Wie eine Klinik Senioren fit für die Operation macht

Essen. . Das Marienhospital in Altenessen stärkt Senioren mit einem besonderen Programm, um fit für eine anstehende Operation zu werden. Ein Beispiel

Viele Senioren sind körperlich nicht in der Lage, komplizierte Operationen durchzustehen
Das Marienhospital in Altenessen wendet ein Programm an, um diesem Problem Herr zu werden
Das WAZ-Medizinforum am Dienstag, 4. Juli, hat zum Thema „Chirurgie beim alten Menschen“

Eine Woche nach ihrer sechsstündigen Tumor-Operation zeigte sich Rita Köhler, 81, am Mittwoch wieder vital. „Mir geht es den Umständen entsprechend gut. Das habe ich gehofft, aber so nicht unbedingt erwartet. Es war ein schwerer Eingriff.“ Die Schonnebeckerin wurde im Marienhospital in Altenessen operiert, das mit einem speziellen Programm Senioren auf Operationen vorbereitet.

Medizinforum findet am Dienstag statt

„Chirurgie beim alten Menschen – Verbesserte Ergebnisse trotz besonderer Risiken“ ist das Thema beim Medizinforum dieser Redaktion am Dienstag (s. unten). Dabei wird auch das PRIMA-Programm vorgestellt, das für „Präoperatives Risiko-Assessment und Interventions-Management“ steht. Dr. Dominik Fugmann, Oberarzt der Chirurgischen Klinik I am Katholischen Klinikum, erklärt das Wortungetüm: „Wenn bei Operationen keine Eile geboten ist, machen wir ältere Patienten erst mal fit für den Eingriff.“ Dabei wird der Betroffene ganzheitlich betrachtet: Organsystem, Gebrechlichkeiten, Ernährung und drohende Risiken rücken in den Fokus. Das Ziel: „Weniger Komplikationen während der Operation, schnellere Regeneration danach. Dazu müssen viele Patienten später nicht wiederkommen“, erklärt Dr. Fugmann mit Blick auf Studien. „PRIMA ist kein Standard in Kliniken. Wir fühlen uns als Vorreiter, setzen es ein, auch wenn die Kassen nicht alle Kosten übernehmen“, so der Arzt.

Patientin hatte Probleme mit dem Stuhlgang

Rita Köhler ist PRIMA-Patientin. Die 81-Jährige hatte schon länger Probleme mit dem Stuhlgang. Als ihr Gewicht in kurzer Zeit von 76 auf 59 Kilogramm gesunken war, um damit um 20 Prozent, und sie mehrere Tage nicht aufs Klo gehen konnte, nahm Tochter Doris sie mit ins Krankenhaus. Dort wurde ein Krebserkrankung mit großem Tumor am Darmausgang diagnostiziert. Die Seniorin erhielt Bestrahlungen und einen OP-Termin Mitte Juni. Der wurde verschoben, um die geschwächte 81-Jährige, die zudem an einer Augenkrankheit und chronischer Bronchititis leidet, aufzupäppeln. „Ich hatte nie Hunger, habe mich matt gefühlt. Von der Klinik habe ich kalorienreiche Astronautennahrung bekommen. Davon habe ich fünf Flaschen pro Tag getrunken und mich besser und stärker gefühlt. Und bereit für die Operation. Mir wurde zudem die Angst vor dem Eingriff genommen“, erklärt die Seniorin.

Senioren hat Tumor-Operation gut überstanden

Die OP hat sie gut überstanden. Mit ihrem Rollator läuft sie wieder über die Klinikgänge. Sobald die 81-Jährige zurück in ihre Wohnung zieht, wird sie ein Pflegedienst unterstützen. „Ich will aber, sobald es geht, wieder möglichst viel selbst machen“, betont Rita Köhler und schaut optimistisch in die Zukunft.

>>> MEDIZINFORUM AM DIENSTAG

Das nächste WAZ-Medizinforum in Zusammenarbeit mit dem Katholischen Klinikum Essen am kommenden Dienstag, 4. Juli, um 18 Uhr im Marienhospital (Hospitalstraße 24) in Altenessen widmet sich dem Thema „Chirurgie beim alten Menschen – Verbesserte Ergebnisse trotz besonderer Risiken“. Dr. Olaf Guckelberger, Leitender Arzt der Chirurgischen Klinik I, spricht zu „Die Operation beim alten Menschen – Schnell ist man aus dem Gleichgewicht gebracht“. Anschließend widmet sich Dr. Dominik Fugmann, Leitender Oberarzt der Chirurgischen Klinik I, dem Thema „PRIMA (Präoperatives Risiko-Assessment und Interventions-Management) auf die Operation vorbereitet“.

Dr. Heiko Rüttgers, Leitender Oberarzt der Chirurgischen Klinik II, widmet sich „Gelenkersatz und Frakturversorgung beim alten Menschen – Mobilität ist alles“. Anschließend besteht die Möglichkeit, Fragen an die Experten zu stellen, die durch Dr. Oliver Kastrup (Leitender Arzt der Klinik für Neurologie und klinische Neurophysiologie) ergänzt werden. Moderator ist Redakteur Thorsten Schabelon. Der Eintritt ist frei. Anmeldung: 804-8058 (Mo. bis Fr.: 6 bis 18 Uhr, Sa.: 6 bis 14 Uhr).