Essen. . Christina Brudereck und Ben Seipel sind das Duo „2 Flügel“. Mit Musik und Sprache bringen sie in Liederleseabenden das „Kopfkino“ zum Rattern.
Ein Mann, eine Frau, ein Klavier sind „2 Flügel“. 2 Flügel? Christina Brudereck ist die Stimme, die die Phantasie in Schwingung bringt. Wer mit ihr und dem Pianisten Ben Seipel auf Reisen geht, der landet im Laufe des Abends in Bethlehem, Südafrika, Sarajevo und vielleicht sogar im eigenen Jugendzimmer. „Kopfkino“ heißt deshalb auch ihr neues Programm, mit dem „2 Flügel“ am Mitttwoch, 13. September, 19.30 Uhr, im Haus Fuhr in Werden gastieren.
In der Mischung aus Sprache und Musik steckt viel Potenzial
Ein Heimspiel für das Duo, das seit vielen Jahren in Essen lebt und inzwischen pro Jahr mehr als 80 Auftritte zwischen Göttingen und Gotha absolviert. Ihr Programm ist eine Kreuzung aus virtuoser Klaviermusik, populären Wiedererkennungmelodien und nachdenklicher Weltbetrachtung: politisch und poetisch, musikalisch und spirituell. Als evangelische Theologin bringt die gebürtige Sauerländerin alles Rüstzeug mit, um nicht nur auf die Hörgänge, sondern auch mitten ins Herz ihres Publikums zu zielen. „Ich liebe die Predigt immer noch“, lächelt Christina Brudereck, auch wenn sie damals kein Vikariat machen konnte und für ihre Berufung eine andere Bühne fand. Dort bringt die Theologin und Buchautorin heute zusammen mit Ben Seipel, dem Klavier-Dozenten der Kölner Musik-Hochchule, Nena und Chopin, Billy Joel und U2 mit Luther, Wim Wenders und Baby Houseman zusammen. Ein „Liederleseabend“, aber einer, der nicht nach klassischer Rezitationskunst klingt. Auch wenn es vor Jahren mal so begonnen hat. Als Christina Brudereck eine musikalische Begleitung für eine Lesung ihres Buches „Seidenkinder“ suchte und bald merkte, „wie viel Potenzial in der Mischung aus Sprache und Musik steckt“.
Längst sind sie nicht nur ein eingespieltes Team auf der Bühne, sondern auch ein Ehepaar. Eine herausfordernde, aber zugleich auch kreative Kombination. „Ich neige zum Ernsten, er liebt das Lustige“, beschreibt Brudereck die ergänzende Verbindung. Mit einem beherzten „Hefte raus und jetzt mal die Welt verändern“ sei das Publikum schließlich kaum zu erreichen. Wenn aber „Dirty Dancing“ und Damaskus, Chopin und das Gebet einer Schönheitskönigin aus Sarajevo zusammentreffen, dann erreicht das plötzlich viele. Mehr als 70 Melodien, Filmmusiken, Szenen und Geschichten verquicken Seipel und Brudereck dabei zu einem Medley, in dem persönliche Erinnerungen, gemeinsame Ängste und allgemeines politische Unbehagen verschmelzen. So kann ein „Kopfkino“-Abend auch eine Form von Seelsorge sein, „wenn die Menschen am Ende vielleicht „leichter nach Hause gehen oder mutiger“, so Brudereck.
„Selber mal Minderheit zu sein, ist eine unglaubliche Erfahrung“
Sie selbst sucht immer wieder neue Wege aus der Sackgasse der Selbstzufriedenheit. Selber einmal „Minderheit zu sein“, das sei schon eine unglaubliche Erfahrung, weiß die 47-Jährige, deren ersten Aufenthalt in Südafrika ihr zunächst regelrecht die Sprache geraubt hat – und dann Auslöser wurde fürs Erzählen über Gott und die Welt, über Heimweh und Gastfreundschaft. Bald wird sie wieder zum Schreiben nach Indien gehen. Mitten in der Monsunzeit. „ Einmal pro Tag totaler Stromausfall!“
Was immer funktioniert, ist die Kraft der Sprache. „Oft sagen die Leute hinterher: Sie haben so schön gesungen“, berichtet Brudereck. Dabei erzählt sie ja nur. Und lässt am Ende des Abends einfach weiße Federn fliegen.
Tickets 16,50 € VVK/15 € AK. Buchhandlung Schmitz, Grafenstr. 44, 49 46 40. Mehr Infos: www.2flügel.de