Essen-Huttrop. . Petr Bolatzky und sein Team von der Fachklinik operieren im Essener Ruhrturm. Ihr Fachgebiet: ästhetische Chirurgie. Ein Einblick in den Alltag.

„Schönheit ist überall ein gar willkommener Gast.“ Stand bereits zu Zeiten Goethes die Schönheit hoch im Kurs, so boomt das Geschäft mit ihr heutzutage mehr denn je. Ein Experte, und das seit 17 Jahren: Petr Bolatzky, Betreiber der Fachklinik Bolatzky im Ruhrturm an der Huttropstraße, berichtet aus dem Alltag.

Das staatlich konzessionierte „Mini-Krankenhaus” für stationäre kosmetisch-plastische Operationen, in dem die Patienten rund um die Uhr betreut werden, erstreckt sich über 900 m2 auf der gesamten 14. Etage. Es ist mit zwei OP-Sälen und acht Patientenzimmern eigenen Angaben zufolge eine der größten Kliniken ihrer Art im Ruhrgebiet. Ein Schönheitschirurg sei er aber nicht, darauf legt der 56-Jährige Wert: „Was wir machen, ist ästhetische Chirurgie, und zwar stets nach einer gründlichen medizinischen Indikation.”

Schwarze Schafe, die Ausnahme

Dennoch gibt’s immer wieder Meldungen über verpfuschte Operationen an Gesichtern, Busen, Bäuchen. Geschichten, über die sich auch Bolatzky aufregt, weil sie seinem Berufsstand schadeten. Da die so genannte Schönheitschirurgie im deutschen Ärzterecht nicht definiert sei, könne quasi jeder zugelassene Arzt ästhetische Operationen vornehmen. „Solche OPs sind gewiss kein Kinderspiel. Bisweilen gibt es schwarze Schafe, Gott sei Dank nur einige wenige.“

Im Ruhrturm zähle der eine oder andere Prominente zur Kundschaft, „aber die meisten Patienten sind ganz normale Leute“. Auf die „Menschen von nebenan“ konzentriere sich Bolatzky seit Jahren. Die Zeiten, als sich in den Anfängen seiner Selbstständigkeit in der ersten Klinik in Gelsenkirchen Fernsehteams mehr oder weniger die Klinke in die Hand gaben, seien vorbei. „Das war eigentlich noch nie so mein Ding. Wir haben hier mittlerweile derart viel zu tun, dass ich überhaupt keine Zeit habe, mich im Fernsehen zu tummeln.“

Die Fachklinik hat 40 Beschäftigte

 Fett absaugen gehört natürlich auch zum Repertoire der Fachklinik, in den meisten Fällen jedoch würde das nichts  bringenn.
Fett absaugen gehört natürlich auch zum Repertoire der Fachklinik, in den meisten Fällen jedoch würde das nichts bringenn. © Martin Möller

Promis, Partys, Puderdöschen? Das glamouröse Klischee, dem manche seiner Kollegen durchaus entsprächen, bediene Bolatzky nicht. Zum Klinik-Team gehört der Facharzt für Anästhesie Günther M. Lutsch, der mit dem Chef schon mehr als 8000 Operationen durchgeführt hat. Die plastische Chirurgin Dr. Sandra Stocks praktiziert ebenfalls in der 14. Etage des Ruhrturms und arbeitet Hand in Hand mit Bolatzky, dessen Frau Nazire die kosmetische Abteilung leitet. „Außerdem sind ständig einige Medizinstudenten, die wir ausbilden, unsere Mitarbeiter. Eine sehr fruchtbare Zusammenarbeit“, sagt der gebürtige Tscheche. Alles in allem sind in der Fachklinik 40 Menschen beschäftigt.

Nicht jeder Wunsch kann erfüllt werden

Bolatzkys Klientel sei so bodenständig wie er selbst, meist eher deutlich älter als 30 und komme aus dem gesamten Bundesgebiet. „Die Beratung und die OP-Technik sind die wichtigsten Säulen unserer Arbeit“, sagt der Facharzt für Chirurgie, „nicht wenige Patienten suchen uns mit echtem Leidensdruck auf. Ich schaue im Vorgespräch, ob eine positive Veränderung zu erreichen ist. Dabei kann aber nicht jeder Wunsch auch erfüllt werden.“

Nicht selten rate er auch von einem Eingriff ab: „Eine 20-Jährige beispielsweise, die nur eine größere Körbchengröße haben will, operiere ich nicht.“ Auch beim Wunsch nach Fettabsaugung könne er im Durchschnitt nur drei von zehn Patienten behandeln, „bei den sieben anderen würde es einfach nichts bringen. Beliebiges Modellieren und Herumbasteln an Körper oder Gesicht lehnen wir ohnehin ab.“

Nur zehn Prozent sind Männer

Bei Brust-Operationen stehen Petr Bolatzky und sein Team in Deutschland mit allein 1000 solcher Eingriffe pro Jahr auf Rang fünf. Straffungen, Lid- und Nasenkorrekturen oder Faltenbehandlungen gehören ebenfalls zum Repertoire. Dass sich jedoch immer mehr Männer für die Schönheit unters Messer legen, kann Bolatzky nicht bestätigen: „Nur zehn Prozent unserer Patienten sind Männer. Lediglich bei spezieller Haarentfernung per Laser, beispielsweise am Rücken, haben wir 30 bis 40 Prozent männliche Patienten.“

>> IN GELSENKIRCHEN FING ALLES AN

Gut vier Jahre betrieb Petr Bolatzky eine Klinik am Kennedyplatz, aus Platzgründen zog er 2014 in die 14. Etage des Ruhrturms um. Auf mehr als 10 000 beziffert der Facharzt für ästhetische Chirurgie die Eingriffe im Jahr. Angefangen hatte der Chirurgie-Facharzt mit einer Klinik in Gelsenkirchen, noch heute lebt er mit seiner Familie in Buer.