Essen. . Im Jahr der „Grünen Hauptstadt“ wurden heimische Gewächse in öffentliche Beete gesetzt. Die Bürger sind angetan - und machen weitere Vorschläge.

  • Grüne-Hauptstadt-Aktion: Staudenpflanzen und heimische Wildblumen sehen gut aus und helfen Insekten
  • Auch private Initiativen zeigen Wirkung – zum Beispiel an der Wittenbergstraße
  • Bürger fragen: Kann man diese Blumenmischungen auch fertig kaufen?

Sie tragen klangvolle Namen: Königskerze, Natternkopf, Kamille, Schafgabe und Mohn – diese heimische Pflanzen und noch viele weitere blühen derzeit in voller Pracht auf Essens öffentlichen Beeten. Eine Aktion der „Grünen Hauptstadt“, die in diesen Tagen und Wochen ausgesprochen gut bei den Bürgern ankommt: „Wir erhalten viel Zustimmung von den Menschen, verbunden mit der Frage, ob diese Pflanzen auch im nächsten Jahr wachsen werden“, sagt Hans-Joachim Augustin, Leiter von „Grün und Gruga“. Die gute Nachricht: Ja, auch in den nächsten Jahren sollen heimische Gewächse viele öffentliche Beete zieren – und zwar nicht nur, weil’s gut aussieht.

„Nachhaltigkeit“ als Ziel der Grünen Hauptstadt

Besonders rund um den Hauptbahnhof fallen sie auf – die großflächigen Stauden-Pflanzungen, die Ende letzten Jahres gesetzt wurden, allein am Innenstadt-Ring waren es 40 000 Stück; ein offizielles Grüne-Hauptstadt-Projekt mit entsprechender finanzieller Beteiligung des Aktionsbüros. Der viel bemühte Begriff der „Nachhaltigkeit“ wurde wiederholt ins Feld geführt.

Denn: Nicht wenige der heimischen Gewächse haben den Vorteil, dass man sie nur einmal pflanzen muss, dann vermehren sie sich von selbst in den Folgejahren weiter – anders als Stiefmütterchen oder andere Klassiker, auf die jetzt bewusst verzichtet wurde. Und die eigentlich viel mehr Arbeit machen.

Idee einer Bürgerin umgesetzt

Doch nicht nur die Stadt hat offiziell die „nachhaltige Bepflanzung“ mit Stauden und anderen Gewächsen für sich entdeckt – auch Privatbürger haben sich engagiert. Eins der augenfälligsten Beispiele: Der neu entstandene Grünstreifen auf der Wittenbergstraße zwischen Rüttenscheid und Stadtwaldplatz.

So sehr umstritten die Maßnahme auch war, verkehrstechnisch gesehen – viele Bürger finden, dass bei der Wegnahme der Busspur Platz für Autofahrer oder Radler verschenkt wurde. Doch: In der Höhe des Uhlenkrugs blüht auf 150 Metern Länge in voller Pracht seit Wochen eine wilde Blumenwiese.

Die Idee hatte die Heisinger Bürgerin Ulrike Jakob: „Es dauerte lange, bis ich erst mal die Zuständigkeiten geklärt hatte“, erzählt die Ornithologin. Doch sie stieß mit ihrem Vorschlag auf offene Ohren, den neu entstanden Grünstreifen nicht mit Rosen oder anderen Blumen zu dekorieren, die zwar pittoresk sind, aber wenig ökologischen Nutzen haben. Sondern: „Grün & Gruga“ säte eine Fertigmischung namens „Bienenwiese“ aus; nicht nur Autofahrer erfreuen sich derzeit an einer kaum für möglich gehaltenen Farbenpracht. „Es geht ja auch um die Insekten, die so rar geworden sind“, sagt die Fachfrau. Tatsächlich tummeln sich rund um die Blumen jetzt Bienen, Hummeln und mehr: „Das ist für die Schwalben ganz wichtig, die bei uns so selten geworden sind“, erklärt Ulrike Jakob. „Da kann man mal sehen, mit wie wenig Mitteln man einen großen Effekt erzielen kann.“

Pflanzen sollen 2018 erneut blühen

Auch die neuen Pflanzen an Wittenbergstraße sollen im nächsten Jahr erneut blühen. Derzeit bleiben manche Bürger an der Wiese stehen vor lauter Entzücken, die Frage steht im Raum: „Kann man diese Mischung auch für den privaten Gebrauch kaufen?“

Die Antwort: Ja, kann man, die Mischung „Bienenwiese“ stammt von einem großen Anbieter für Saatgut, und auf dessen Internet-Seite ist zu lesen: „Die Blumenwiesenwelle in den Städten hält an, immer mehr Kommunen werten reine Rasenflächen durch Blütenbänder auf. Viele städtische Randlagen, Kreisverkehre, Radwegbegrenzungen und Parks wurden vielerorts bereits umgestaltet und haben damit unter anderem mitgeholfen, die Artenvielfalt an Insekten in den Städten zu erhalten.“

So gesehen: Essen, die grüne Hauptstadt, hat die Rückkehr zur heimischen Pflanze wahrlich nicht erfunden, aber sei’s drum. Im Übrigen: Neue Freiflächen nicht mit farbenfroher Exotik sondern mit dem, was hier zu Hause ist, konnte man erstmals ausführlich vor Jahren im neu gestalteten Krupp-Park rund um Altendorf beobachten.