Essen. . Viele Eltern wissen noch nicht, ob ihr Kind im nächsten Schuljahr einen Platz in der Ganztagsbetreuung hat. Dabei ist eigentlich alles geregelt.
- Die Stadt hatte im März beschlossen, die Ganztagsbetreuung an Grundschulen erheblich auszubauen
- Über die neuen und die bestehenden Plätze entscheidet formal die Bezirksregierung
- Die Bezirksregierung bewilligte alle beantragten Plätze Mitte Juni - doch diese Info steckt wohl irgendwo fest
Fehlende Planungssicherheit für die Zeit nach den Sommerferien beklagen derzeit viele Eltern, deren Kind bald die erste Klasse einer Grundschule besucht. Denn die endgültige Bestätigung, dass an den Grundschulen die Ganztagsbetreuung wie beschlossen ausgebaut werden kann, sei bei den Eltern noch nicht angekommen. Das stimmt – denn irgendwo ist offenbar eine wichtige E-Mail zwischen den Behörden steckengeblieben.
Im März hatte der Rat der Stadt beschlossen, die Ganzbetreuung an den Grundschulen deutlich auszubauen. Geplant ist die Einrichtung von 24,5 neuen Gruppen. Damit steigt die Zahl der Ganztagsgruppen in den Grundschulen auf 368,5. Das bedeutet, dass im künftigen Schuljahr knapp 10000 Grundschüler in Essen täglich bis zum Nachmittag betreut werden - so viele wie noch nie. Eine Gruppe mit je 25 Kindern wird in der Regel von einer Erzieherin betreut. Die Grundschulen mit den meisten Gruppen sind die Käthe-Kollwitz-Schule in Rüttenscheid (neun Gruppen), die Bardelebenschule in Holsterhausen sowie die Schule im Nordviertel (je acht Gruppen) sowie die Carl-Funke-Schule in Heisingen und die Schule an der Waldlehne, Margarethenhöhe (beide künftig sieben statt derzeit sechs Gruppen). Über sieben Gruppen verfügt außerdem bereits die Cranachschule (Holsterhausen).
„Ein Unding gegenüber Eltern“
Sowohl die Fortsetzung der bestehenden als auch die Errichtung neuer Gruppen beschloss der Rat „unter dem Vorbehalt der Bewilligung durch die Bezirksregierung“. Diese Bewilligung stand bis vor kurzem aus. Entsprechend erhielten Väter und Mütter lange Zeit von Schulleitern nur die Auskunft, dass die Plätze offiziell noch nicht freigegeben sind. „Das ist ein Unding gegenüber Eltern, wir können so nicht planen, denn viele Mütter und Väter wollen mit dem Schuleinstieg ihrer Kinder auch ihre Berufstätigkeit zumindest teilzeithalber wieder aufnehmen“, sagt ein Vater, der sein Kind an einer Grundschule im Süden angemeldet hat – inklusive Ganztagsplatz.
Regine Möllenbeck, die Chefin der Essener Schulverwaltung, kann den Unmut der Eltern verstehen, verweist aber auf das jährlich wiederkehrende Prozedere: „Die Bewilligung der Schulaufsicht kommt immer erst in den Sommerferien und gilt als reine Formsache.“ Das sei in den Vorjahren nie anders gewesen. Entsprechend rät sie zur Gelassenheit. Die ist tatsächlich angeraten: Denn nach Angaben eines Sprechers des NRW-Schulministeriums habe die Bezirksregierung die Stadt bereits Mitte Juni vorab per E-Mail darüber verständigt, dass alle beantragten Ganztags-Plätze genehmigt worden seien. Warum diese Info aus Düsseldorf noch nicht bei allen Essener Schulleitungen und somit auch bei den Eltern angekommen ist, darüber kann derzeit nur spekuliert werden. „Das Land hat die gemeldeten Bedarfe der Kommunen immer erfüllt“, betont der Ministeriumssprecher. „Das ist in diesem Jahr nicht anders.“ Die Bezirksregierung bestätigt: Am 13. Juni seien die Städte - auch Essen - per Mail vorab informiert worden; die offiziellen Bewilligungsbescheide gingen wohl noch in dieser Woche ‘raus.
Dass der tatsächliche Bedarf noch viel größer ist als der gemeldete, ist dabei eine Binsenweisheit: Doch die Schulen sind längst räumlich an ihre Grenzen gelangt. Die Stadt plädiert dafür, auch Klassenräume zu öffnen – was unter Praktikern jedoch ausgesprochen umstritten ist.
>> Wer den Offenen Ganztag an Grundschulen finanziert
So wird der Ganztag an den Grundschulen in Essen finanziert: Der größte Betrag kommt vom Land – im laufenden Schuljahr sind es knapp neun Millionen Euro. Die Elternbeiträge machen dagegen nur knapp vier Millionen Euro aus.
Die Stadt schoss bislang 4,5 Millionen Euro Eigenmittel dazu, erhöht diesen Anteil im kommenden Schuljahr aber auf 5,1 Millionen Euro. Die Erzieher im Ganztag sind bei der Stadt oder der Stadttochter Jugendhilfe Essen beschäftigt.