Essen. . Bewerber haben noch gute Chancen, sie dürfen aber nicht zu wählerisch sein. Und Unternehmen müssen derweil bei der Azubi-Suche kreativer werden.
- Am 1. August hat in vielen Essener Unternehmen das neue Ausbildungsjahr begonnen
- Noch suchen über 1000 Jugendliche aber noch eine Lehrstelle
- Ähnlich hoch ist die Zahl der freien Ausbildungsplätze
Zum Start der Ausbildung in vielen Essener Unternehmen am 1. August suchen noch viele Betriebe passende Lehrlinge. Rund 1000 Ausbildungsplätze sind derzeit in Essen noch unbesetzt. Diese Zahl gab am Dienstag die Arbeitsagentur in ihrem Juli-Arbeitsmarktbericht bekannt. Im Gegenzug haben 1037 Jugendliche noch keine Lehrstelle gefunden.
Für die Bewerber ist es noch nicht zu spät: „Jugendliche, die für das aktuelle Ausbildungsjahr noch einen Ausbildungsplatz suchen, sollten die Hoffnung nicht aufgeben und sich umgehend bei unserer Berufsberatung melden“, unterstrich die Chefin der Arbeitsagentur Andrea Demler. Allerdings müssten die Jugendlichen eine gewisse Flexibilität mitbringen und nicht nur auf ihren „Traumberuf“ setzen.
Gute Chancen noch für Bewerber
Viele junge Leute wollen im Handel oder im Büro arbeiten, wollen Tischler, Friseur oder Kfz-Mechatroniker werden. „Die meisten Stellen sind aber im Dienstleistungsgewerbe offen“, sagt Andrea Demler. Oftmals tut sich die Arbeitsagentur schwer, Jugendliche für bestimmte Branchen zu begeistern.
Zu den eher unbeliebten zählen zum Beispiel die Hotellerie und Gastronomie. Aktuell gibt es in Essen in dem Bereich noch 42 freie Ausbildungsplätze. Auf dem Papier aber gibt es nur 16 Bewerber dafür.
„Unsere Branche hat durchaus noch mit Vorurteilen zu kämpfen: Viel und schwere Arbeit für wenig Geld“, bestätigt der Direktor des Welcome Hotels an der Schützenbahn, Christoph Kolodziej. „Dagegen möchten wir selbst etwas tun, in dem wir zeigen, dass die unterschiedlichen Berufsbilder sehr abwechslungsreich sind.“
Das Hotel ist schon vor Jahren in die Offensive gegangen und konnte auch in diesem Jahr wieder alle fünf Ausbildungsplätze besetzen. „Wir holen unsere Auszubildenden dort ab, wo sie sind. In Jugendzentren, Vereinen oder Schulen“, unterstreicht die verantwortliche Ausbilderin Petra Fanselow. Beispielsweise arbeitet das Hotel seit zehn Jahren mit der Theodor-Goldschmidt-Realschule zusammen.
Zukunftssicherer Job im Hotel
Außerdem bietet das Unternehmen den Azubis Schulungen an, führt regelmäßig Gespräche zur individuellen Förderung. Zum Paket gehört auch eine „Welcome-ID-Card“, mit der es Vergünstigungen bei Vertragspartnern gibt. Für das Ausbildungskonzept gab es jetzt von der Hoteldirektorenvereinigung das Siegel „Exzellente Ausbildung“.
Daniel Peetz ist im Welcome Hotel Koch-Azubi im ersten Lehrjahr. Mit 15 entdeckte er die Liebe zum Kochen, da fiel die Berufswahl nicht schwer. Daniel Peetz bereut es bislang nicht: „Mein Beruf hat leider keinen guten Ruf wegen der Arbeitszeiten. Ich würde ihn trotzdem jedem empfehlen. Für mich ist das hier genau das Richtige. Denn ich liebe selbstständiges Arbeiten.“
Aus Sicht von Andrea Demler haben Berufe wie der von Daniel Peetz einen entscheidenden Vorteil: „Das Hotelgewerbe kann eine lebenslange Jobgarantie bieten.“ Das mehr herauszustellen, sei sicher auch Aufgabe der Arbeitsagentur, meint sie.
Mit Blick auf die noch offenen Ausbildungsstellen in Essen unterstreicht auch der IHK-Geschäftsführer Franz Roggemann: „Früher haben sich die jungen Leute beworben. Heute muss sich das Unternehmen bewerben.“
Wo man noch freie Lehrstellen finden kann
In diversen Jobbörsen können sich Jugendliche noch nach freien Ausbildungsstellen umschauen:
Arbeitsagentur: Die Bundesagentur für Arbeit hat auf ihrer Seite www.arbeitsagentur.de unter der Rubrik Ausbildung jede Menge Tipps zur Berufswahl und zur Bewerbung. Auf der Seite www.jobboerse.arbeitsagentur.de können Jugendliche direkt die Suche nach freien Ausbildungsstellen starten. Dort ist auch eine Eingrenzung auf Essen möglich. Darüber hinaus können Jugendliche telefonisch Kontakt zur Berufsberatung aufnehmen: Unter der gebührenfreien Service-Rufnummer 0800 4 5555 00
Industrie- und Handelskammer Essen: Die Kammer bietet im Internet ebenfalls eine Jobbörse für Ausbildungsstellen an. Sie ist unter www.ihk-lehrstellenboerse.de erreichbar. Auch dort kann man geografisch die Suche auf Essen beschränken.
Handwerkskammer: Wer eine Ausbildung im Handwerk sucht, wird hier fündig: www.hwk-duesseldorf.de/lehrstellenboerse. Die Essener Handwerksbetriebe gehören zur Düsseldorfer Kammer. Im gesamten Kammerbezirk waren bei der Recherche gestern noch fast 800 freie Lehrstellen gemeldet. Wer den Umkreis auf Essen einschränkt, findet noch dutzende Betriebe, die einen Azubi suchen. Die Kammer verweist zudem auf die App „Lehrstellenradar 2.0“.