Essen. . Verdi steht auch in Essen vor einem Umbau. Zum einen steht die Fusion mit Mülheim/Oberhausen an, zum anderen wird die Arbeit umgekrempelt.

  • Verdi steht in den nächsten beiden Jahren vor einem radikalen Umbau
  • Die Bezirke Essen und Mülheim/Oberhausen werden zum Bezirk Ruhr West fusioniert
  • Die Arbeit der Sekretäre soll zudem nach Aufgaben spezialisiert werden

Die Jahre 2018 und 2019 dürften für die Gewerkschaft Verdi arbeitsreich und turbulent werden. Nicht etwa, weil viele Tarifverhandlungen oder Betriebsratswahlen anstehen. Das wäre normales Tagesgeschäft. Sondern die Gewerkschaft selbst soll radikal umgebaut werden. Auch in Essen wird dies zu einschneidenden Veränderungen führen. Diese drei Baustellen wird es bei Verdi in Essen geben und das nahezu gleichzeitig:

Baustelle 1: Bezirksfusion

Zum 1. Januar 2018 fusionieren die Essener mit dem Verdi-Bezirk Mülheim-Oberhausen. Der neue Bezirk hat auch schon einen Namen. Er wird Ruhr-West heißen und dann für etwa 45 000 Mitglieder verantwortlich sein. Die Essener bringen rund 30 000 Mitglieder in die Ehe ein. Das Zusammengehen ist Teil eines landesweiten Fusionsprozesses. Aus 21 Verdi-Bezirken werden 11 Bezirke.

Wer den neuen Bezirk führen wird, ist noch nicht entschieden. Ein gemeinsamer, ehrenamtlicher Bezirksvorstand für Essen, Mülheim und Oberhausen wird erst im Herbst 2018 gewählt. Solange bleiben die jetzigen Vorstände im Amt.

Zum 1. Januar jedoch wird es bereits eine gemeinsame Geschäftsführung geben. Seit dem Ausscheiden von Lothar Grüll hat Essen mit Vera Winnemund eine Interims-Geschäftsführerin. Gute Karten für die Nachfolge von Grüll soll die jetzige Mülheimer/Oberhausener Verdi-Chefin Henrike Eickholt haben. Gewerkschaftskreise rechnen damit, das Eickholt vom Landesbezirk als Geschäftsführerin des neuen Bezirks Ruhr West vorgeschlagen wird. Im September werden die Weichen gestellt. Dann müssen sich die Essener entscheiden, ob sie dem Personal-Vorschlag folgen.

Baustelle 2: Arbeitsteilung

Der Titel des bundesweiten Umbauprogramms heißt „Perspektive: Verdi wächst!“. In diesem Papier ist aufgeschrieben, wie die Arbeit der Gewerkschaftssekretäre neu geordnet wird. Bislang kümmern sie sich um Mitgliederfragen, organisieren Belegschaften in den Betrieben, beraten auch zu Rechtsfragen. Diese Aufgaben sollen ab 2019 getrennt werden.

Um die individuelle Mitgliederbetreuung kümmert sich dann ein Servicecenter. Das soll für die Bezirke Essen, Mülheim/Oberhausen und Duisburg seinen Sitz in Essen haben mit 17 Mitarbeitern. „Wir in Essen sind damit glimpflich davon gekommen“, heißt es bei Verdi in Essen zum Umbau. Zwar werde es wohl zahlenmäßig weniger Sekretäre geben, die sich um die Arbeit vor Ort in den Betrieben kümmern. Da diese sich aber ausschließlich auf diese Aufgabe konzentrieren könnten, bliebe dafür mehr Zeit und Verdi werde schlagkräftiger. So lautet zumindest die Hoffnung. Ob aber die Entscheidungen, wer von den Sekretären ins Servicecenter wechselt und wer Arbeit an der Basis leistet, so harmonisch fallen werden, darf bezweifelt werden.

Baustelle 3: Fachbereiche

Zumal noch die dritte Baustelle hinzu kommt. Statt 13 Fachbereiche soll es nur noch vier geben. Das sieht ein Strategiepapier des Bundesvorstandes vor, das 2019 angegangen werden soll. Bei manchem Gewerkschafter stößt dieses schon deshalb auf Unmut, weil es von oben verordnet daherkommt.

Für die Sekretäre bedeutet das, dass sie sich in einem Team um weit mehr Branchen kümmern müssen, und gleichzeitig auch Pfründe abgeben müssen.

Dennoch wird die Notwendigkeit durchaus gesehen. „Fatal wäre es, gar nichts zu tun. Sonst überrollt uns die Zeit“, sagt Peter Lafos. Er ist Landesbezirksleiter für den Bereich Ver- und Entsorgung und damit auch für die Essener Energieriesen Eon und Innogy zuständig. Nach den Vorstellungen des Bundesvorstandes würde sein Fachbereich dann mit Finanzdienstleistungen, Bildung, Wissenschaft und Forschung, Medien, Kunst und Industrie sowie Telekommunikation, Informationstechnologie, Datenverarbeitung zusammengehen.

Was diese gemein haben? Lafos sieht durchaus Schnittstellen. Viele dieser Branchen sei auf der Suche nach neuen Geschäftsfeldern, die Arbeitswelt ändere sich mit der Digitalisierung atemberaubend schnell. „Auch wir als Verdi müssen beweglicher werden“, sagt Lafos.