unter anderem für den Stern und den Playboy gearbeitet hat, hat diese Szenen mit seinem Handy festgehalten. Meist aus der Hüfte und damit als schneller Schuss. „So sind bei den beiden Reisen 1000 Fotos auf meinem iPhone zusammengekommen.“ Zuhause, in seinem Büro in Rüttenscheid, wurden aus den Fotomotiven Illustrationen. Früher auf Papier, heute auf seinem Grafiktablett, einem großformatigen digitalen Zeichenbrett. Das ermöglicht ihm, bei einem einfachen Farbwechsel nicht wieder ganz von vorne mit seiner Illustration starten zu müssen. Jepsen spielt mit Farben, Licht, Schatten und Elementen. „So lange, bis ich finde, was ich suche und zeigen will. Das alles ist sehr realistisch. Aber das gibt es auf der anderen Seite auch genau so gar nicht“, erklärt er.
So ist nach und nach ein Roadmovie aus Standbildern entstanden, den der 51-Jährige bei JesusChris zeigt. Seine Illustrationen sind dabei nicht zu Abbildern der Fotos geworden. Und doch erinnern sie stark an fotografische Aufnahmen. „Welchen Filter verwenden Sie bei der Kamera?“, ist deshalb auch die häufigste Frage, die Helge Jepsen den Besuchern in seiner Ausstellung beantworten muss.
Wer nah an seine Werke herangeht und die Strukturen studiert, entdeckt, meist im Hintergrund bei Fenstern, Türen und Rollos, die strukturellen Elemente der Illustration, die ihn entlarven. Das ist gar nicht schlimm. Wenn mal wieder die Filter-Frage kommt, lächelt Helge Jepsen. Und freut sich über das Kompliment für seine Arbeit.