Essen. . Die GOP-Show „Simply the best“ bietet erstklassige Artistik und eine umwerfende Carmela de Feo, die dem Publikum sagt, was Sache ist.

„Ich hab schon ganz feuchte Kniekehlen“, stöhnt Carmela de Feo. La Signora im Gouvernantenkostüm sagt immer, was Sache ist: dass die Knaller der Artistik in „Simply the best“ auftreten und sie noch nicht mal „Kuselkopp“ kann. Oder sie singt „Come on baby, gib mir Feuer“ und spielt virtuos Akkordeon von Pop- bis Volksmusik. Das Geheimnis ihres Sex-Appeals ist bald gelüftet: Es ist ihre rotzfreche, spontane Art, die sehr zum Vergnügen der Zuschauer gepaart mit unverblümten Ankündigungen zur Geltung kommt.

Carmela de Feo prägt die Show, die unter demselben Titel, aber mit anderen Künstlern, auch in Münster und Bad Oeynhausen läuft. Doch sie spielt keinen der zwölf anderen Künstler an die Wand. Ihr Staunen, ihr Mitgefühl, ihre Spitzen ergänzen punktgenau. Sie spricht aus, was das Publikum denkt. „Mir ist schon schwindelig beim Zugucken“, kommentiert sie die Darbietung der Mexikanerin Melissa Iturriaga, die mit dem Cyr-Reifen tanzt, und landet schließlich bei ihrem Thema: Männer und Frauen und das Rollenverständnis von damals und heute. Wie passend wirkt da die Partnerakrobatik des Russen Roman Khapersky und der Ukrainerin Anastasia Sopilniak. Es zählt nur die formvollendete Bewegung in jeder Lage, vom schwachen Geschlecht keine Spur.

Die Ausnahme ist Raymond Raymondson, ein clownesker Nichtskönner, der seine Aktionen mit einem „Hep“ ankündigt wie einst Artisten unter der Zirkuskuppel. Doch sie schießen immer ins Leere. „Der macht Tricks, da würde man sonst nicht drauf kommen“, meint die Ruhrgebietlerin aus Oberhausen. Dagegen wissen die Männer in Tutus und Strumpfbändern auf dem Kopf, die als Golden Stars firmieren, genau, was sie mit ihrer witzigen Viererakrobatik tun.

Auch wenn es wehtut, bei dem russischen Kontorsionisten Alexander Batuev kann man nicht wegschauen. Die Verbiegung seiner Gliedmaßen, das Aushebeln der Gelenke beherrscht er so perfekt, dass man Knochen für ausgeschlossen hält und den wahren Sinn von Stretchkleidung begreift. Heftiger Applaus unter Gejohle.

Und während Carmela de Feo noch über die endlosen „Quallen der Liebe“ nachdenkt, vollführt Djulietta aus der Ukraine bei ihrer Handstandakrobatik Selbstbeherrschung in Reinkultur. Das durfte sie sogar Prinz Harry vorführen, was keine offensichtlichen Auswirkungen hatte. Bei ihren Landsleuten Artem und Oleg, die als „Just two men“ ihre Muskeln an vertikalen Bändern spielen lassen, trifft Tina Turners „Simply the best“ zum Schluss noch mal ins Schwarze.

Carmela de Feo lässt ihrer Bewunderung freien Lauf und macht Werbung für Orangenhaut. Großartig. Sie als Moderatorin für ein Best-of der Publikumslieblinge zu engagieren, war eine der besten Ideen, die das GOP hatte. Darauf können die Dependancen in Münster und Oeynhausen wirklich neidisch sein.

„Simply the best“ ist bis 10. September im GOP zu sehen. Bis 6. August führt Ruhrpottpflanze Carmela de Feo durch die Show, ab 9. August moderiert der Westfale Sascha Korf.

Karten unter: 0201-247 93 93