Essen-Horst. . Die Ruhrau in Horst ächzt unter der Verkehrslast, die durch Discountervergrößerung und Neubaugebiet weiter zunahm. Die CDU fordert neue Konzepte.
Anlieger, Durchgangsverkehr, dazu die Kunden zweier Discounter, Busse im Zehn-Minuten-Takt und gewachsene Zahl der Anwohner durch das Neubaugebiet am Breloher Steig: Zusammen mit dem täglichen Schwerlastverkehr ein Mix, der die CDU im Bezirk nach einem überarbeiteten Verkehrskonzept für die Ruhrau in Horst rufen lässt.
Ortstermin, Freitag, 11 Uhr: Auf der Ruhrau in Höhe der beiden Discounter geht es zu, als ob die Sommerferien begonnen hätten. In beiden Richtungen schieben sich die Autos dicht an dicht über die zwei Fahrspuren, die nur durch eine Abbiegerspur voneinander getrennt sind. An der Ausfahrt vom Lidl-Markt versucht ein älterer Autofahrer sich vorsichtig in den fließenden Verkehr einzufädeln.
Aldi-Markt wurde vor gut einen Jahr vergrößert
Nach links will er abbiegen, doch zweimal setzt er zurück, weil niemand eine Lücke lässt. Drei Minuten lang geht das so, dann fasst er noch einmal Mut, steht schon zur Hälfte auf der Fahrbahn, doch mit einem tollkühnen Ausweichmanöver zieht der Geradeausverkehr vorbei. Erst als der Bus die Spur versperrt, biegt der Senior sichtlich entnervt ab – nach rechts.
Klaus-Dieter Feige, CDU-Fraktionschef in der Bezirksvertretung VII, mag das kaum überraschen: „Der wird jetzt oben auf dem Parkplatz der Glashütte wenden und dann geht es in die gewünschte Richtung weiter.“ Auch Politikerin Nicole Markner (CDU) kennt die Situation zu Genüge. „Das Thema ist nicht neu, doch die Lage hat sich seit gut einem Jahr noch einmal deutlich verschärft.“ Zu diesem Zeitpunkt vergrößerte Aldi seinen Markt und seine Zufahrt. „Die war früher deutlich schmaler“, erklärt Feige. „Da gab es eine Rampe und viel weniger Parkplätze.“ Nun fahren die Kunden zeitgleich ein und aus und sorgen für noch mehr Verkehr auf der Ruhrau.
Der Bus verdeckt die Sicht auf den fließenden Verkehr
Zudem sei die Zufahrt nach dem Umbau näher an die Bushaltestelle gerückt. „Wenn der Bus hält, ist für die Marktkunden der fließende Verkehr nicht mehr einsehbar“, ergänzt Nicole Markner. Und dies ist im Zehn-Minuten-Takt der Fall. „Einscheren auf gut Glück beschwört da so manche brenzlige Situation herauf.“ Just in diesem Moment kreuzt ein Kunde zu Fuß die Straße. Rund 50 Meter weiter rechts wäre dies sicherer, weil es dort eine Verkehrsinsel gibt. „Doch die wenigsten nehmen den Umweg in Kauf, wenn man eine schwere Einkaufstasche hat“, sagt Feige.
Es gibt aber noch weitere Hemmnisse: Im Juni 2016 eröffnete die Post auf dem ehemaligen Borgmann-Gelände an der Kleinen Ruhrau ein DHL-Paket-Zentrum. „Zweimal pro Tag werden dort die Postwagen be- und entladen“, sagt Nicole Markner. „Und die donnern dann über die Ruhrau.“ Zusammen mit weiteren Lkw aus den Speditionen in der direkten Nachbarschaft der Postniederlassung.
Paketzentrum sorgt für mehr Verkehr auf der Ruhrau
Dies kann Monika Kreilmann nur bestätigen. Gemeinsam mit ihrem Mann Gerhard betreibt sie eine Schlosserei an der Ruhrau 21, etwas unterhalb der Discounter. „Die Postautos fahren hier die halbe Nacht, oft brauche ich Minuten, um aus meiner Einfahrt heraus zu kommen“, klagt sie. Der Betrieb der Kreilmanns liegt direkt hinter einer Kurve. Die unterschätzt so mancher Autofahrer gründlich, zumal diese oft deutlich schneller unterwegs sind als die vorgeschriebenen 50 Stundenkilometer. Im September 2013 kam ein Pkw von der Strecke ab und fuhr den Kreilmanns in die Haustür – der dritte Fall in fünf Jahren. „Vor zwölf Wochen passierte dasselbe zwei Hausnummern weiter“, sagt Monika Kreilmann. „Die Straße ist für ein solch großes Verkehrsaufkommen einfach nicht gemacht. Hier muss sich etwas ändern.“
>> DER HORSTER TUNNEL BLEIBT EIN THEMA
Die Ruhrau ist überlastet – und dies seit Jahren, klagen Betroffene. Ein Grund ist der stets zunehmende Verkehr. Nicht zuletzt durch das Neubaugebiet am Breloher Steig, wo rund 350 Menschen leben.
Ihr Weg führt sie in aller Regel über die Horster Straße. Doch die Unterführung unter der S-Bahn-Trasse verläuft nur einspurig, was zu Rückstaus führt. „Es gab Überlegungen, eine Einbahnstraßen-Lösung zu etablieren“, sagt Nicole Markner. „Doch damit wäre ein Teil von Horst immer abgeschnitten.“ Den Betroffenen bliebe nur der Weg über die Dahlhauser Straße oder den Breloher Steig, die dadurch stärker belastet würden.
Klaus-Dieter Feige (CDU) fordert ein umfassendes Verkehrskonzept für Horst und einen Tunnelausbau auf zwei Spuren: „Eine prognostizierte Bauzeit von drei Monaten wäre auch für die Bahn AG zu verschmerzen, weil die S-Bahn nach Hattingen bald zwei- statt dreimal in der Stunde verkehren soll.“ Sofortmaßnahmen wären neue Verkehrszählungen, eventuell Verlegung der Bushalte auf der Ruhrau und Tempolimits.