Essen. . Vor 30 Jahren wurde das alte Rathaus in Essen-Heisingen unter Schutz gestellt. Nun ist es zum ersten Mal beim Denkmal-Tag zu besichtigen.
- Tag des offenen Denkmals findet am 10. September bundesweit statt.
- In Essen gewähren 25 Orte Einblicke, die es im Alltag meist nicht gibt.
- Zum ersten Mal ist in diesem Jahr das alte Rathaus in Heisingen dabei.
Geschichte vor Ort erleben, das verspricht der Tag des offenen Denkmals. Am Sonntag, 10. September, öffnen unter Regie der Deutschen Stiftung für Denkmalschutz bundesweit mehr als 8000 historische Gebäude, Parks und archäologische Stätten ihre Pforten. Auch in Essen gewähren 25 Orte Einblicke. Auf Anregung des Heisinger Museumskreises gibt das Alte Rathaus Heisingen sein Debüt.
Das mehr als 100 Jahre alte Gebäude sei „ganz sicher mehr als nur einen Blick wert“, versichert Christian Breuer, stellvertretender Sprecher des Museumskreises. Beim internationalen Museumstag sei man eh schon regelmäßig dabei. „Warum also nicht auch hier?“ Das diesjährige Motto des Denkmaltages, „Macht und Pracht“, passte außerdem genau. „In Heisingen kamen da nur zwei Objekte in Betracht“, sagt Breuer. Haus Heisingen, ein ehemaliges Rittergut an der Ruhr, und eben das alte Rathaus am Hagmanngarten, die zwischen September 1910 und Mai 1911 erbaute „Machtzentrale“ Heisingens.
1910 betrugen die Baukosten 75.000 Mark
Die Stadt als Eigentümerin des Rathauses übernahm die Anmeldung zum Denkmaltag, Veranstalter ist die Folkwang Musikschule, die auch Hauptnutzer des Gebäudes ist. „Allein hätte der Museumskreis das gar nicht geschafft“, sagt Mitglied Henner Höcker. „Wir machen das hier ja alle ehrenamtlich.“ Immerhin: Der Museumskreis bringt den Besuchern am 10. September das alte Haus näher.
Dessen Geschichte beginnt am 1. April 1910 – der Tag, als Heisingen selbstständig wurde. Knapp zwei Wochen später beschloss die Gemeindevertretung einstimmig den Bau des Domizils. Neun Entwürfe gab es, das Rennen machte der Bredeneyer Architekt Wilhelm Rümke. Der Bau kostete 75.000 Mark, finanziert durch die Abfindungssumme nach Eingemeindung von Rellinghausen und durch den Großindustriellen Carl Funke.
Als Rathaus diente das Gebäude nur 18 Jahre
Das Bautempo war beachtlich, zumal für heutige Verhältnisse. Zwischen der Grundsteinlegung am 1. September 1910 und der Einweihung im Mai 1911 lagen gerade einmal zehn Monate. Die Diensträume der Gemeindeverwaltung wurden eingerichtet, daneben die Wohnungen des Bürgermeisters und des Hausmeisters, die Sparkasse, das Büro des örtlichen Polizeikommissars und sogar drei Zellen.
Nur 18 Jahre später wurde der Landkreis Essen aufgelöst und Heisingen eingemeindet. Das Rathaus diente fortan als Nebenstelle der Essener Verwaltung. Nach dem Zweiten Weltkrieg hatten beispielsweise das Einwohnermeldeamt, das Ernährungs- und Gesundheitsamt sowie die Mütterberatung Zweigstellen in Heisingen.
Haus blieb weitgehend unverändert
„Zum Denkmal erklärt wurde das Rathaus am 14. Mai 1987“, erzählt Heimatforscherin Ilse Cram. 1998 kehrte die Polizei zurück, verlegte die Wache von der Kreuzstraße ins Rathaus. „Noch heute ist dort im Erdgeschoss die Bezirksdienststelle Heisingen zu finden“, sagt Breuer. Gleiches gilt die Bürgerschaft, die örtliche CDU, den Awo-Seniorenclub und den Verein „Pro Bibliothek Heisingen. Und natürlich die Folkwang Musikschule, die das gesamte Obergeschoss samt Ratssaal nutzt.“
Am Denkmaltag zeigt der Museumskreis eine Ausstellung. Folkwang öffnet seinen Musikunterricht, ab 13 Uhr steht ein Kinderkonzert auf dem Programm. „Auch der Awo-Seniorenclub und die Bibliothek wollen öffnen“, sagt Breuer. „Wir selbst stehen mit Rat und Tat von 11 bis 17 Uhr zur Verfügung.“ Gäste dürfen sich aber vor allem auf ein historisches Haus freuen, das weitgehend unverändert blieb.
Am Denkmaltag öffnen sich viele Türen
Viele Essener Kulturdenkmäler, die sonst verschlossen bleiben, werden am Sonntag, 10. September, ihre Türen für Besucher öffnen, Führungen und Aktionen anbieten oder einfach das Entdecken ermöglichen.
