Essen. In der Kreativwerkstatt der Diakonie Essen erstellen Langzeitarbeitslose marktfähige Designs. Was sie bald im Verkaufsraum präsentieren wollen.

In der Werkstatt wird kräftig gehobelt und gefeilt, bekommen Holzbretter mit der Stichsäge filigrane Muster und dann einen flotten Farbanstrich. Gut 40 Frauen und Männer wirken daran mit, Körben und Stühlen, Leuchtern, Regal- und Schrankmodulen eine Form zu geben. Sie sind Teil der Kreativwerkstatt, einem Bereich der Neuen Arbeit der Diakonie Essen.

Die Beschäftigungs- und Beratungsgesellschaft Neue Arbeit mit Sitz in Stoppenberg gibt Langzeitarbeitslosen eine Alltagsstruktur und vor allem Perspektiven, einer sinnvollen Beschäftigung nachzugehen. Und das schon seit vielen Jahren. Inzwischen hat sich neben der Gemeinwohlarbeit und unterschiedlichen Dienstleistungsangeboten ein weiteres Feld entwickelt – die Kreativwerkstatt.

Wertschätzung ist das Ziel

„Wir möchten, dass die Arbeit dieser Menschen mehr wertgeschätzt wird“, sagt Sven Stornebel, der vor einem Jahr die Abteilung übernommen hat. Dort soll in besonderer Weise, wie der Name schon sagt, die Kreativität der Teilnehmer gefordert und gefördert werden. Es gehe darum, neue Designs zu entwickeln und sie marktfähig zu machen.

Das kann ein simpler Abreißblock sein, der mit seinen grafischen Blättern ein witziger Geschenkartikel ist oder das aus verschiedenen Holzplättchen erstellte Teelichtgefäß. „Auf der Upcycling-Messe vor einer Woche in Velbert haben die Besucher uns das aus den Händen gerissen“, berichtet Stornebel. Wobei ihn der Begriff Upcycling stört. „Das ist so ein Trend. Aber wir verwenden ja nicht generell nur Abfall, sondern bekommen ebenso hochwertiges Material gespendet.“

Ausstattung für Hotelbetriebe

Zum Beispiel in der Nähwerkstatt, wo gerade ein Vorhang für einen Schrank entwickelt wird. Das Möbel, berichtet Stornebel stolz, könnte bald, hundertfach hergestellt, die Zimmer in einem Bed- &-Breakfast-Hotel komplettieren. „Die Ideen für die Stoffprodukte kommen von den Teilnehmern“, berichtet Julia Glaeser, die seit sechs Jahren als Anleiterin tätig ist.

Aus den grafischen Vorlagen der Teilnehmer werden zum Beispiel Geschenkpapiere, wie Abteilungsleiter Sven Stornebel (rechts) demonstriert.
Aus den grafischen Vorlagen der Teilnehmer werden zum Beispiel Geschenkpapiere, wie Abteilungsleiter Sven Stornebel (rechts) demonstriert. © Socrates Tassos

„Die Vorkenntnisse der Teilnehmer sind sehr unterschiedlich und wir müssen schon Zeit investieren, sie auf einen Level zu bekommen. Sich selbst kreativ einbringen zu können, spornt sie aber ungeheuer an.“ Etliche haben einen Migrationshintergrund, einige Flüchtlinge sind ebenfalls darunter. „Es wird deutsch gesprochen, damit sie auch sprachlich einfach sicherer werden“, sagt Glaeser.

Ab September gibt es einen Verkaufsraum

Die Kreativwerkstatt ist eine Begegnung der Kulturen, von der alle profitieren. Seien es die verwendeten Techniken, Materialien oder die Gestaltung – alles werde im Team besprochen und ausprobiert, berichtet Sven Stornebel, selbst Tischler und Designer: „Es sind alles Unikate, und wir möchten damit ganz bewusst gegen den Strom schwimmen.“ Verkauft werden die Kleinserien und Einzelstücke bislang nur auf Messen. Ab September ist aber ein Verkaufsraum auf dem Gelände an der Langemarckstraße geplant.

>> Beratung, Beschäftigung und Qualifizierung

Gegründet 1979, ist die Neue Arbeit eine Einrichtung der Diakonie. Ziel ist es, Menschen zu helfen, die von Arbeitslosigkeit betroffen oder bedroht sind. Sie werden durch Be­ratung, Beschäftigung, Qualifizierung und Vermittlung unterstützt. In der Kreativwerkstatt arbeiten 200 Menschen in fünf Bereichen. Sie werden von Fachleuten (u.a. Handwerker, Künstler, Therapeuten) angeleitet.