Essen. . Bürger im Süden und Osten von Essen leiden derzeit unter erheblichen Ruhestörungen auch nach 23 Uhr. Der Airport nennt die Lage „unerfreulich“.

  • Seit Ende März hat es keine Nacht mehr gegeben, in der alle Landungen bis 23 Uhr erledigt waren
  • Im Monat Mai gab es einen neuen Rekord an Verspätungen, seit die Aufzeichnungen vor 12 Jahren begannen
  • Die Gründe sind vielfältig: Frühlingsgewitter, langsame Gepäckabfertigung und Probleme von Air Berlin

Die Zahl der späten Landungen am Düsseldorfer Flughafen hat im Mai 2017 einen neuen Spitzenwert erreicht – zumindest seit Beginn der genauen Zählungen vor zwölf Jahren. Das betrifft nicht nur Bürger im Essener Süden, sondern auch im Osten der Stadt, wo man die Flugzeuge besonders am Abend stark mitbekommt.

Der Kettwiger Diplom-Statistiker Georg Regniet von der Initiative „Bürger gegen Fluglärm“ gibt an: 1173 Flüge zwischen 22 Uhr abends und 6 Uhr morgens seien im Mai in Düsseldorf gelandet oder gestartet – das sind 37,8 pro Nacht; erlaubt sind 33. Und nach 23 Uhr kamen statistisch immer noch siebeneinhalb Flieger pro Nacht runter – der zweithöchste Wert, der jemals in einem Mai gemessen wurde.

„Gleiches, schlechtes Bild wie 2016“

„Der Flughafen hatte schon 2016 versprochen, gegen die Verspätungen etwas zu tun, doch es zeigt sich das gleiche, schlechte Bild wie im letzten Jahr – mindestens“, kritisiert Regniet. Entsprechend müsse die Politik im Land handeln.

Schon Ende April, nach den Osterferien, hatten die „Bürger gegen Fluglärm“ registriert, dass es seit der Umstellung auf den Sommerflugplan Ende März keinen Abend mehr gab, an dem alle Landungen bis 23 Uhr abgewickelt werden konnten. „Wie soll das erst werden, wenn die Sommersaison losgeht?“, fragt Regniet.

„Wir sind mit der Situation nicht zufrieden“

„Wir sind mit der Situation auch nicht zufrieden“, räumt Christian Hinkel ein, Sprecher des Düsseldorfer Flughafens. Im April habe der abendliche Luftverkehr in Düsseldorf eine Pünktlichkeits-Quote von gerade mal 75 Prozent erreicht, das sei in der Tat „unerfreulich“. Trotzdem beteuert Hinkel: „Niemand im Luftverkehr hat ein Interesse an Verspätungen, die Ursachen sind vielfältig,. Wir tun alles, um entsprechende Maßnahmen zu ergreifen.“

Als Gründe für die neuen, massiven Verspätungen nennt Hinkel die vielen Frühlings- und Sommergewitter, die den Luftverkehr zeitweise lahmlegen. Doch es gibt auch handfeste, wirtschaftliche Ursachen: Die Schieflage der Fluggesellschaft Air Berlin zum Beispiel, am Düsseldorfer Flughafen die größte Airline.

Airport und Airline schieben sich die Schuld gegenseitig in die Schuhe

Bekanntlich steckt Air Berlin in großen Schwierigkeiten, benutzt verstärkt Leih-Maschinen und setzt an manchen Standorten Verwaltungsmitarbeiter auch für die Abfertigung am Schalter ein. „Uns ist es soeben gelungen, einen stabilen Pfingst-Flugplan aufrecht zu erhalten“, betont ein Sprecher der Berliner Fluggesellschaft. „Alle Operationen, besonders in Düsseldorf, laufen stabil.“

Der Airport hält dagegen, ohne Air Berlin direkt beim Namen zu nennen: Probleme, Crews zu bekommen, seien ebenfalls ein Grund für Verspätungen. Oder technische Schwierigkeiten an den Jets. Air Berlin hat wiederum einen anderen Grund für Verspätungen ausgemacht, für den der Flughafen verantwortlich ist: Störungen bei der Gepäck-Abfertigung in Düsseldorf nach der Landung, was die nächsten Starts verzögere. So schieben sich Air Berlin und Airport den schwarzen Peter gegenseitig zu, während die Essener auf ihren Balkonen oder Terrassen zeitweise kaum ihr eigenes Wort verstehen.