Essen. . Jörg Stephan Vogel ist neuer Leiter des Essener Domchores. Mit dem Wechsel hat sich das traditionsreiche Ensemble auch verjüngt.
Das bischöfliche Haus der Kirchenmusik ist seit vielen Jahren ein Ort der Generationen. Hier werden die jungen Stimmen der Domsingknaben geschult. Aber auch Institutionen wie der Essener Domchor sind hier seit Jahren zu Hause. 1961 als Erwachsenenchor der ehrwürdigen Essener Hauptkirche gegründet, erlebt der traditionsreiche Klangkörper derzeit einen Neuanfang.
Nach dem Weggang von Chorleiter Wolfgang Endrös hat zu Jahresanfang Jörg Stephan Vogel die Leitung übernommen. Der Neustart hatte zunächst für Rumoren gesorgt, einige langjährige Sänger zeigten sich besorgt, den neuen Anforderungen womöglich nicht mehr genügen zu können und den Anschluss an die Gemeinschaft zu verlieren. Doch wer an einem sommerlichen Donnerstagabend – schon durch die offenen Fenster von Alan Wilsons zeitgemäßen Kirchenliedklängen angelockt – die Chorprobe besucht, spürt sofort die unverkrampfte Atmosphäre und die heitere Lust an der Musik, die die Klänge zum Schwingen bringt und seit ein paar Monaten nun die Generationen verbindet.
Noch sind sie ein überschaubares Grüppchen. Ein gutes Dutzend Sänger hat sich an diesem Abend eingefunden, altermäßig so weit gefasst wie kaum ein anderer Chor in Essen: vom langjährigen Domsingknaben Knut Scholz über den Musiklehrer Anton Richard, der sogar aus Dorsten anreist, bis zur 81-jährigen Erna Wulf. Die Essenerin gehört seit 44 Jahren dazu und hat alle bisherigen Domchor-Leiter erlebt. „Im Steeler Kinderchor bin ich groß geworden“, erzählt sie. Seitdem sind die regelmäßigen Dienste im sonntäglichen Kapitelsamt und die vielen Auftritte vor allem an Feiertagen für sie eine selbstverständliche Pflicht. „Um halb neun ist an Heiligabend jede Weihnachtsfeier zu Ende“, erzählt die Chor-Sängerin, die sich ein Leben ohne Domchor nicht vorstellen kann, auch wenn sie weiß, dass die Stimme irgendwann vielleicht nicht mehr mitspielt. „Ich kann nicht ohne Singen!“
Neue Chormitglieder sind willkommen
Der Essener Domcho
r ging nach der Gründung des Bistums Essen am 1. Januar 1958 aus dem Kirchenchor der Münsterkirche hervor. Neben der aktiven Mitgestaltung der Liturgie gehörten zuletzt auch CD-Einspielungen oder Gastspiele, beispielsweise in der Lateransbasilika in Rom oder im Dom von Siena zu den Aufgaben des Domchores.
Geprobt wird einmal wöchtlich am Donnerstag von 19.30 bis 21.30 Uhr im Haus der Kirchenmusik, Klosterstraße 4. Neue Chormitglieder, vor allem Männerstimmen, sind willkommen. Die Proben beginnen am 24. August. Für ein Vorab-Gespräch erreicht man Jörg Stephan Vogel unter 22014-284 und JoergStephan.Vogel@bistum-essen.de
Erna Wulf gehört zu den langjährigen Domchor-Mitgliedern, die sich für das Vorsingen und Weitermachen entschieden haben. Zuletzt waren es noch 30 langjährige Aktive. „In Glanzzeiten waren wir mal 80“, sagt Wulf. Doch auch ein Domchor kennt Nachwuchssorgen. Mit Neuzugängen wie der jungen Sängerin Alexandra Scheul, die ebenfalls beim Essen-Steeler Kinderchor angefangen hat, will sich der Domchor nun für die Zukunft aufstellen. Und das möglichst farbenreich, vielfältig und qualitativ hochwertig. „Wir pflegen das gesamte Repertoire der mehrstimmigen Musik vom Frühbarock bis zur Gegenwart“, sagt Jörg Stephan Vogel, der für die kommenden Monate Motetten von William Byrd, Max Reger und eine Messvertonung von Charpentier auf den Probenplan gesetzt hat und für 2018 auch ein Oratorium plant.
Manche Domchor-Sänger können dabei schon auf eine beachtliche Chor-Karriere verweisen, andere freuen sich über das besondere Angebot des Forderns und Förderns. Die Einzelstimmbildung von Chorsängern ist ein Extra des Domchores, die viele andere Chöre so nicht bieten können.
Die Liebe zur Musik verbindet sie dabei alle, die Frage der Konfessionszugehörigkeit ist längst Nebensache geworden. Auch wenn viele Chormitglieder die musikalische Verbreitung der Frohen Botschaft weiterhin mit einer religiösen Heimat verbinden. So wie Barbara Hees, deren Eltern schon im Johannes-Damascenus-Chor gesungen haben. „Ich habe immer schon mit dem Domchor geliebäugelt“, erzählt Hees. Der Neustart sei nun die ultimative Einladung gewesen. „Für mich ist das ein Gefühl von nach Hause kommen.“