Essen. . Der Callcenter-Dienstleister CCC betreibt für Facebook ein Löschzentrum in Essen. Gesucht: Bewerber mit Türkisch- und Arabisch-Kenntnissen.

Anfang Mai hatte Facebook-Chef Mark Zuckerberg angekündigt, die Zahl der Mitarbeiter in den Löschzentren von 4500 auf 7500 weltweit zu erhöhen. Damit reagierte das weltgrößte soziale Netzwerk auf die wachsende Zahl falscher Nachrichten und Hassangriffen, die per Facebook verbreitet werden. Das zweite deutsche Löschzentrum soll nach Essen kommen.

Was leisten die Löschzentren von Facebook?

Neben den 700 Mitarbeitern in Berlin sollen ab Herbst weitere 500 Arbeitskräfte von Essen Falschmeldungen, Verleumdungen und pornografische Darstellungen aus dem sozialen Netzwerk entfernen. „Wir sind uns unserer Verantwortung bewusst und werden unsere Anstrengungen im Kampf um illegale Inhalte weiter intensivieren“, sagte Martin Ott, Managing Director bei Facebook.

Warum beauftragt Facebook den österreichischen Dienstleister CCC in Essen, das Löschzentrum zu betreiben, und tut es nicht selbst?

Zu dieser und vielen anderen Fragen hüllt sich Facebook in Schweigen. In einer schriftlichen Erklärung heißt es lediglich, dass das CCC-Team in Essen „unter der Leitung unserer internationale Zentrale in Dublin für das Community Operations Team von Facebook arbeiten“ werde. In Berlin hat der US-Konzern die Bertelsmann-Tochter Arvato mit den Löschungen beauftragt. Facebook wies am Mittwoch Spekulationen zurück, man sei mit Arvato unzufrieden. Ein Sprecher betonte, dass die Standorte Berlin und Essen parallel betrieben werden sollen.

Wie reagiert Facebook auf Berichte über schlechte Arbeitsbedingungen im Berliner Löschzentrum?

Erst eineinhalb Jahre nach dem Start und aufgrund massiven öffentlichen Drucks ließ Facebook vor einigen Wochen erstmals Politiker und Journalisten in das abgeschirmte und massiv gesicherte Berliner Löschzentrum. Die Mitarbeiter sehen sich vor allem großen psychischen Belastungen ausgesetzt, weil sie permanent mit Gewaltszenen und Schmähungen konfrontiert werden, die sie löschen müssen. CCC-Manager Ulf Herbrechter kündigt nun an, dass der Betreiber darauf reagieren werde: „Durch regelmäßigen Austausch und Schulungen, intensive Kurse und weitere Unterstützung werden unsere Mitarbeiter auf die bevorstehende Aufgabe vorbereitet“, sagte Herbrechter.

Warum entschieden sich Facebook und CCC für Essen?

CCC ist bereits mit einem Callcenter am Bahnhof Essen-West vertreten. Von dort aus betreut der Dienstleister den Online-Händler Ebay. Über ihre Homepage sucht CCC Mitarbeiter, die Türkisch, Kurdisch, Arabisch und andere Sprachen sprechen. Denn Facebook-Kommentare werden nicht nur in Deutsch und Englisch verfasst. Im Ruhrgebiet vermuten die Betreiber des Löschzentrums offenbar eine Vielzahl geeigneter Bewerber. Die Essener Wirtschaftsförderung betonte gestern, dass das Löschzentrum auch zahlreichen Flüchtlingen Möglichkeiten auf Arbeitsplätze eröffne.

Wird es bei den 500 Arbeitsplätzen in Essen bleiben?

Eine Facebook-Sprecherin betonte am Mittwoch, dass „im ersten Schritt“ 500 Beschäftigte bis zum Ende des Jahres eingestellt werden sollen. Geplant sei ein „mehrstufiger Bewerbungsprozess“ und ein „verpflichtendes dreiwöchiges Training“. Die Sprecherin wollte nicht ausschließen, dass in Zukunft weitere Stellen in Essen geschaffen werden.