Essen. . Am hellichten Tag wird im Essener Stadtgarten ganz offen mit Drogen gedealt. Die Polizei sieht sich gegenüber der organisierten Szene machtlos.
- Seniorin ist über offensichtlichen Handel mit Drogen im Stadtgarten entsetzt
- Park ist schlecht zu überwachen, und somit der ideale Platz für den Handel mit Drogen
- Videoüberwachung wie am Rheinischen Platz ist im Stadtgarten nicht möglich
Es ist eine Szene wie aus einem Krimi: Am helllichten Tag vor den Augen von Spaziergängern und Familien mit Kindern werden im Stadtgarten Drogen verkauft und konsumiert. „Ich drehe seit über 50 Jahren fast jeden Tag meine Runden im Stadtgarten, aber so eine Dreistigkeit habe ich noch nie erlebt“, empört sich Elisabeth B.*
Die 84-Jährige hat die oben beschriebene Situation hautnah miterlebt. „Die Männer saßen direkt neben mir und haben ganz offen ihr Zeug verkauft“, ist sie immer noch fassungslos. Eine Bank weiter hätten die Käufer sich dann in aller Ruhe hingesetzt und das Rauschgift konsumiert.
Dealer sind gut organisiert
Als die Seniorin auf ihrem weiteren Weg durch den Stadtgarten auf eine uniformierte Polizistin traf, sprach sie diese sofort auf ihre Beobachtung an: „Die Beamtin hat bestätigt, dass sich hier schon seit mehreren Jahren eine kleine Drogenszene etabliert hat und das der Polizei bereits lange bekannt sei.“
Aber, so hätte die Auskunft gelautet, man könne da nicht viel machen, da die Täter gut organisiert seien und sich sofort in alle Richtungen verstreuen würden, wenn die Ordnungsmacht erscheine. Eine Antwort, die die Rüttenscheiderin nicht gerade beruhigt hat.
Fehlendes Personal: Polizei ist machtlos
„Es gibt in Essen halt Bereiche, wo ganz offen Rauschgift verkauft wird. Dazu gehört auch der Stadtgarten“, bestätigt Peter Elke, Pressesprecher der Essener Polizei. Viel Einfluss hätte die Polizei allerdings nicht: „Wir holen sie weg und nach einer halben Stunde sind sie wieder da“, erklärt er ein wenig resigniert.
Laut Elke läge es letztendlich in den Händen der Politik, dieser Szene langfristig beizukommen. „Wir können da nicht viel machen. Dazu haben wir auch schlichtweg zu wenig Personal.“
Stadtgarten nach allen Seiten offen
Die Drogenszene würde sich bewusst Orte aussuchen, die schlecht zu überwachen seien. Der nach allen Seiten offene Stadtgarten sei dafür ideal und biete hervorragende Fluchtmöglichkeiten. Zudem ist er verkehrstechnisch gut erreichbar. Das nutzen die Dealer für ihr tägliches „Geschäft“. „Natürlich gehen wir jeder Meldung nach“, so Elke, „aber meistens treffen wir die mutmaßlichen Täter nicht mehr an.“
Wie nützlich eine konsequente Überwachung sein kann, zeigt das aktuelle Beispiel Rheinischer Platz. Seitdem dort eine Videoüberwachung installiert wurde, bleibt die Dealerszene fern. In einem großen Park wäre dies jedoch nicht möglich. So bliebe nur eine ständige Präsenz, um den Stadtgarten sicherer zu machen. „Dafür bräuchte man aber einfach zu viele Einsatzkräfte“, sagt Peter Elke.
Seniorin sieht „rechtsfreien Raum“
Die Ausführungen findet Elisabeth B. ziemlich verstörend. „Mir kommt das fast so vor, als hätte die Polizei den Stadtgarten aufgegeben. Das ist jetzt also ein rechtsfreier Raum. Genauso haben sich auch die Dealer verhalten“, sagt sie.