Essen. . Das Café Schließfach ist von der Maxstraße in das Caritas-Haus ander Niederstraße umgezogen – und damit näher an den Straßenstrich gerückt.

  • Das Café Schließfach in Essen ist schon seit 1995 ein Schutzraum von Frauen für Frauen
  • Im Mai ist es von der Maxstraße umgezogen in das Caritas-Haus auf der Niederstraße
  • Die Einrichtung kümmert sich nicht nur um Prostituierte und drogenabhängige Frauen

Gut 20 Jahre hatte das Café Schließfach seinen Standort in der Maxstraße. Mit dem Umzug ins Caritas-Haus auf der Niederstraße in diesem Mai ist es denjenigen entgegengekommen, um die es sich besonders kümmern will: den Frauen und Mädchen vom Straßenstrich Gladbecker Straße.

Zu Fuß ist die Strecke zwischen dem früheren Kirmesplatz und dem Café Schließfach in gut zehn Minuten zu schaffen. Zwischen zehn und 20 Frauen finden jeden Tag den Weg hierhin. Einige kommen täglich und das schon seit 20 Jahren, andere nur einmal in der Woche. „Wir schreiben gute Zahlen, seit wir hier sind“, sagt Sozialarbeiterin Nicole Martin. Und weist auf das Alleinstellungsmerkmal hin. „Wir sind der einzige Schutzraum in Essen von Frauen für Frauen.“

In der Maxstraße musste das Café mit Kellerräumen vorliebnehmen. Jetzt steht der gründlich renovierte alte Caritas-Warteraum mit den hohen Fenstern zur Verfügung. Der aufgearbeitete Parkettboden, die gemütlichen Sessel mit bunten Kissen, weißlackierte Tische und Stühle, die Wände in Weiß und Magenta, und mittendrin die Wand mit den einzeln nummerierten Schließfächern: All das macht das lichtdurchflutete Café zu einer Wohlfühladresse.

Mit 65 unter das Existenzminimum abgerutscht

Übrigens auch für Frauen, die drogenabhängig und wohnungslos sind oder von Armut betroffen sind. Wie zum Beispiel Jutta (Name der Redaktion bekannt) aus Rellinghausen. Sie ist 65 und wegen der kargen Rente auf Sozialhilfe angewiesen. „Ich habe seit meinem 14. Lebensjahr gearbeitet und hätte früher Skrupel gehabt hierhin zu kommen“, sagt sie. Ihre Angehörigen haben keinen Schimmer, dass sie manchmal sogar täglich in die Niederstraße geht. „Wir machen hier Spiele und unterhalten uns“, sagt sie. Jutta ist dezent geschminkt und gut angezogen. Einen Teil ihrer Kleidung hat sie in der Schließfach-Boutique gefunden.

Dass das Café in der Mittagszeit besonders frequentiert ist, überrascht nicht. Ein ehrenamtliches Team, darunter eine ausgebildete Hauswirtschafterin, zaubert aus Zutaten der Tafel jeden Tag gesunde und frisch zubereitete Mahlzeiten, die außerdem nichts kosten. „Auch das Frühstücksbüffet ist lecker“, sagt Jutta. „Es ist wichtig, dass sich die Frauen hier wohlfühlen und akzeptiert fühlen“, sagt die Nicole Martin.

Ein Ort zum Ausruhen und zum Zu-sich-kommen

Die Einrichtung sei ein Ort zum Ausruhen und zum Zu-sich-kommen. „Wir wollen nichts von den Frauen, niemand guckt sie schräg an“, sagt die Sozialarbeiterin. Aber wer Beratung benötige und Unterstützung beim Ausfüllen von Anträgen, wer einen Schlafplatz oder Hilfen zum Ausstieg sucht, findet in den drei Sozialarbeiterinnen kompetente Beraterinnen.

Der wichtigste Unterschied zu anderen Beratungsstellen: Das Café Schließfach ist für die Erschöpften in erster Linie ein Ort zum Luftholen und zum Kraft schöpfen. Mit Duschmöglichkeiten, Waschmaschine, Trockner und einem Bett.

Frauen, die kein Dach überm Kopf haben, verstauen ihre wenigen persönlichen Dinge kostenlos in den 15 Schließfächern, die der Einrichtung den Namen geben.

>>> ZWEI ANGEBOTE: CAFÉ SCHLIESSFACH UND STRICHPUNKT

Das Café Schließfach hat Montag, Dienstag und Freitag von 10.30 bis 15 Uhr sowie Mittwoch und Donnerstag von 10.30 bis 18 Uhr geöffnet. 319375-420

Das Mittagessen ist kostenlos, für das Frühstück werden 50 Cent verlangt.

Auf dem Straßenstrich gibt es den Beratungscontainer „Strichpunkt“, ebenfalls eine Einrichtung des Sozialdienstes Katholischer Frauen.

Streetworkerinnen gehen dort auf die Frauen zu und werben auch für das Café Schließfach.