Die Natur macht sich wieder auf Zollverein breit. Es gibt jede Menge Tiere und Pflanzen zu entdecken. Das beweist der Geo-Tag am Sonntag.
- Die Natur macht sich auf der Zeche Zollverein wieder breit
- Institutionen wie der Nabu und die Emschergenossenschaft laden zum Geo-Tag ein
- Besonders Kinder und Familien entdecken, was dort kreucht und fleucht
Als Kolosse aus Stahl ragen der Förderturm der Zeche Zollverein und die angrenzenden Hallen in den Essener Himmel. Was auf den ersten Blick nur nacktes Metall und kühler Stein zu sein scheint, ist bei näherer Betrachtung voller Leben: Zahlreiche Tier- und Pflanzenarten haben das alte Industriegelände für sich entdeckt. Wie Menschengemachtes und Natur miteinander interagieren – auch um diese Frage ging es beim Geo-Tag der Natur auf Zollverein.
„Das Programm hier auf dem Zechengelände ist der Mittelpunkt mehrerer hundert Veranstaltungen im gesamten Bundesgebiet“, erklärt Mitorganisatorin Nora Scholpp vom Naturschutzbund (Nabu). „Ganz besonders beschäftigen wir uns mit dem Thema Stadtnatur. Der Hintergrund: Man schützt nur das, was man auch kennt. Und vor unserer eigenen Haustür gibt es eine Menge, das blüht, fliegt, krabbelt.“
Größte Feldforschungsaktion Europas
Bereits am Freitagabend und am Samstag gab es eine der größten Feldforschungsaktionen Europas, bei der Wissenschaftler das Zollverein-Gelände durchkämmten und gefundene Tier- und Pflanzenarten dokumentierten. Auch für Experten wie die Gewässerbiologin Kathrin Januschke von der Uni Duisburg-Essen ist es immer wieder überraschend, was bei solchen Zählungen ans Licht kommt. Oft seien sogar seltene Arten dabei: „Das gilt auf dem Essener Stadtgebiet zum Beispiel auch für den Borbecker Mühlenbach. Dort finden wir mittlerweile einige Organismen, die zeigen, dass die dort durchgeführten Renaturierung erfolgreich ist.“
Mitmach-Station und improvisierter Schafstall
Am Sonntag wandten sich Stiftung Zollverein, das Magazin Geo, die Emschergenossenschaft, die Ruhrkohle AG und die NRW-Stiftung als Veranstalter an die Familien: Da wurde Natur für kleine und große Hobbyforscher fühlbar: Sei es an den Mitmach-Stationen, bei denen man insbesondere Krabbeltieren sehr nah kommen konnte, am improvisierten Schafstall an der Halle 12 oder während einer der geführten Touren übers Gelände. Da gab es von Wildkräutern am Wegesrand bis zur vielfältigen Vogelwelt viel zu entdecken. Wer sich lieber auf eigene Faust einen Eindruck verschaffen wollte, konnte das mit Hilfe der „Biparcours-App“ tun: Da führte das Smartphone einen Nutzer, der unterwegs allerlei Rätsel zur Industrienatur lösen konnte.
Kinder drehen jeden Stein um
Das Konzept kommt offenbar an: „Gerade für Kinder gibt es viel zu entdecken“, lobt René Abele, Vater zweier kleiner Söhne. Und die beobachten in versierter Forschermanier unter dem Mikroskop Kleinstorganismen. Abele und seine Frau Kathi wissen, wie wichtig es ist, Stadtkindern Natur näherzubringen. „Wir bemühen uns, mit den Kindern viel ins Grüne zu gehen. Dafür bietet das Ruhrgebiet ja viele Möglichkeiten.“ Zudem, so Mutter Kathi, „sind die beiden gerade sowieso in einem Alter, in dem die Natur sehr spannend ist – da wird dann jeder Stein am Wegrand umgedreht und geschaut, ob vielleicht ein Käfer darunter ist.“
Diese Begeisterung zu erhalten und das Schützenswerte in den Vordergrund zu stellen – dazu leistet der Geo-Tag einen großen Beitrag.