Essen. . Kreisjägerschaft Essen mahnt zur Vorsicht: Mit Beginn der Rehbrunft steigt vor allem in den ländlicheren Gegenden die Unfallgefahr erheblich.
- Paarungszeit des Rehwilds dauert an von Mitte Juli bis etwa Ende August
- Tiere kreuzen auch am helllichten Tag selbst vielbefahrene Hauptstraßen
- Essener Jäger wollen an markanten Punkten Wildwarnreflektoren aufstellen
Sommer, Zeit der Beschwingtheit und der Glücksgefühle. Auch in der Tierwelt, auch in Essen. Die Rehbrunft ist angebrochen, die so genannte „Blattzeit“, und so mahnen Experten der Kreisjägerschaft Essen und der Polizei Verkehrsteilnehmer gerade in den kommenden Wochen und gerade in den Grüngürteln von Kettwig oder Kupferdreh, Schuir oder dem Deipenbecktal zwischen Überruhr und Burgaltendorf zu besonderer Vorsicht. Denn Wildwechsel können lebensgefährlich sein.
Viele Autofahrer unterschätzen die Gefahr
Während der bis etwa Ende August andauernden Paarungszeit werden die Rehe oft unvorsichtig, kreuzen selbst am helllichten Tag zahlreiche Straßen, wenn der Bock blind vor Verlangen die brünftige Ricke in eindeutiger Absicht vor sich hertreibt, um sie zu beschlagen. „Jetzt ist die Gefahr besonders groß“, so Christian Kallenberg, stellvertretender Vorsitzender der Kreisjägerschaft. „Ein nur 20 Kilo schweres Reh prallt bei einer Kollision mit einem 100 km/h schnellen Fahrzeug mit einem Gewicht von über einer halben Tonne auf. Besorgniserregend zudem, dass viele Autofahrer die Gefahr oft unterschätzen.“
Einen Trend könne man laut Essener Polizei aus den wenigen archivierten Zahlen zwar nicht ableiten, bekannt ist aber gleichwohl, dass es zwischen Februar und November 2016 insgesamt 31 Wildunfälle auf Essener Boden gab, bei denen 29 Rehe und zwei Füchse getötet wurden. Im Jahr davor verendeten in Essen etwa 50 Stücke, wie der Jäger das Wild nennt, bei Unfällen, so Hans-Bernhard Mann, Chef der Kreisjägerschaft. Und landesweit wurden in den Jahren 2015 und ‘16 laut Wildunfallstatistik 26 240 Rehe im Straßenverkehr getötet. Neben der Sensibilisierung der Autofahrer plant die Kreisjägerschaft weitere Maßnahmen, alsbald etwa sollen an markanten Punkten Wildwarnreflektoren angebracht werden.
Jeder Unfall ist meldepflichtig
Was aber ist zu tun, wenn einem etwa ein Reh vor das oder ins Auto läuft? Die Jäger und auch Verkehrsexperten von Polizei oder Fahrschulverbänden raten: Wer bremsen kann, sollte das natürlich tun, sollte abblenden und versuchen, das Tier durch vermehrtes Hupen von der Straße zu verscheuchen. Ganz wichtig: Ist ein Zusammenprall aber nicht mehr zu vermeiden, auf keinen Fall hektische Ausweichmanöver starten, da man ansonsten sich und mitunter auch noch andere Verkehrsteilnehmer zusätzlich in Gefahr bringt.
Jeder Wildunfall ist meldepflichtig. Hat’s gekracht, muss man zunächst die Unfallstelle absichern, immer die Polizei und falls bekannt den zuständigen Jagdaufseher informieren. „Der stellt auch die Wildunfallbescheinigung aus, durch die der Unfall in der Regel von der Versicherung reguliert wird“, so Michael Delfs, Sprecher der Essener Kreisjägerschaft. Übrigens: Ein totes Tier mitzunehmen, ist streng verboten und eine Straftat („Wilderei“). Wer ein angefahrenes Tier, das flüchtet, nicht meldet, verstößt zudem gegen das Tierschutzgesetz. Denn auch wenn keine Spuren zu sehen sind, kann es qualvoll an inneren Verletzungen verenden. „Dafür haben wir eigens gezüchtete und ausgebildete Jagdgebrauchshunde, mit denen wir nach dem verletzten Tier suchen“, so Sven Kappert, der Obmann fürs Hundewesen.
>>JÄGER BIETEN WILDBRET AN
Das Fleisch überfahrener oder verendeter Tiere ist nichts für Ofen oder Pfanne und gehört zudem immer dem Revierinhaber, der es fachmännisch entsorgt. Wer aber grundsätzlich Interesse an Wildbret hat, kann sich gleichwohl bei der Kreisjägerschaft erkundigen(www.ljv-nrw.de). „Was wir anbieten, ist Bio pur“, heißt es dort.