Essen. . Die Entscheidung der Essener Evag, kostenloses Surfen in Bussen zu testen, hat auch wirtschaftliche Gründe. Sie will mehr junge Kunden gewinnen.
Die Kehrtwende der Essener Verkehrsgesellschaft Evag beim Thema kostenloses Surfen in Bussen hat auch wirtschaftliche Gründe. Sie will mit ihrem Angebot vor allem mehr junge Kunden gewinnen und das WLAN in den Fahrzeugen dafür nutzen, mit kurzen Spots für sich zu werben. In fünf Essener Bussen wird seit kurzem WLAN getestet. Sollte der vorerst bis Ende des Jahres laufende Versuch ein Erfolg werden, wird der Vorstand sich möglicherweise dafür stark machen, dass mittel- oder langfristig alle 185 Evag-Busse mit WLAN ausgerüstet werden.
Noch vor einem Jahr argumentierte die Evag ganz anders. Mit Blick auf die eigene finanzielle Situation lehnte sie kostenloses Surfen in Bussen und Bahnen ab. „Nicht finanzierbar“, lautete damals das vernichtende Urteil in der Evag-Zentrale. Die Ausstattung für jedes Fahrzeug würde rund 1500 Euro kosten. Die Gesamtinvestition liege bei 486 000 Euro – Zahlen, die die Essener Piraten für zu hoch gegriffen hielten.
Evag will mobiles Netzwerk für Eigenwerbung nutzen
Dass die Evag ihre Weigerungshaltung inzwischen nun aufgegeben hat, liegt auch daran, dass immer mehr Verkehrsunternehmen rund um Essen den Versuch wagen, erst in Bochum und Gelsenkirchen, dann in Duisburg und nun auch in Düsseldorf mit gleich 40 Bussen. Da wollte sich die Evag nicht länger wie in einer Burg verschanzen. „In einer Welt, in der sich das WLAN so schnell verbreitet, können wir nicht der einzige blinde Fleck bleiben“, sagt Nils Hoffmann, Leiter des Evag-Kundenmanagements.,
Die Evag suchte daraufhin nach Argumenten und Wegen, wie sich das Ganze doch rechnen könnte. So könnte sie bei den Werbeausgaben (etwa für Plakate) sparen und dafür das WLAN für eigene Reklame-Spots nutzen. „Wir haben die Möglichkeit, mit unseren Kunden auf diesem Weg in Kontakt zu treten und ihnen zusätzliche Informationen zu geben“, erklärt Nils Hoffmann.
Test in Essen läuft bis zum Ende des Jahres
Vor allem sieht das Unternehmen aber eine große Chance, Jugendliche mit dem WLAN-Angebot anzusprechen und dauerhaft für sich zu gewinnen. Viele Schüler würden gezielt nach WLAN-Netzen suchen, um zum Nulltarif mit ihrem Smartphone surfen zu können.
Die WLAN-Busse sind schnell an den großen Aufklebern zu erkennen. Die Anmeldung ist unkompliziert. Der Verkehrsbetrieb will während der Testphase herausfinden, wie stark das Angebot genutzt wird, und wird am Ende eine neue Kosten-Nutzenrechnung aufstellen – mit aktuellen Zahlen.