Essen. . Behörde will mit fünf Monaten Verspätung vom Planungsstopp für die Polizeischule erfahren haben. Polizeipräsident: Karstadt-Quartier geeignet.
- Nach dem Planungsstopp für die alte Polizeischule geht die Hängepartie weiter
- Eine Entscheidung, wie mit den Mehrkosten umgegangen wird, ist nicht in Sicht
- Inzwischen stehen mindestens 200 Millionen Euro Ertüchtigungs-Kosten im Raum
Nach dem überraschenden Planungsstopp für die Sanierung der alten Polizeischule an der Norbertstraße pocht die Essener Polizeiführung auf ein baldiges Ende der vieljährigen Hängepartie um einen neuen Standort im Süden der Stadt. Im Gespräch mit dieser Zeitung forderte Behördenleiter Frank Richter „eine Unterbringung der Beamtinnen und Beamten, die den Anforderungen einer modernen Polizei entspricht“. Für Richter ist die Liegenschaft an der A52 mittlerweile „hoffnungslos abgewirtschaftet“, die Situation „unerträglich“ und den Mitarbeitern nicht länger zuzumuten: „Wir müssen jetzt eine Lösung finden“, sagte der Polizeipräsident.
Doch wie die aussehen könnte, ist derzeit genauso offen wie die Frage, wann der verständliche Wunsch der Essener Polizei nach Planungssicherheit in Erfüllung gehen könnte. Und das in einer Phase des ehrgeizigen Projekts, in der jeder einzelne von dem in Aussicht gestellten Umzug betroffene Beamte schon wusste, wo auf dem zehn Hektar großen Gelände entlang der A52 sein künftiges Büro entstehen könnte.
Projektgruppe hat ihre Hausaufgaben gemacht
Offensichtlich hatte die eigens im Präsidium an der Büscherstraße eingerichtete Projektgruppe zur Ertüchtigung der Norbertstraße, kurz „ENo“, ihre Hausaufgaben gemacht. Doch nachdem sie die erkannten Notwendigkeiten für Unterkünfte, Trainingsmöglichkeiten, Werkstatt, Schießstand und Büros für rund 700 Beamte der Spezialeinheiten, der Einsatzhundertschaft, der polizeilichen Sonderdienste und auch für die Verlegung der allzu unzeitgemäßen Wache im ehemaligen Teppichlager gegenüber der Grugahalle im September dargelegt hatte, trat der zuständige Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW (BLB) plötzlich auf die Bremse.
Durch einen Mehrbedarf an Ausstattung und Flächen seien höhere Kosten entstanden, begründete auf Nachfrage ein BLB-Sprecher die Entscheidung, das Projekt erst einmal auf Eis zu legen. Die Planungen seien letztlich gestoppt worden, weil unklar sei, wer für diese Mehrkosten aufkomme. Dazu gebe es noch keine Entscheidung von höherer Stelle. Was eigentlich nur heißt: Die Planungen sind auf unabsehbare Zeit eingestellt.
Unliebsame Überraschungen noch nicht einkalkuliert
Inzwischen steht die astronomische Summe von 200 Millionen Euro zur Ertüchtigung der Norbertstraße im Raum. Und selbst die letztgültige Kalkulation ist nach oben offen: Unliebsame Überraschungen, die bei der Sanierung altehrwürdiger und denkmalgeschützter Gebäude erfahrungsgemäß immer auftauchen, sind darin noch nicht einmal berücksichtigt. Angesichts des maroden Zustands der alten Polizeischule dürfte bei einem Umbau allerdings kaum ein Stein auf dem anderen bleiben.
Die Kosten gelten als nicht mehr vertretbar
Trotzdem gibt man sich beim BLB unbeirrt zuversichtlich, dass die Finanzierung gesichert und das Vorhaben noch realisiert werde. Tatsächlich weiß derzeit aber niemand, ob und wann es so kommen könnte.
Solch Unsicherheit ist der Polizei naturgemäß zuwider. Dort scheint man sich bereits von dem Gelände, das seit über 90 Jahren in Behördenhand war, innerlich zu verabschieden. Die Kosten gelten aus Sicht der Behörde als nicht vertretbar. Zumal eine günstigere Lösung zum Greifen nahe liegt: 25 000 Quadratmeter zur Hälfte des Mietpreises, den die Liegenschaft der alten Polizeischule verschlingen würde, stünden der Behörde in der Karstadt-Hauptverwaltung relativ zügig zur Verfügung.
Die Verträge sind unterschriftsreif, der Eigentümer benötigt kein Jahr für einen polizeigerechten Umbau, denn die Polizei hat nicht erst den Kontakt gesucht, als sie im Mai von dem Planungsstopp erfuhr, der bereits im Dezember verhängt wurde. Vielmehr hatte die Behördenleitung schon früh die Fühler ausgestreckt, weil das Karstadt-Gebäude als Interimsstandort während der Bauarbeiten 350 Meter weiter dienen sollte. Denn für Frank Richter war klar, dass eine Sanierung der Polizeischule unter laufendem Betrieb ein Ding der Unmöglichkeit gewesen wäre: „Raus hätten wir also sowieso gemusst.“ Und das für immerhin acht bis zehn Jahre.