Viele Studenten demonstrierten für bessere Bildung, aber andere fragten nach dem Sinn der Forderungen. AStA beteiligte sich diesmal an Demo für bessere Bildungschancen
Nachdem der Allgemeine Studierenden-Ausschuss (AStA) der Uni Duisburg-Essen (UDE) sich lange von Studentenprotesten und Bildungsstreiks distanziert hat, beteiligte er sich kurzfristig an der gemeinsamen Demonstration von Schülern und Studenten in der Innenstadt. „Bei den bisherigen Protesten entsprachen manche Veranstaltungsformen nicht unseren Vorstellungen”, stellt Jan Bauer vom AStA klar. "Zudem mussten Studierende diesmal keine Nachteile durch die Teilnahme an der Demo in Kauf nehmen, so konnten wir die Aktion unterstützen."
Vorlesungen und Seminare fielen zwar nicht aus, aber der Rektor der UDE hatte die Studierenden von ihrer Anwesenheitspflicht befreit. Dennoch gesellten sich zahlreiche Studenten zu den demonstrierenden Schülern, um mit teilweise zugeklebtem Mund, Transparenten, Trommelwirbeln und zeitweise lautem Geschrei die neugierige, bisweilen aber auch irritierte und verschreckte Öffentlichkeit in der Innenstadt auf die Bildungsmisere aufmerksam zu machen.
„Es muss etwas geschehen”, stellt Jan Bauer fest und erläutert die Forderungen der Studierenden. „In Hinblick auf das Bachelor-/Master-System brauchen wir unbedingt eine Reform der Reform, denn der Studienalltag zeigt, dass es so nicht geht.” Der Stundenplan sei einfach überfrachtet. „Das entspricht nicht dem Bildungsweg nach Humboldt'schen Idealen”, so Bauer, der in Zeiten der Globalisierung durchaus nichts gegen globalisierte Bildung einzuwenden hat. Eine weitere wichtige Forderung sei der Wegfall der Studiengebühren. „Bildung muss kostenlos sein, denn sie ist eine Ressource, von der der Staat zukünftig lebt”, stellt Bauer fest.
Abseits vom Demo-Trubel war auf dem Campus selbst nichts von der Aktion zu spüren. „Ich hatte gerade Mathe-Vorlesung”, erzählt Erstsemesterin Lisa (22). „Und jetzt muss ich noch was tun! Ich hab keine Zeit für Demos.” Und Moritz, Student der Wirtschaftsinformatik im dritten Semester, findet die Forderungen der Demonstrierenden „überzogen” und fragt sich nach dem Sinn, die Anwesenheitspflicht abzuschaffen. „Das wäre ja ein Freibrief nicht zur Uni zu gehen”, meint Moritz. Der 21-Jährige bestätigt aber, dass man sich ziemlich „reinhängen” müsse, um das Studium in der Regelstudienzeit zu schaffen. Doch die Studiengebühren empfindet er - obwohl auch er dafür arbeiten muss - nicht unerschwinglich. „Schließlich ist das landesweite Bahnticket enthalten.”
Die UDE selbst signalisiert Gesprächsbereitschaft. „Es gibt Punkte, über die man reden kann und muss”, so Pressesprecherin Beate Kostka. „Aber es ist eine Frage, wie dies geschieht.”