Essen. . Der Energieversorger Innogy produziert am Baldeneysee Methanol, und das Co2-neutral. Nicht nur ein „Öko-Schiff“ soll damit angetrieben werden.
- Innogy eröffnet Methanol-Kraftwerk am Baldneysee für Demonstrationszwecke. Besucher willkommen
- Methanol wird aus Co2-neutral aus Öko-Strom gewonnen. Brennstoff für Schiff und Elektro-Auto
- Fahrgastschiff wird mit Brennstoffzelle und E-Motor ausgestattet. Ende August legt Schiff ab
Die schöne neue Welt öffnet sich Besuchern von Donnerstag an am Baldeneysee – in Form eines Überseecontainers am Baldeneywehr. „Entdecken und Staunen“ heißt es über dem Eingang. Wer hineintritt, steht vor einem Wunderwerk der Technik, vor einem Kraftwerk, wie es in dieser Kombination weltweit kein zweites gibt, sagt Henning Joswig aus der Forschungs- und Entwicklungsabteilung des Energieunternehmens Innogy.
Joswig ist von Hause aus Bergbauingenieur. Er könnte viel erzählen über konventionelle Energieträger, über Steinkohle oder Braunkohle. „Ich glaube aber an das hier“, sagt er und trommelt mit den Fingern an die Scheibe eines Kastens der auf den ersten laienhaften Blick aussieht wie ein Kühlschrank in einer Großküche. Ein Kühlschrank von hinten. Tatsächlich dient dieses Wunderwerk der Gewinnung von Methanol. Und das ist der Clou – es funktioniert Co2 neutral.
Den Strom liefert das Wasserkraftwerk gleich nebenan
Ein weitere Kasten vom Format einer Tiefkühltruhe filtert das Gas aus der Umgebungsluft und führt es dem Miniatur-Kraftwerk zu. Mit Hilfe von Wasser, Strom und Enzymen, deren Namen allenfalls Chemiestudenten ab dem dritten Semester etwas sagen dürften, macht es daraus Methanol. Den nötigen Strom liefert das Wasserkraftwerk nebenan, und das auch noch umweltfreundlich. Laien werden staunen, wer vom Fach ist, wird nicht minder beeindruckt sein.
Für Innogy ist das Ganze ein Versuchslabor. Es geht ums große Ganze. Es geht ums Klima schädliche Co2, dessen Reduzierung um 95 Prozent sich die Welt aller Trumps zum Trotz bis zum Jahr 2050 auf die Fahnen geschrieben hat. Methanol, hergestellt mit Hilfe von Strom aus regenerativen Energiequellen, ist für Innogy dafür der entscheidende Schlüssel. „Wir wollen die Herstellung, Logistik und Anwendung zeigen“, sagt Henning Joswig, stellvertretende Leiter des Projektes, und formuliert mit Pathos: „Wir bringen die Welt nach Essen.“
Das Kraftwerk im Container am Baldeneywehr ist ein erster Baustein. Fünf Liter Methanol produziert es pro Tag. Das ist bei weitem nicht genug. Etwa 150 Liter wird allein das Fahrgastschiff verbrauchen, dass derzeit in einer Werft zum Öko-Schiff umgebaut wird. Vier Stunden kann es damit fahren. Ausgerüstet wird es mit einer Brennstoffzelle und einem Elektro-Antrieb. Betrieben mit Methanol gibt es nur soviel Co2 an die Umwelt ab, wie der Luft bei der Herstellung des Brennstoffs entzogen wurde. Das Methanol wird Innogy in Island zukaufen, wo der Strom aus Geothermie hergestellt wird.
Ein Pkw versorgt ein Einfamilienhaus mit Strom
Auch ein Elektro-Auto wird damit fahren. Es wird mit der gleichen Technik ausgestattet und in Essen seine Runden drehen. Und: Der Wagen wird so viel Energie produzieren, dass er ein Einfamilienhaus über Tage mit Strom versorgen kann wie ein eigenes Kraftwerk. Auch das wird Innogy in Essen demonstrieren. Die Zukunft, ist Henning Joswig sicher, sie hat längst begonnen. Eintreten und staunen.
Das Methanol-Kraftwerk kann donnerstags und freitags von 13 bis 18 Uhr sowie samstags und sonntags von 11 bis 16 Uhr besichtigt werden.