Essen. . Auf dem Gelände der ehemaligen Coca-Cola-Zentrale in Bergerhausen ist in 13 Jahren ein Gewerbegebiet gewachsen – mit ungewöhnlichem Branchenmix.

Das Gewerbegebiet Alexanderpark in Bergerhausen hat sich zum Zentrum für Kreative und Start-ups entwickelt: Filmemacher, Fotografen, Werbeleute, Licht- und Möbel-Designer, Hersteller von Kaffeeriegeln oder Geldzählmaschinen, Bienenvermieter, Koch und Boxclub – die Mieterstruktur ist inzwischen vielfältig.

An die Firma Coca-Cola, die hier über viele Jahrzehnte ihre Deutschland-Zentrale unterhielt, erinnert im Alexanderpark nur noch wenig. Eine rote Sitzecke im Foyer, eine Deko-Cola-Flasche im Treppenhaus – das war’s. Seit die Investoren vom Immobilien-Management Corvis 2004 das leerstehende Gebäude kauften, hat sich viel getan. Auf rund 25 000 Quadratmetern sind heute über 90 Firmen mit rund 500 Mitarbeitern ansässig.

Filmemacher treffen auf Möbel-Designer

Man habe das riesige Areal erst einmal wachküssen müssen, erinnert sich Corvis-Geschäftsführer Oliver Rottmann. „Heute ist der Alexanderpark besonders für Start-up-Unternehmen interessant, weil er die Möglichkeit des Wachsens und Entfaltens bietet“, erläutert Laura Freund, zuständig für die Objektverwaltung. So mancher Gründer habe im kleinen Einzelbüro angefangen und sei später in größere Räumlichkeiten auf dem Gelände umgezogen. „Es ist natürlich praktisch, wenn man die Gegebenheiten kennt und die Firmenadresse behalten kann“, sagt Oliver Rottmann.

Die Mischung mache den Alexanderpark interessant: Neben IT- und Elektrotechnik-Firmen und Unternehmen der Baubranche gebe es einen Fitnessclub und ein kleines Restaurant im ehemaligen Aufenthaltsraum der Coca-Cola-Trucker, das auch viele Mitarbeiter besuchten. „Vom Drohnenhersteller bis zum bekannten Wirtschaftsprüfer reicht das Spektrum. Der Hersteller von Geldzählmaschinen gehört inzwischen zu den Marktführern“, sagt Laura Freund.

Kreativzentrum zählt 500 Mitarbeiter

Man setze auf den Kontakt der verschiedenen Firmen untereinander, der durchaus Synergie-Effekte ermögliche. „Da leiht man sich schon mal einen Gabelstapler oder nutzt die kreativen Ideen der Mitmieter zur Vermarktung des eigenen Produkts. Man kennt sich, man hilft sich“, betont der Geschäftsführer. Um das Miteinander zu verbessern, gebe es jedes Jahr im Advent ein Glühweintrinken, zu dem alle Mieter eingeladen seien. „Mit 500 Mitarbeitern sind wir hier ja quasi so groß wie ein Dorf im Sauerland“, ergänzt er und lacht.

Auch prominente Namen tauchen auf: Sternekoch Nelson Müller habe im Alexanderpark angefangen und halte dort noch immer Kochevents ab, Wladimir Klitschko habe bereit auf den Boxsack mit Korpus geschlagen, der heute in den Corvis-Räumen hängt.

Gewerbegebiet profitiert von guter Anbindung

Das Gewerbegebiet profitiere von der Nähe zu den Autobahnen A 52 und A 40 sowie der guten Anbindung zur Essener Innenstadt. Dabei seien die Mieten günstiger als in der City, so Oliver Rottmann. 95 Prozent der Flächen seien vermietet. „Wir müssen natürlich immer Räumlichkeiten vorhalten, um Unternehmen, die sich vergrößern wollen, etwas anbieten zu können“, erklärt er. Dass es in Bergerhausen nicht so repräsentativ zugehe, wie an den Hauptstraßen vieler Städte, sei nicht unbedingt ein Nachteil. „Viele Firmen, gerade hier im Ruhrgebiet, schätzen das Understatement.“

Dass man sich bei der Einrichtung nach den Bedürfnissen der Mieter richte und dafür auch mal die ein oder andere Wand fallen müsse, sei Tagesgeschäft. An einigen Stellen gehe es bis ins dritte Untergeschoss. „Da kann man die Ruhrgebietskohle riechen“, sagt Rottmann.

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Von 1929 bis 2003 dreht sich in Bergerhausen vieles um die Koffein-Brause. Die Straße, an der die Deutschland-Zentrale des Unternehmen lag, ist nach dem früheren Coca-Cola-Geschäftsführer Max Keith benannt. „Für uns war das 2004 eine enorme Herausforderung, die Gebäude zu übernehmen, die natürlich komplett auf die Bedürfnisse von Coca-Cola zugeschnitten waren“, sagt Oliver Rottmann, Geschäftsführer von Corvis-Immobilien. Noch gut könne er sich an die Red Box, den Präsentationsraum der Getränkefirma, erinnern. Der sei komplett in der roten Firmenfarbe ausgestattet gewesen. „Da konnte man es keine zehn Minuten aushalten“, so Rottmann. „Die Farbsprache der Firma war hier nirgendwo zu übersehen. Das galt sogar für die Türrahmen.“

Bevor Coca-Cola seine Deutschland-Zentrale nach Berlin verlegte, sei Bergerhausen einer von weltweit vier Standorten gewesen, wo auch die streng geheime Formel für das Getränk verwahrt und der Sirup produziert wurde, erläutert Rottmann.

Das Areal wurde nach der Übernahme in viele kleinere Einheiten unterteilt, so dass jetzt Flächen von 20 bis 3500 Quadratmeter zur Verfügung stehen. Einen Teil der Räume nutzt die Firma Corvis seit 2004 selbst. Das Immobilien-Management mit inzwischen 17 Mitarbeitern ist bundesweit für An- und Verkauf, Vermietung und Verwaltung von Immobilien zuständig.