Essen. Beim Marktsingen in Essen-Rüttenscheid war Otto Rehhagel zu Gast und zog so viele Besucher an wie nie. Es gab Anekdoten, Selfies und Autogramme.

  • Das Marktsingen auf dem Rüttenscheider Markt ist eine Erfindung des Bäckermeisters Hermann Welp, der dort selbst einen Stand hat
  • Mittlerweile haben sich bereits zahlreiche Prominente eingefunden, um mit den Marktbesuchern samstags um Punkt 12 Uhr zu singen
  • Auch Otto Rehhagel sagte zu und scheute sich nicht in Erinnerung an die Euro 2004 „So ein Tag, so wunderschön wie heute“ anzustimmen

Es ist mittlerweile schon eine gute Tradition – das gemeinsame Singen auf dem Rüttenscheider Markt. Seit vergangenem Advent stimmen jeden Samstag, Punkt Zwölf, mal mehr, mal weniger Besucher das Steigerlied, die Ruhrgebietshymne schlechthin, an. Doch so viele Menschen wie an diesem Samstag waren noch nie da. Denn diesmal hat sich als Mit-Sänger kein Geringerer als Otto Rehhagel angekündigt.

„Ich habe ihn einfach gefragt und er hat ja gesagt“, erzählt Bäckermeister Hermann Welp. Der ist sozusagen der Erfinder des Marktsingens. Als Hobbysänger und Standbesitzer will er mit dieser Aktion dem Wochenmarkt eine ganz besondere Note geben. Imagepflege nennt er das. Und dafür braucht man ab und an einen prominenten Namen. Der bekannte Essener Dirigent Helmut Imig war schon da, OB Thomas Kufen, Umweltdezernentin Simone Raskob und der ehemalige NRW-Justizminister Thomas Kutschaty haben sich auch schon die Ehre gegeben, ebenso Thomas Stauder und Reinhard Wiesemann.

Plaudern über die Anfängerjahre bei TuS Helene und Rot-Weiss Essen

Und nun „König Otto“, wie ihn die Menge fast jubelnd begrüßt, als der erstaunlich fit wirkende 78-jährige Essener mit federndem Schritt um die Ecke biegt. „Ich habe in meinem Leben ja schon viel erlebt, aber noch nie hat mich jemand zum Singen eingeladen“, scherzt Rehhagel, um dann erst mal ein wenig mit Hermann Welp zu plaudern. Über seine Anfängerjahre bei TuS Helene, die Liebe zum Fußball im Ruhrgebiet, über die Rot-Weißen und natürlich den Gewinn der Europameisterschaft 2004 mit Griechenland. „Unglaublich, uns haben in Athen 1,5 Millionen Menschen empfangen!“, gerät Rehhagel noch heute ins Schwärmen. „Wir haben fünf Stunden gebraucht, um vom Flughafen in die Stadt zu fahren.“

Nach diesen kleinen Anekdoten geht es dann aber doch los mit dem Gesang: Erst das Steigerlied, danach, auf ganz persönlichen Wunsch von Otto Rehhagel, „Am Brunnen vor dem Tore“ und „Kein schöner Land“. Das klappt wunderbar, was auch an den Textzetteln liegt, die an die Menge verteilt werden.

Ohne Scheu klettert Rehhagel auf eine rote Kiste

Der Höhepunkt kommt jedoch zum Schluss: Da klettert Otto Rehhagel ohne Scheu auf eine rote Kiste, um, in Erinnerung an die Meisterschaft mit Kaiserslautern „So ein Tag, so wunderschön wie heute“ zu schmettern. „Das ist eben einer von uns“, sagt Reiner Fiesen und stimmt johlend in den tosenden Beifall ein, „Rehhagel ist immer direkt und authentisch. So sind wir Ruhris“.

Am Ende gibt es noch jede Menge Autogramme und Selfies mit dem Erfolgstrainer. Und ein Versprechen von Bäcker Welp: „Demnächst kommt übrigens Ministerpräsident Armin Laschet“, erzählt er, „der hat bereits zugesagt, als er noch Oppositionsführer war.“ Mal sehen, wie voll es dann wird.