Dabei ist zum Beispiel die Pax-Christi-Kirche in Bergerhausen, An St. Albertus Magnus 45, die sonst nur zu Gottesdiensten und nach Absprache öffnet. Am Sonntag kann dort von 10 bis 18 Uhr die Gedenkstätte für Opfer von Gewalt besucht werden. Auf dem Boden der Unterkirche sind rund 1500 Namen von ermordeten Menschen eingeschrieben, außerdem Namen von Orten, an denen Menschen getötet wurden, wie Oslo und Winnenden. Unter den zahlreichen Kunstwerken, die von der Würde des Menschen künden sollen, ist „Der Hörende“ von Toni Zenz. Nach der Messe um 10 Uhr finden um 11.15, 15 und 17 Uhr Führungen statt.
In Kupferdreh wird am Tag des offenen Denkmals von 10 bis 16 Uhr die historische Hammeranlage im Betrieb zu sehen sein. Am Eisenhammerweg 25 steht der letzte Eisenhammer Essens, der im 16. Jahrhundert als bäuerliche Schmiede entstanden ist. Nach Jahren des Verfalls wird der Deilbachhammer nun saniert. Von den aktuellen Arbeiten am Gebäude und im Gelände erzählen die Architekten und Handwerker, es gibt Führungen und einen Imbiss aus dem Steinofen.
Führungen durch die Siedlung Zollverein III
Seit 2001 steht die Siedlung Zollverein III an der Ückendorfer Straße 84-120 unter Denkmalschutz. Errichtet wurden die ältesten Teile der Bergarbeitersiedlung schon 1883. Am 10. September werden von 11 bis 15 Uhr Führungen angeboten, es gibt Informationen zur Historie und Erfahrungsaustausch mit Eigentümern, die die Sanierungsmaßnahmen durchgeführt haben.
Das Ensemble der ehemaligen Stiftsimmunität und Stiftskirche St. Lambertus in Rellinghausen war einst durch eine Mauer vom Dorf abgeschieden. Das Gotteshaus entstand in verschiedenen Bauphasen seit dem elften Jahrhundert. 1825 musste wegen Einsturzgefahr ein Teil abgerissen werden, im Zweiten Weltkrieg wurde die Kirche beschädigt, bis 1949 dann wieder aufgebaut. Am Tag des offenen Denkmals werden Am Glockenberg 31 um 15 sowie um 16 Uhr Führungen angeboten.
Das Dore-Jacobs-Haus in Stadtwald ist am 10. September von 11 bis 16 Uhr geöffnet. Das Blockhaus an der Leveringstraße 30 wurde vor 90 Jahren vom Bund Gemeinschaft für sozialistisches Leben erbaut, es diente unter anderem als Schulgebäude nach der Bewegungslehre von Dore Jacobs. Von den Nazis wurde es 1934 geschlossen, blieb aber als Notkirche bestehen. Die Clownin Lotte wird am Sonntag mit einer poetischen Zeremonie und Musik durch das Haus führen.
Das übrige Programm am Tag des offenen Denkmals
Die weiteren Stationen beim Denkmal-Tag: Schloßpark Borbeck, 15 bis 18 Uhr, historische Spielszene und Kurzführungen; Friedhof Bredeney, Westerwaldstraße 6, ganztägig, Führung um 10 Uhr, Treffpunkt Trauerhalle; Ev. Kirche Haarzopf, Raadter Straße 79, 10 bis 15 Uhr, Führung um 13.30 Uhr; Kloster und Schule B.M.V., Bardelebenstraße 9, 14.30 bis 17.30 Uhr, Führungen um 14.30 und 16 Uhr; Auferstehungskirche, Manteuffelstraße 26, 11.15 bis 16 Uhr, Vortrag um 12 Uhr; Dom und Domschatz, 11 bis 17 Uhr, Führung stündlich von 12.30 bis 15.30 Uhr, Eintritt Schatzkammer vier Euro;
Heroldhaus, Kennedyplatz 3, 13 bis 18 Uhr, Führungen nach Bedarf; Halbachhammer, 14 bis 18 Uhr, Führungen; Romanisches Haus Grugapark, Külshammerweg, 11 bis 16 Uhr, Führungen 11 und 15 Uhr; Alt-kath. Friedenskirche, Bernestraße 1, 12 bis 15 Uhr, Führungen 12 und 14 Uhr, Diashow, Ausstellung; Marktkirche, 12 bis 17 Uhr; Fürstin-Franziska-Christine-Stiftung, Steeler Straße 642, 10 bis 19 Uhr, Führungen 12.30 und 17.30 Uhr; Alt-luth. Kirche, Moltkeplatz 17/19, 12.30 bis 16 Uhr, Führungen stündlich 13 bis 16 Uhr; Ostfriedhof (alte Gräber vom Kettwiger Tor), Saarbrücker Straße, ganztags, Führung 14 Uhr;
Alte Abtei, Klemensborn 39, 8 bis 22 Uhr; Ev. Kirche, Heckstraße 54, 12 bis 17 Uhr, Führung 14 Uhr; Gartenhaus Dingerkus, Brandstorstraße, 12 bis 18 Uhr, stündlich Führungen; Propsteikirche St. Ludgerus, Brückstraße 52, ganztags; Schatzkammer St. Ludgerus, Brückstraße 54, 10 bis 12 und 15 bis 17 Uhr, Führungen 15 und 16 Uhr, Eintritt Schatzkammer drei Euro.