Essen. . Seit fünf Jahren setzt sich das Projekt „Arche Noah“ dafür ein, dass sich Muslime, Christen und Juden in Essen auf Augenhöhe begegnen.

  • Seit fünf Jahren will das Arche-Noah-Projekt die Religionen in Essen einander näherbringen.
  • Die Stadt Essen und der Initiativkreis Religionen in Essen setzen Zeichen gegen Populismus.
  • Die Finanzierung des Projekts steht auf wackeligen Beinen, denn die Förderung läuft aus.

Stimmen, die insbesondere muslimischen Migranten vorwerfen, nicht genügend integriert zu sein, werden immer wieder laut. Pfarrer Willi Overbeck sieht das anders: „Die Menschen leben hier seit langem, zahlen Steuern, arbeiten. Ich stelle fest: Die Integration ist abgeschlossen. Was jedoch fehlt, ist Teilhabe an der Gesellschaft.“ Um diese zu schaffen, rief er gemeinsam mit dem Initiativkreis Religionen in Essen (IRE) vor fünf Jahren das „Arche Noah“-Projekt ins Leben. Das Modellprojekt hat inzwischen auch die Aufmerksamkeit anderer Kommunen auf sich gezogen.

In Zeiten, in denen Furcht vor dem Islam genau so in der Gesellschaft zu finden sei wie Antisemitismus, sei es wichtig, nicht nur über Religion zu reden, sondern gemeinsam aufzutreten und zu handeln, betont IRE-Sprecher Overbeck. Dafür soll die „Arche Noah“ eine Basis bilden. „Wir wollen jedem die Gelegenheit geben, miteinander ins Gespräch zu kommen und gemeinsam etwas auf die Beine zu stellen.“

Das Arche-Noah-Fest wächst

Die Basis dafür soll das Arche-Noah-Fest in der Innenstadt sein: Anfangs noch auf dem Burgplatz, ist das Fest mit Bühnenprogramm und Zeltstadt für Gruppen, Künstler und Verbände unterschiedlichster Nationen und Glaubensrichtungen inzwischen auf dem Kennedyplatz zu Hause. Denn das Interesse steigt stetig: In diesem Jahr habe man für das Fest am 23. und 24. September erstmals mehr Bewerber als freie Plätze – „und das, ohne dass wir Aufrufe starten mussten“, so Projektleiter Oktay Sürücu.

„Das Fest hat sich von einer Informations- zur Interaktions-Veranstaltung entwickelt“, freut sich die künstlerische Leiterin Benedikte Baumann. „Die Arche Noah soll mehr sein als ein buntes Multi-Kulti-Fest, wo es orientalisches Gebäck gibt.“ Mit Projekten wie der interkulturellen Woche, die dem Fest vorausgeht und die dieses Jahr auf Zollverein startet, ziehe man in die Stadtteile, um Menschen zum Mitmachen zu motivieren. In den „Arche Dialogen“, die ganzjährig an unterschiedlichen Orten stattfinden, sollen Menschen unterschiedlichsten Glauben miteinander ins Gespräch kommen – das nächste Mal am 12. Juli, 19.30 Uhr im Bahá`í-Zentrum, III. Hagen 29. Bei solcherlei Veranstaltungen säßen Menschen aus Gemeinden zusammen, die vorher noch gar nicht von der Existenz des anderen gewusst hätten, unterstreicht Tuncer Kalayci vom Kommunalen Integrationszentrum der Stadt Essen,die die Arche Noah inzwischen gemeinsam mit dem IRE veranstaltet.

Die Zukunft der Arche Noah ist unsicher

Doch nicht immer stoße man auf Euphorie: „Es ist zum Beispiel schwierig, Jugendliche zum Mitmachen zu bewegen“, so Baumann. Immerhin: Beim Kongress des Landesjugendrings in Oberhausen war die „Arche Noah“ jüngst Thema. Und kürzlich fragte die Stadt Chemnitz nach den Erfahrungen der Arche Noah: Das Modellprojekt weckt Aufsehen.

Dennoch ist die Zukunft des Projekts unsicher, denn die Förderung einer Stiftung läuft in diesem Jahr aus. Unter anderem von der Stadt Essen erhofft man sich nun mehr Planungssicherheit: „Wir möchten in den regulären Planungshaushalt aufgenommen werden“, so Overbeck.